Kommunen rüsten ihren öffentlichen Nahverkehr entschlossen um. Dazu drei wichtige Neuigkeiten:
1. Elektrolyseur für Bremerhaven
Vor den Toren Bremerhavens soll ab 2022 Wasserstoff für den öffentlichen Nahverkehr erzeugt werden. Die Elektrolyseanlage mit einer Kapazität von zwei Megawatt und die Wasserstofftankstelle auf dem Betriebsgelände der Bremerhaven Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft GmbH (Bremerhaven Bus) sollen von der eigens gegründeten HY.City.Bremerhaven GmbH & Co. KG betrieben werden. Hauptgesellschafter sind das nordfriesische Energiewende-Unternehmen GP Joule und das Bremerhavener Start-up Green Fuels. Bremerhaven Bus will mit dem lokal erzeugten Wasserstoff sieben Brennstoffzellenbusse im Linienverkehr betanken. Das Projekt gilt als weiterer Mosaikstein in der Vision, den Nordwesten zur klimafreundlichen Wasserstoffregion umzubauen. Im nächsten Schritt soll die Zahl der Wasserstoffbusse in Bremerhaven auf mindestens zehn steigen. Busse mit Brennstoffzellenantrieb sind deutlich leiser als herkömmliche Dieselbusse. Aus ihrem Auspuff kommt reiner Wasserdampf. So verbessern die neuen Busse nicht nur die Klimabilanz des öffentlichen Nahverkehrs, sondern sorgen auch für bessere Luft und mehr Ruhe in der Stadt. Die Kapazität des Elektrolyseurs im Gewerbegebiet am Grauwallring reicht sogar für bis zu 34 Busse.
2. Elektrobusse für Bayern – und viel Förderung
Den Kauf von 20 Elektrobussen im Rahmen eines Verbundprojektes kleiner und mittlerer Verkehrsbetriebe in Bayern fördert das Bundesumweltministerium (BMU) mit rund 6,2 Millionen. Florian Pronold, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMU, übergab in Passau einen entsprechenden Förderscheck. Mit Hilfe der Fördermittel werden Teile der Busflotten in Aschaffenburg, Bad Reichenhall, Bamberg, Coburg, Passau und Landshut mit rein batterie-elektrischen Fahrzeugen ausgestattet. Bundesweit fördert das Bundesumweltministerium insgesamt rund 1.500 Elektrobusse.
Im Rahmen der BMU-Förderung werden in dem Verbundprojekt insgesamt 20 rein elektrisch betriebene Nahverkehrsbusse angeschafft, die vorwiegend in den Innenstädten von Aschaffenburg, Bad Reichenhall, Bamberg, Coburg, Passau und Landshut eingesetzt werden. Teilweise werden dabei ganze Linien elektrifiziert. Neben der Anschaffung der Busse fördert das BMU auch die notwendige Ladeinfrastruktur, die notwendige Werkstattausrüstung oder Schulungen von Fahr- und Werkstattpersonal. Dabei werden bei den Fahrzeugen die gegenüber einem Dieselbus entstehenden Mehrkosten mit bis zu 80 Prozent finanziert. Die übrigen Ausgaben werden mit bis zu 40 Prozent unterstützt.
Das BMU-Förderprogramm zur Anschaffung von Elektrobussen im öffentlichen Personennahverkehr unterstützt den Markthochlauf von Bussen mit Elektroantrieb. Die Anschaffungskosten für ein solches Fahrzeug sind derzeit zwei- bis dreimal so hoch wie bei einem Dieselbus. Die anteilige Förderung macht Elektrobusse für Kommunen zu einer aussichtsreichen, ökologischen Alternative. Zentrales Kriterium für die Förderung ist der nachgewiesene Einsatz erneuerbarer Energien beim Laden der Busbatterien. Bundesweit stellt das Bundesumweltministerium für die Elektrobus-Förderung 620 Millionen Euro zur Verfügung.
3. „Was wäre, wenn … es morgen kein Benzin und keinen Diesel mehr gäbe?“
Was wäre, wenn Kommunen, Hausbesitzer und Unternehmen ab morgen konsequent im Sinne der Energiewende handeln würden? Mit der neuen Beitragsreihe „Was wäre, wenn …“ lädt die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) zu einem optimistischen und visionären Gedankenspiel ein. In Folge 1 machen sich David Nelles und Jana Höffner über nachhaltige Mobilität Gedanken – einem der wichtigsten Themen unserer Zeit. Wie sähe unsere Welt aus, wenn der Personen- und Frachtverkehr ab morgen ohne fossile Brennstoffe auskommen müsste? Welche Alternativen gibt es jetzt schon, welche entstehen? Wie wird sich der öffentliche Raum entwickeln?
David Nelles, 25 Jahre alt, Student der Wirtschaftswissenschaften und Buchautor („Kleine Gase - Große Wirkung: Der Klimawandel“), hat folgende Vision: „Die Innenstädte stelle ich mir nahezu autofrei vor, ruhiger und leiser. Straßen- und Parkraum wird umgewidmet für Fußgänger und Radfahrer. Die Art der Fortbewegung hat sich verlagert. Radfahren beispielsweise ist angstfreier möglich – und macht Spaß. Autonom fahrende Robotaxis sind im Einsatz und Carsharing boomt. Busse und Bahnen fahren für einen Jahresbeitrag von 365 Euro. Für lange Strecken gibt es das Hochgeschwindigkeitssystem Hyperloop. Auf dem Land kommt man teilweise mit dem ÖPNV zur Arbeit. Der individuelle Autoverkehr schwenkt erst auf Strom, später auf Wasserstoff um. Es gibt ein großes Angebot an elektrischen Carsharing-Fahrzeugen. Nicht zuletzt wird die Homeoffice-Quote steigen.“
Jana Höffner, 41 Jahre alt, leitet das Referat Online-Kommunikation im Staatsministerium BW und ist 2. Vorsitzende des Vereins Electrify-BW. Sie stellt es sich so vor: „Der ÖPNV ist flächendeckend über eine einzige App buchbar. Fahrradspuren sind sicher, da baulich vom Autoverkehr getrennt – Beispiel Paris. Bei den PKW macht das Elektroauto das Rennen, da es effizienter und günstiger ist als etwa Wasserstoffautos. Die Menschen haben ihre irrationalen Ängste davor verloren, dass E-Mobilität kompliziert ist und schätzen den neuen Komfort. Auf dem Land haben sich Ruf- und Sammeltaxis etabliert. Der Frachtverkehr läuft europaweit über neue Gütertrassen mit der Bahn. Zu den Knotenpunkten („Hubs“) fahren teilweise E-LKW. Die letzte Strecke legen die Waren in Cargo-Trams, E-Lastenbikes und kleinen Transportfahrzeugen zurück.“
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