Der geschäftsführende PNE-Vorstand und auch schon vorherige PNE-Chef Martin Billhardt und der frühere WKN-Chef Volker Friedrichsen, tragen seit dem Jahreswechsel einen Konflikt öffentlich aus, dessen Sollbruchstelle mitten durch den Aufsichtsrat führt. … (mehr über die Hintergründe finden Sie am Ende des Interviews)
ERNEUERBARE ENERGIEN: Die Geschäftsführung von PNE streitet mit dem Ex-Chef des 2013 übernommenen Windparkprojektierers WKN, der dem PNE-Aufsichtsrat angehört. Es geht um Strategisches, den Verdacht falscher Angaben beim WKN-Verkauf, eine angeblich nicht ausreichende Informationspolitik der PNE-Geschäftsführung. Gibt es einen Kern des Streits?
Martin Billhardt: Wir haben die Bewertung der WKN nochmals durch unabhängige Experten unter Zuhilfenahme von forensischen Experten überprüfen lassen. Hierbei stellte sich heraus, dass 15 Projekte falsch bewertet wurden und dem Unternehmen ein Schaden von rund 17 Millionen Euro entstanden ist. Natürlich haben wir mit dem ehemaligen Eigentümer und heutigen Aufsichtsrat der PNE umgehend versucht eine gütliche Einigung zu erreichen, die er abgelehnt hat. Wir sind dazu verpflichtet diese Ansprüche geltend zu machen. Das Ganze, sowie weitere Unregelmäßigkeiten bei der WKN wie Kickback-Zahlungen von Vestas unter der Führung des ehemaligen Eigentümers, haben das Verhältnis im Aufsichtsrat und zwischen ihm und uns als Vorstand der PNE schwer belastet. Offensichtlich soll nun durch eine Art Kampagne und konstruierte Vorhalte versucht werden die Millionenklage abzuwenden. Dies schadet dem Unternehmen. Wir sind zuversichtlich dass die Aktionäre dies auch so sehen und unseren Anträgen auf der Hauptversammlung folgen werden.
Sie werfen Ex-WKN-Chef Friedrichsen insbesondere vor, beim Verkauf seiner Firma mit falschen Angaben dafür gesorgt zu haben, dass WKN überbewertet war. Die Korrektur der Überbewertung sei für den ausgebliebenen Gewinn im Geschäftsjahr verantwortlich, der Rechtsstreit dazu läuft noch. Warum kam Friedrichsen dann 2014 noch in den Aufsichtsrat?
Martin Billhardt: Die Vorwürfe wurden erst durch die Untersuchungen durch unabhängige Experten sichtbar, sodass wir erst später belastbare Fakten hatten und entsprechend handeln mussten.
Ist die Situation nicht so kompliziert, dass viele der typischen PNE-Kleinaktionäre sich für die Abstimmung über einen neuen Aufsichtsrat am morgigen Dienstag überfordert sind?
Martin Billhardt: Die Situation ist einfach: will man den erfolgreichen Kurs der PNE weitergehen und verhindern, dass ein einzelner Aktionär zu seinen Gunsten das Unternehmen versucht zu beherrschen, oder nicht? Die PNE ist erfolgreich, optimal in allen Wachstumsmärkten aufgestellt und auf Wachstumskurs. Unser YieldCo-Modell wird das Unternehmen nachhaltig stärken. Daher werben wir für unseren Kurs und rufen alle Aktionäre auf ihr Stimmrecht für klare Verhältnisse und für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens zu nutzen.
Die Yieldco ist das neue Instrument, in das PNE die Gelder aus zwei Kapitalerhöhungen und einer Anleihe stecken will. Sie denken dabei an Investoren, die lieber ihr Risiko im Projekt mindern und dann mit nur noch drei Prozent Rendite zufrieden sind. Wer sind die: Stadtwerke? Versicherungen? Fonds?
Martin Billhardt: Grundsätzlich sind alle Investoren hiervon angesprochen. Auf sehr großes Interesse stoßen wir hier bei internationalen institutionellen Investoren. Denn in anderen Märkten ist das YieldCo Modell längst etabliert und ein Erfolgsmodell.
Wie verhindern Sie aber, dass das Risiko dann alleine bei PNE verbleibt und zu groß wird?
Martin Billhardt: Wir bauen fertige, rentable und risikoarme Windparks auf unsere eigene Bilanz. Gute Windparks bauen und sie erfolgreich veräußern ist unsere Kernkompetenz. Die Parks alleine könnten wir gewinnbringend veräußern. Nun aber als Paket, gebündelt, steigern wir die Absatzmöglichkeiten und öffnen uns neuen Investorengruppen. Daher gibt es kein Risiko.
Das Tischtuch zwischen beiden Seiten gilt als zerschnitten. Wer wird sich also durchsetzen und welches Argument wird die Aktionäre am meisten überzeugen oder leiten?
Martin Billhardt: Wir sind davon überzeugt, dass unsere Aktionäre den eingeschlagenen Erfolgskurs mit uns gehen wollen. Wenn wir klare Verhältnisse haben, die rechtmäßigen Schadensersatzforderungen durchsetzen und uns nicht beirren lassen …
Herr Friedrichsen moniert den anhaltenden Glauben bei PNE an Offshore-Windkraft. Kann ein Unternehmen der Größe PNE´s überhaupt in einem Ausschreibungssystem wie es in Deutschland kommt weiter an der Offshore-Entwicklung partizipieren?
Martin Billhardt: Als eines der wenigen Unternehmen haben wir seit Jahren sehr gute Erfahrungen mit Ausschreibungen in anderen Märkten. Man nenne hier nur das Beispiel Großbritannien. Wir können die gesamte Wertschöpfungskette aus einer Hand anbieten und sind vertrauensvolle Partner der Grundstückseigentümer, der Politik, der Industrie und der Finanzierungspartner. Wir sind international top aufgestellt und wollen am weltweiten Wachstum partizipieren. Auch in Deutschland.
Das Gespräch führte Tilman Weber
weiter zum Hintergrund: In den Aufsichtsrat ist Friedrichsen Anfang 2014 noch vor Ausbruch des Konflikts gewählt worden. Die zwei mit ihm neu gewählten Aufsichtsratsmitglieder Astrid Ziehlke und Peter Baron von le Fort halten zu ihm. Die übrigen drei Aufsichtsratsmitglieder Dieter K. Kuprian, Horst Kunkel und Reza Abhari stehen als bereits langjährige Angehörige des Gremiums Billhardt nahe. Weil Kuprian aber zugleich den Aufsichtsratsvorsitz innehat, gibt er in dieser Pattsituation mit seiner Stimme dann bei allen strittigen Entscheidungen den Ausschlag für die Geschäftsführung bei PNE. Die Aktionärsversammlung muss sich mit drei Anträgen zur Abwahl von dem jeweils einen oder dem anderen Teil befassen. Denn auch die Deutsche Balaton AG hat als Aktionärin einen Antrag zur Abwahl der Vorstands-nahen Aufsichtsratshälfte eingereicht – sich aber zugleich gegen die Gegenkandidaten der Friedrichsen-Seite ausgesprochen. Die Deutsche Balaton AG besitzt nach eigenen Angaben Aktienmengen für 1,7 Prozent der Stimmrechte. Die Geschäftsführung von PNE hat nun die Abwahl der Friedrichsen-Seite aus dem Aufsichtsrat beantragt. Friedrichsen, Ziehlke und Baron von le Fort verlangen die Abwahl der anderen Aufsichtsratshälfte.
Die Aktionärsstruktur bei PNE besteht aus überwiegend Kleinst- und Kleinanlegern. Die größeren kleinen Anleger besitzen Anteile von mehreren Prozenten, von ihnen wird vermutet, dem PNE-Geschäftsführer Martin Billhardt nahe zu stehen. Zumindest einzelne davon haben noch im Mai ihre Stimmanteile erhöht. Ein Versuch Friedrichsens, seine Stimmanteile zu erhöhen, scheiterten hingegen. Mit knapp 15 Prozent der Stimmanteile ist er unangefochtener Großaktionär.
Die Auseinandersetzungen bei PNE lassen indes kaum ein Thema aus. Dabei stehen oft die Positionen diametral einander gegenüber. So wirft Friedrichsen PNE vor, wegen schlechter Offshore-Geschäfte und einem missglückten Kapitalerhöhung für den Aufbau einer Yieldco genannten Investitions- und Beteiligungsgesellschaft 17 Millionen Euro Verluste erzeugt zu haben. Billhardt beschuldigt hingegen Friedrichsen beim Verkauf seiner Firma WKN im Jahr 2013 durch falsche, irreführende Bewertungen von 15 WKN-Windkraftprojekten einen Schaden um 17 Millionen Euro bei PNE erzeugt zu haben. In einer Millionen Euro schweren Klage gegen Friedrichsen versucht PNE den angeblichen Schaden auszugleichen. Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2014 weist ein Betriebsergebnis von 2,7 Millionen Euro aus. Der Jahresüberschuss der PNE Wind AG lag bei vier Millionen Euro. Eine Dividende schüttete das Unternehmen allerdings nicht aus. Einschließlich dieses Jahres 2014 will PNE allerdings bis 2016 ein Betriebsergebnis in Höhe der zuvor festgelegten Erwartungen von mindestens 110 Millionen Euro erreichen. Noch unmittelbar vor der Hauptversammlung gab PNE am Samstag außerdem den Verkauf seiner britischen Projekte für 140 Millionen Euro bekannt. Aktionäre bewerteten den Deal als gut, die Aktien zogen an.
Auch bei anderen Streitpunkten stehen Behauptung gegen Behauptung. So erklärt Friedrichsen, eine mündlich zugesagte Ausstattung des Unternehmensteiles WKN nach der Übernahme durch PNE mit 10-15 Millionen Euro sei ausgeblieben. PNE erklärt hingegen, das Unternehmen habe „wie vereinbart die WKN durch finanzielle Mittel in Höhe von 10 Millionen Euro unterstützt.