Angelas Merkels Ziel ist erreicht: Zum 1. Januar 2023 waren in Deutschland 1.013.009 Elektro-Pkw zugelassen. Die Alt-Bundeskanzlerin hatte diese Zahl ursprünglich für 2020 ausgegeben, sie aber selbst wieder einkassiert. Nun, drei Jahre später, ist es erreicht.
Eine von 50 Millionen
Zum Jubeln besteht allerdings mit Blick auf eine echte Mobilitätswende kein Anlass: Insgesamt waren in Deutschland zum Stichtag 60.133.124 Kraftfahrzeuge zugelassen und damit 0,5 Prozent mehr als vor einem Jahr, meldet das Kraftfahrt-Bundesamt. Den größten Anteil machen mit 48,8 Millionen die Pkw aus.
Statistisch gesehen besitzt also mehr als jeder zweite Einwohner Deutschlands ein Auto, von denen gerade mal zwei Prozent elektrisch angetrieben werden. Immerhin: Der Bestand der Elektro-Pkw lag um 63,8 Prozent höher als am 1. Januar des Vorjahres, während der Anteil von Diesel und anderen Verbrennern leicht zurückging.
Fast eine Million Hybrid-Pkw
Ein deutlicher Zuwachs war allerdings auch bei den Plug-in-Hybriden erkennbar. Mit 864.712 Pkw waren 52,8 Prozent mehr Plug-in-Hybride zugelassen als vor einem Jahr. Hier bleibt noch abzuwarten, wie sich das Ende der Förderung zum Jahreswechsel auswirkt.
Autobranche fordert Planungssicherheit
Unterdessen sorgt Verkehrsministers Volker Wissing (FDP) mit seiner Blockade der EU-Beschlusses zum Ende des Verbrennungsmotors in Pkw 2035 für Widerspruch auch in Teilen der Automobilbranche. So warnte Audi-Chef Markus Duesmann auf Spiegel online vor einer „Hängepartie“. Die Autobranche benötige Planungssicherheit für ihre milliardenschweren Investitionen.
3 Gründe für das Verbrenner-Aus
Auch aus der Wissenschaft kommt Unterstützung für das Verbrenner-Aus, selbst wenn E-Autos auf absehbare Zeit nicht ausschließlich mit erneuerbarem Strom betankt und produziert werden könnten, wie Michael Koch, Professor für Economics & Sustainability an der SRH Fernhochschule, betont. Es sprächen dennoch wichtige Argumente für ein künftiges Verbot von Verbrennungsmotoren in Kraftfahrzeugen: „Erstens ist der Wirkungsgrad von Verbrennern sehr viel schlechter, so dass ein Elektrofahrzeug mit der gleichen Menge an Energie fünfmal weiter fahren kann als ein mit E-Fuels betanktes Fahrzeug.“
Zweitens bedeute ein Festhalten am Verbrennungsmotor, dass die Automobilindustrie auf Dauer mehrgleisig forschen und produzieren würde. Verschiedene Antriebe gleichzeitig zu produzieren, führe zu höheren Kosten und geringeren Effizienzen in der Produktion, und damit letztlich zu höheren Preisen für die Verbraucher.
„Und drittens ist die Forderung der Automobilindustrie nach klaren Rahmenbedingungen berechtigt. Wenn die Politik das Aus von Verbrennern beschließt, kann die Industrie in die nötige Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge investieren. Das stärkt wiederum deren Akzeptanz beim Verbraucher und führt zu einer schnelleren nachhaltigen Transformation im Individualverkehr“, so Koch.
Luftfahrtbranche fordert Vorrang vor Autos
Zudem werden die so genannten E-Fuels, für die Wissing so vehement auch bei Pkw streitet, vor allem in den Branchen verlangt, die sich nicht elektrifizieren lassen. So forderte Volker Thum, Chef des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), im Handelsblatt eine Vorzugsbehandlung seiner Branche gegenüber der Autoindustrie: „Unverzichtbar dabei ist, wie auch im Koalitionsvertrag verankert, jenen Sektoren Priorität einzuräumen, die keine Alternative zu flüssigen Kohlenwasserstoffen haben.“ (kw)