In ihrem Kernmarkt Deutschland erzeugt die Agricapital zurzeit bereits Strom mit Biogasanlagen an 85 Standorten und mit insgesamt 75 Megawatt (MW) Leistung. Mit der neuen Kooperation verfolgt die in Deutschland mit einem Tochterunternehmen in Münster vertretene Projektierungsgesellschaft zwei Ziele: Mit dem Eintritt in den englischen Markt will das Unternehmen seine Internationalisierung vor allem im europäischen Markt anstoßen. Auch Markteintritte in anderen europäischen Ländern sind im Gespräch, weitere Angaben dazu wollte Karin Retzlaff, die Sprecherin des Unternehmens, vorerst nicht machen. Das zweite Ziel verfolgt das übergeordnete Unternehmensziel, den Einsatz von Mais in der Biogasproduktion bis 2016 auf 50 Prozent zu reduzieren. Dafür forschen die Münsteraner an der Betriebsoptimierung, aber auch an alternativen Substraten. Aus Rest- und Abfallstoffe entsteht möglicherweise eines davon. Mit diesem Substrat betreibt Biowatt bereits erste Anlagen in England – und ist damit ein offenbar idealer Kooperationspartner für die Deutsch-Luxemburger.
„Agricapital profitiert vom Wissen Biowatts im Bereich der Abfall- und Reststoffverwertung. Im Gegenzug profitiert die Biowatt vom finanziellen Input und den langjährigen Erfahrungen der Agricapital im Betrieb von Biogasanlagen“, erklärt Retzlaff. Die Anlagen in Großbritannien werden dann von beiden Unternehmen gemeinsam betrieben. Nach welchem Modus, das regelt der Kooperationsvertrag. Sicher ist: Die Projektierung und Installation der Anlagen wird Biowatt übernehmen. Insgesamt 50 Megawatt will sich Agricapital so durch Mehrheitsbeteiligung an den Biowatt-Projekten auf den britischen Inseln sichern.
Die Politik in London ersetzt gerade das bislang zur Förderung erneuerbarer Energien eingesetzte Quotenmodell. Viele der Unternehmen hatten sich in der Vergangenheit aus der Verpflichtung zur Nutzung eines Anteils von erneuerbaren Energien herausgekauft oder günstige Technologien genutzt, um die Quoten zu erreichen. Großbritannien hatte deswegen seine Ausbauziele immer wieder verfehlt. Das neue Fördersystem ersetzt das Quotenmodell ab 2017 für Neuanlagen in Form einer Einspeisevergütung mit Differenzkontrakten. Über diese Differenzkontrakte werden die Strommarktpreise für Produzenten emissionsarmer Energien auf ein vorher festgelegtes Level aufgestockt. „In England wird wieder umgedacht, der Markt öffnet sich und wird damit auch neuen Technologien gegenüber offener. Damit ist der Markt für auswärtige Unternehmen wie eben Agricapital wieder interessant“, sagt Retzlaff dazu.
(Melanie Vogelpohl)