Niedersachsens Energie- und Klimaschutzminister Olaf Lies und Tim Meyerjürgens, COO des Übertragungsnetzbetreibers Tennet, haben gerade die neue 380-kV-Stromleitung zwischen Emden und Conneforde (Landkreis Ammerland) offiziell in Betrieb genommen. In Anwesenheit zahlreicher Vertreter aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik, darunter Sven Ambrosy, Landrat des Landkreises Friesland, legten die beiden auch persönlich Hand an: zum Start des Rückbaus eines nicht mehr benötigten Freileitungsmastes der alten Bestandsleitung.
„Die neue Leitung kann dreieinhalbmal so viel Strom übertragen wie die bisherige,“ sagte Tim Meyerjürgens. „Sie wird vor allem Windstrom aus der Nordsee transportieren und verteilen – und sie ist immens wichtig: Gerade erst haben die Regierungschefs der Niederlande, Deutschlands, Dänemarks und Belgiens bei ihrem Gipfeltreffen zum Thema Offshore-Energie in Dänemark verabredet, die Nordsee gemeinsam zu einem ‚grünen Kraftwerk‘ für Europa zu entwickeln. Damit das gelingt, brauchen wir nicht nur den beschleunigten Windenergie-Ausbau auf See, sondern auch landseitig starke Stromleitungen wie diese, die wir heute offiziell in Betrieb nehmen.“
Der Norden nehme eine zentrale Rolle bei der Klima- und Energiewende und der Versorgung Deutschlands mit klimafreundlicher Energie ein, erklärte Olaf Lies: „Mit 70 Gigawatt installierter Leistung haben wir uns ambitionierte Ziele für den Ausbau der Windkraft auf See gesetzt.“ Die Windkraft insgesamt stehe für eine saubere, auf Dauer kostengünstige und vor allem unabhängige Energieversorgung. „Wir erleben gerade mehr denn je, welchen Wert diese Unabhängigkeit hat. Diese werden wir allerdings nur erreichen, wenn wir auch beim Ausbau der Netze zügig weiter kommen.“ Tennet sei dabei ein wichtiger Partner für den Netzausbau in Deutschland und hat hier zwischen Emden und Conneforde gezeigt, mit welcher Geschwindigkeit gebaut werden kann, wenn erstmal die Genehmigung vorliegt. „ganz neue Deutschlandgeschwindigkeit brauchen wir für alle unsere Infrastrukturmaßnahmen im Energiesektor. Das jüngst beschlossene LNG-Beschleunigungsgesetz des Bundes muss daher der Maßstab sein für Beschleunigungsvorhaben auch für den Bereich der Erneuerbaren und vor allem der Netze. Das ist jetzt die Aufgabe der Politik.“
Mit der Fertigstellung der neuen Höchstspannungsleitung zwischen den Umspannwerken Emden/Ost und Conneforde in nur zweieinhalb Jahren Bauzeit hat TenneT jetzt einen wichtigen Meilenstein der Energiewende erreicht. Die 61 Kilometer lange 380-kV-Leitung ersetzt die bisherige 220-kV-Leitung, deren Kapazität für die steigenden Energiemengen nicht mehr ausreicht. Die neue Leitung orientiert sich in ihrem Verlauf weitgehend an der Bestandsleitung. In einigen Bereichen weicht die neue Stromtrasse jedoch zur Entlastung von Ortschaften und Naturschutzgebieten davon ab. Mit der Ortsumgehung Timmel werden dieser Ortsteil und das angrenzend Naherholungsgebiet Timmeler Meer weiträumig umgangen. Das Naturschutzgebiet Herrenmoor ist durch den Ersatzneubau jetzt frei von Strommasten.
In zwei Teilbereichen verläuft die neue Leitung unterirdisch. Nahe Strackholt (Gemeinde Großefehn) hat TenneT die neue Leitung auf rund zweieinhalb Kilometer Länge als Erdkabel verlegt. Und bei Bockhorn ersetzt ein etwa drei Kilometer langer Erdkabelabschnitt die bestehende Freileitung, die derzeit zurückgebaut wird.
Olaf Lies und Tim Meyerjürgens lösten bei der offiziellen Leitungs-Inbetriebnahme gemeinsam eine Verschraubung an einem Rückbaumast nahe der Kabelübergangsanlage Bredehorn/Ost (Gemeinde Bockhorn). Freileitungsmonteure kletterten anschließend mit Gurtzeug gesichert auf den Mast und lösten die Verschraubungen unterhalb der oberen Masttraverse. Mit einem Autokran wurde dann das oberste Stockwerk des Stahlgittermasten abgehoben und zur weiteren Zerlegung auf einer Arbeitsfläche abgelegt. Bis Ende Juni wird TenneT einen Großteil aller Masten der Bestandsleitung demontieren – nur wenige Wochen nach Inbetriebnahme der neuen Leitung. (nw)