Das Angebot ist neu: Eon übernimmt die komplette Abwicklung von Solarprojekten für die Stadtwerke. Diese könnten sich laut Eon voll auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und müssten keine eigenen Ressourcen fürs PV-Geschäft aufbauen, erklärt Julian Lipinski, Geschäftsführer bei Eon Energy Sales. "Das schließt einen Online-Auftritt im Stadtwerke-Design, die Beschaffung sowie die komplette Installation und Betreuung der Solaranlagen durch ausgewählte Handwerkspartner ein." Eon übernimmt somit die Beschaffung sämtlicher Module und Komponenten, die Steuerung und Qualifizierung der regionalen Handwerkspartner sowie sämtliche Back-up-Prozesse. Die Stadtwerke profitieren laut von einem zentralisierten Einkauf und der stetigen Erweiterung um neue Services und Zusatzkomponenten wie Stromspeicher oder Visualisierungsmöglichkeiten. Die Schattenseite dieses Service ist klar: Eon lässt sich die Dienstleistung etwas kosten. Die ohnehin kleine Gewinnmarge in der PV schrumpft weiter. Auch begeben sich die Stadtwerke in eine gewisse Abhängigkeit, weil sie es versäumen, selbst das entsprechende Know-how aufzubauen. Allerdings sind viele der rund 1.000 Stadtwerke in Deutschland schlicht überfordert mit den Herausforderungen der Solarenergie. Ein Kompromiss: Stadtwerke können auch Teilleistungen buchen und den Rest in Eigenregie durchführen.
Online-Auftritt mit Planungstool
Außerdem implementiert Eon einen Online-Auftritt inklusive Planungstool auf der Stadtwerke-Website, das im gewünschten Branding gehalten werden kann - Servicedienstleistungen wie Hotlines bei Rückfragen eingeschlossen. Eon hat bereits erste Stadtwerke-Kunden, mit denen das Whitelabel angewandt wird. Als Pilotkunde setzt das Überlandwerk Rhön künftig die White-Label-Lösung ein. "Wir sind gerade dabei, das Webportal zu designen, welches in den nächsten Wochen an den Start geht", verrät Julia Klupsch von der Eon-Unternehmenskommunikation.
Wie groß der Anteil der EVU und Stadtwerke an dem PV-Ausbau bislang war, ist nicht genau zu beziffern. "Bislang waren EVU in der Regel nur an PV-Freiflächenanlagen beteiligt", so Klupsch. Das Geschäft mit PV für Privat- und Geschäftskunden sei derweil sehr kleinteilig. Zudem sei die gleichzeitige Abwicklung mehrerer Aufträge eine Herausforderung und erfordere Personal und andere Ressourcen. Um die optimale Auftragsabwicklung zu gewährleisten, seien Effizienz und standardisierte Prozesse erforderlich. Eon biete Beides. "Außerdem profitieren die White-Label-Kunden von der Erfahrung, die Eon in den letzten vier Jahren im PV-Geschäft gesammelt hat. Die Verunsicherung auf dem Photovoltaik-Markt ist enorm." Eon schaffe unter anderem durch Marke und Größe das nötige Vertrauen.
An den Vorteilen der Energiewende teilhaben
Aus Gesprächen mit den eigenen Stadtwerkskunden wisse Eon: "Die Stadtwerke wollen ihre Geschäftsmodelle abseits vom Strom- und Gasvertrieb um innovative Dienstleistungen erweitern. Außerdem wollen sie die Kundenbeziehung stärken, indem Stadtwerke ihre Kunden noch stärker an den Vorteilen der Energiewende teilhaben lassen können", so die Eon-Mitarbeiterin. Photovoltaik, Mikro-KWK oder Smart Home seien dafür gute Beispiele.
Wie schätzt Eon das PV-Geschäft in Deutschland ein? Welche PV-Bereiche sind für Stadtwerke interessant? "Das Marktpotenzial im Kleinanlagensegment bis 30 Kilowatt sehen wir bei circa einer Milliarde Euro im Jahr", so Klupsch. Besonders Anlagen bis zehn kW seien interessant für Privathaushalte und Gewerbebetriebe aufgrund der Eigenverbrauchs-Bagatellgrenze im EEG. "Zudem bieten sie mengenmäßig viel Potenzial. Im Januar hatten Anlagen bis zehn kW den größten Anteil bei der neuinstallierten Kapazität. Ihre Zahl betrug laut der Bundesnetzagentur mehr als 2.900." (Nicole Weinhold)