Zusammen mit einem Partner setzt Vattenfall erstmals das Konzept der gemeinsamen Nutzung von Flächen für die Landwirtschaft und die Solarstromerzeugung im kommerziellen Maßstab um. Dazu wird das Unternehmen das Projekt Tützpatz in Mecklenburg-Vorpommern umsetzen, nachdem Vattenfall die endgültige Investitionsentscheidung dafür gefällt hat.
Landwirtschaftliche Nutzung weiter möglich
Insgesamt werden demnächst auf der etwa 95 Hektar großen Fläche in der kleinen Gemeinde zwischen Müritz und Ostseeküsten Module mit einer Gesamtleistung von 76 Megawatt aufgebaut. Dabei handelt es sich um bifaziale Module, die auch auf der Rückseite Strom produzieren. Ein Teil dieser Module werden auf einer festen Unterkonstruktion montiert. Die restlichen Paneele installieren die Monteure auf einem einachsigen Trackersystem. Beide Systeme erlauben aber weiterhin die landwirtschaftliche Nutzung der Fläche. Mit dieser Kombination aus verschiedenen Unterkonstruktionen will Vattenfall nicht nur die Fläche doppelt nutzen, sondern auch weitere Praxiserfahrungen für künftige kommerzielle Projekte dieser Art sammeln.
Einstieg in die Agriphotovoltaik
Für Vattenfall ist die Anlage der Einstieg in die Agriphotovoltaik in Deutschland. In den Niederlanden testet der Energieversorger das Konzept der Agriphotovoltaik im Rahmen des Pilotprojekts „Symbizon“. Unweit von Almere baut Vattenfall zudem noch eine kleine Agriphotovoltaikanlage mit einer Leistung von 700 Kilowatt, die demnächst in Betrieb gehen wird. „Die Bundesregierung hat das Ziel, die Stromerzeugung aus Photovoltaik bis auf 215 Gigawatt im Jahr 2030 auszubauen, die Hälfte davon auf Freiflächen. Die Agrivoltaik kann hier zusätzlich zur klassischen Freiflächenphotovoltaik einen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten“, begründet Claus Wattendrup, Leiter des Solarbereichs von Vattenfall, den Einstieg in das Segment in Deutschland.
Flächenkonkurrenz entschärfen
Mit dem Projekt Tützpatz entwickele Vattenfall die junge Technologie jetzt im kommerziellem Maßstab weiter, betont Wattendrup. „Denn die Agrivoltaik hilft dem Klima, sie kann die Biodiversität steigern und dient der Landwirtschaft als zusätzliche Einkommensquelle“, umreißt er die drei Vorteile. Zudem erfolgt der Ausbau der Photovoltaik auf diese Weise nicht zulasten der landwirtschaftlichen Flächen. Unter den Modulen in Tützpatz ist neben dem normalen Landbau auch die Haltung von Hennen geplant, die Biofreilandeier legen sollen. Der Baustart für die Anlage ist für den Frühsommer 2023 geplant. Nach der Fertigstellung wird Vattenfall den Strom über einen PPA vermarkten. (su)