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Solarthermie

Den schlafenden Riesen wecken

Das Wirtschaftsministerium von Thüringen hat eine Initiative zur Förderung der Solarthermie gestartet. Das Ministerium erweitert das bisherige 1.000-Dächer-Programm zur Förderung von Solarstromanlagen um die Installation von Solarwärmesystemen erweitert. „Die Wärmeerzeugung ist der schlafende Riese beim Ausbau der erneuerbaren Energien“, begründet der Thüringer Wirtschaftsminister Uwe Höhn die Ausweitung der Förderung. „Die Energiewende darf nicht nur eine Stromwende sein. Die Erzeugung von Wärme aus erneuerbaren Energien ist eine der nächsten Herausforderungen, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten.“ Zwar ist Thüringen laut Energiemonitoring 2013 der Fachhochschule Nordhausen energiepolitisch gut vorangekommen. Denn immerhin liegt der Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch bei gut 20 Prozent, am Stromverbrauch bei fast 28 Prozent und an der Wärmeerzeugung bei knapp 25 Prozent. Bei der Erzeugung von Wärme aber gibt es noch ein großes Potenzial für die Stärkung der erneuerbaren Energien, da über die Hälfte des Energieverbrauchs in Thüringen – immerhin 53 Prozent – gerade auf diesen Bereich entfällt.

Anteil der erneuerbaren Wärme steigern

„Die Wärmeversorgung ist das ‚Sorgenkind‘ der Energiewende“, sagte Höhn. Hinzu kommt, dass unter den nachhaltigen Energieproduzenten die Biomasse mit fast 97 Prozent die Wärmeversorgung dominiert. Zwar könne Thüringen beim Biomasseneinsatz schon auf gute Ergebnisse verweisen, aber die Ausbaupotenziale der Biomasse seien bereits so gut wie erschöpft, sagte Höhn. „Daher müssen andere Weichen gestellt werden.“ Sonst verfehle Thüringen das Ziel, im Jahr 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeerzeugung auf 33 Prozent zu steigern. Deshalb will Höhn mit der Unterstützung den Bau von Solaranlagen zur Wärmeversorgung, zur Brauchwassererwärmung oder Photovoltaik-Solarthermie-Hybridanlagen voranbringen. Gefördert werden kommunale Zweckverbände und Gebietskörperschaften, deren Betriebe, gemeinnützige Organisationen und Bürgergenossenschaften. Die Installation einer solchen Anlage wird mit bis zu 30 Prozent der Investitionssumme oder mit maximal 100.000 Euro unterstützt. „Kommunale Investitionen in erneuerbare Energien sollen erleichtert werden und Energiegenossenschaften Rückenwind bekommen“, betont das Ministerium.

Programm ist schon erfolgreich

Das Ministerium betont, dass das 1.000-Dächer-Photovoltaikprogramm bereits ein voller Erfolg ist. Seit dem Programmstart im Jahr 2010 wurden mit Unterstützung aus Erfurt 261 Solarstromanlagen finanziert. Allein im vergangenen Jahr wurden über das Programm 56 Projekte realisiert. Insgesamt lag der Zuschuss bei einer Million Euro. Damit konnte aber ein Investitionsvolumen von acht Millionen Euro ausgelöst werden. Seit 2010 hat der Zuschuss über das Programm in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro konnte eine Investitionssumme in Höhe von fast 33 Millionen Euro ausgelöst werden. „Mit einem Euro Förderung wurde eine Investition von sieben Euro ausgelöst“, rechnet Wirtschaftsminister Höhn vor. Eine nicht unwesentliche Rolle spielen dabei die Energie- und Bürgergenossenschaften. Immerhin haben seit dem Programmstart 15 Genossenschaften mit einem Zuschuss von fast einer Million Euro 58 Photovoltaikprojekte umgesetzt.

Förderung allein reicht nicht

Mit der Ausweitung des Programms auf die Solarthermie liegt das Wirtschaftsministerium in Erfurt auf der Linie der Branche. Denn schon lange wird bemängelt, dass die Solarwärme hinter der Förderung und der Diskussion um die Photovoltaik untergeht. Doch die Förderung allein reicht nicht aus. Das weiß die Branche selbst. „Kernproblem ist, dass die Anlagen zwar besser, aber nicht billiger wurden“, sagt Gerhard Stryi-Hipp, Leiter Energiepolitik am Fraunhofer-Institut für Solar Energiesysteme in Freiburg und Präsident der European Technology Platform on Renewable Heating and Cooling, gegenüber Erneuerbare Energien. „Sie sind am Markt nicht wettbewerbsfähig genug. Die Hersteller haben auf der Komponentenebene einiges an Kostenreduktion erreicht, doch die Systeme sind nicht billiger geworden. Die Experten der Technologieplattform sind davon überzeugt, dass sich die Kosten für die Solarwärme halbieren lassen, allerdings nur dann, wenn das Gesamtsystem aus Solaranlage und Heizkessel einfacher und kompakter und auch die Installation vereinfacht wird.“ Dazu kommt noch die fehlende Vergleichbarkeit der Systeme. Niemand weiß genau, wie hoch die Erträge aus den solarthermischen Anlagen sind. Über die staatliche Förderung wird nur der Bau von Kollektorfläche unterstützt. Jedoch liegt dabei das Augenmerk überhaupt nicht auf die Effizienz der Systeme und deren Einbindung in die Hausanlage. „Das schadet dem Markt, weil viele Kunden die Orientierung vermissen und lieber nicht investieren und es schadet der Technologie, weil Innovationen im Bereich Kosteneffizienz sich nicht lohnen“, bringt Gerhard Stryi-Hipp das Problem auf den Punkt. (Sven Ullrich)

Einen ausführlichen Beitrag zur Marktentwicklung der Solarthermie lesen Sie in der nächsten Ausgabe von Erneuerbare Energien.