Es ist kaum zu vermeiden: Photovoltaikanlagen speisen Strom ins Netz nur ein, wenn die Sonne scheint. Die produzierte Energiemenge ist dann auch noch abhängig von der Intensität der Sonneneinstrahlung. Ziehen Wolken über den Himmel, kommen zusätzliche Schwankungen hinzu. All diese sogenannten Volatilitäten müssen ausgeglichen werden.
Bisher übernehmen diese Aufgabe vor allem Kraftwerke, die dafür extra hoch- und heruntergefahren werden. Auch werden inzwischen in Netze Speicher integriert, die die Schwankungen ebenfalls ausgleichen. Finanziert wird dies von den Stromkunden, die solche Reservekapazitäten bezahlen müssen. Mit zunehmendem Aufbau von mehr Solar- und Windkraftanlagen werden zusätzliche Ausgleichsreserven notwendig.
Hybrid aus Solarpark und Speicher gebaut
Deshalb gehen der Leipziger Projektentwickler Green Energy 3000 zusammen mit dem virtuellen Kraftwerksbetreiber Energy2Market und EDF Trading mit einem Projekt in Großschirma, nördlich der sächsischen Kreisstadt Freiberg, einen neuen Weg. Denn dort ist ein Solarpark entstanden, dessen schwankende Stromproduktion vor der Einspeisung ins Netz ausgeglichen wird. Dazu hat Green Energy 3000 neben der eigentlichen Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 5,1 Megawatt noch einen großen Batteriespeicher installiert.
Solarstrom bedarfsgerecht einspeisen
Letzterer kann immerhin bis zu 1,7 Megawatt der Solarleistung aufnehmen, wenn diese im Netz gerade nicht gebraucht wird. Mit der gleichen Leistung kann er die zwischengelagerte Sonnenenergie bei Bedarf wieder ins Netz schieben. „Preiswerter Strom aus Solar- und Windkraftwerken ist nicht mehr nur dann nutzbar, wenn er erzeugt wird. Die Energie aus erneuerbaren Energiequellen wird abrufbar, wenn sie benötigt wird. Das wird uns dauerhaft eine günstige und sichere Stromversorgung sichern“, beschreibt Andreas Renker, Geschäftsführer von Green Energy 3000, eine Aufgabe des Speichers.
Kosten für Verbraucher sinken
Doch fast noch wichtiger ist eine weitere Aufgabe. Denn die Batterieanlage nimmt auch Schwankungen jenseits der vorher anhand von Wetterdaten erstellten Einspeiseprognose auf und gleicht diese so aus. Damit kann die Solaranlage regelrecht nach Fahrplan Strom ins Netz liefern. Das senkt die notwendigen Ausgleichsmaßnahmen von wetterbedingten kurzfristigen Produktionsschwankungen und damit die Kosten, die die Verbraucher dafür aufbringen müssen.
Baustein für die Energiewende
Das gesamte System hat der Flexibilitätsvermarkter Energy2Market in sein virtuelles Kraftwerk integriert. Das Leipziger Unternehmen gewährleistet durch eine intelligente Optimierung und Steuerung des Speichers die bedarfsgerechte Vermarktung des Stroms aus der Solaranlage. „Dieses Projekt ist eine wichtige Innovation auf dem deutschen Strommarkt und ein weiterer Baustein für das Gelingen der Energiewende“, fasst Raphael Hirtz, Geschäftsführer von Energ2Market, die Bedeutung solcher Anlagenkombination und deren optimierter Steuerung zusammen. „Daher freut es mich umso mehr die Anlage als weiteren Teil unseres virtuellen Kraftwerks begrüßen zu dürfen.“
PPA angeschlossen
Den Strom aus der Solaranlage, der über den Speicher ausgeglichen bedarfsgerecht eingespeist wird, vermarktet EDF Trading am Strommarkt. Dazu wurde mit dem Stromhändler ein Abnahmevertrag über zehn Jahre abgeschlossen. Auf diese Weise steht die Hybridanlage finanziell auf sicheren Füßen. „So ein Projekt funktioniert nur, wenn alle gemeinsam dahinterstehen“, betont Imke Janssen, bei EDF Trading verantwortlich für das PPA-Geschäft. „Unsere Rolle als EDF Trading ist die langfristige Stromabnahme der Anlagenkombination zu einem Festpreis. Wir übernehmen dabei Preis- und Volumenrisiken, die sich zum Beispiel aus schwankenden Sonneneinstrahlungen und der Anlagenverfügbarkeit ergeben“, betont er.
Diese Risiken sind aber mit dem zusätzlichen Speicher minimiert. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Projekts in Großschirma plant Green Energy 3000 schon weitere Solarparks, die über ein ähnliches Modell umgesetzt werden. (su)
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