Pünktlich zu Beginn des Osterfestes beschäftigt sich die Solarbranche nicht nur mit der weltlichen technologischen und politischen Entwicklung von Photovoltaik und Solarthermie, sondern wagt auch den Blick aufs Kirchendach. Das Ergebnis ist: „Kirchen besitzen häufig ideale Bedingungen für die Nutzung von Solarenergie“, betont der Bundesverband für Solarwirtschaft (BSW Solar). „Sie stehen meist frei und unverbaut und verfügen über große sonnenbeschienene ungenutzte Dächer.“
Keine neue Entwicklung
Der Branchenverband schätzt, dass inzwischen schon über 2.000 kirchliche Einrichtungen in Deutschland die Sonne zur Erzeugung von Strom und Wärme nutzen. „Sie setzen damit ein weit sichtbares Zeichen für die Bewahrung der Schöpfung“, erklärt der BSW Solar. „Dabei erfreut sich Solarenergie religionsübergreifend immer größerer Beliebtheit.“ Mit Hilfe evangelischer und diakonischer Solarfonds wurden in den vergangenen Jahren auf Bayerns Kirchen viele Solaranlagen gebaut. Das Engagement der Kirchen beim Ausbau von Photovoltaik und Solarthermie ist aber keine neue Entwicklung. Schon im Jahr 1990 bekam der Magdeburger Dom eine Solarstromanlage und 1999 bis Ende 2001 beflügelte ein eigenes Förderprogramm „Kirchengemeinden für die Sonnenenergie“ den Bau von Solaranlagen auf Kirchendächern. Weitere Unterstützung bekamen die Kirchen mit einem speziellen Programm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Im Rahmen dieses Programms wurden 463 Solarprojekte durch die evangelische Kirche und 251 Solaranlagen durch die katholische Kirche realisiert.
Denkmalschutz ist kein Hindernis mehr
Das eigentliche Problem ist aber immer der Denkmalschutz. Denn Solaranlagen auf den Kirchendächern verändern das äußere Erscheinungsbild der Gebäude. Inzwischen sind diese Probleme aber größtenteils gelöst“, betont der Branchenverband. Denn inzwischen ist die Technologie so weit gediehen, dass beim Ersetzen maroder Kirchendächer kann der Einbau einer Solaranlage oft denkmalfreundlich gestaltet werden.
„Direkten Draht zum Himmel“
Der Bau von Solaranlagen auf den Dächern von Gebäuden der Religionsgemeinschaften macht aber nicht an den Grenzen des christlichen Abendlandes halt. So hat beispielsweise das marokkanische Ministerium für Islamische Angelegenheiten einem Bericht des Nachrichtenportals Afriscoop zufolge jüngst den Bau von Photovoltaiksystemen auf den 15.000 Moscheen des Landes ins Auge gefasst, um den Energieverbrauch der Gebäude um bis zu 40 Prozent zu senken. „Religionsgemeinschaften weltweit vereint ihr besonderes Verantwortungsbewusstsein für unseren Planeten“, begründet Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar, das Engagement der religiösen Einrichtungen beim Zubau von Solaranlagen. „Sie nutzen zunehmend ihren direkten Draht zum Himmel, um Vorbild zu sein und den Weg in eine lebenswerte Zukunft zu weisen. Die jüngsten Berichte des Weltklimarats zeigen einmal mehr, wie dringlich es ist, die Energiewende jetzt mit noch mehr Nachdruck und Konsequenz voranzutreiben.“ (Sven Ullrich)