Der Energieversorger Vattenfall hat in Berlin eine große Solarthermieanlage in Betrieb genommen. Insgesamt 78 Großkollektoren mit einer Arpeturfläche von 1.000 Quadratmeter versorgen in Zukunft Haushalte im südöstlichen Stadtteil Köpenick etwa 10.000 Haushalte teilweise mit Sonnenwärme. Das ist immerhin die Zahl der Haushalte einer mittleren Kleinstadt mit etwa 25.000 Einwohnern. Den Rest übernehmen weiterhin ein bestehendes und mit Biomethan betriebenes Blockheizkraftwerk mit einer Wärmeleistung von 0,7 Megawatt sowie ein Erdgaskraftwerk, das neben Wärme ebenfalls Strom erzeugt. Bei Anlagen mussten bisher allein die Wärmeversorgung der Köpenicker Haushalte stemmen, die an das von Vattenfall betriebene Fernwärmenetz angeschlossen sind.
Mit einer Wärmeleistung von 0,7 Megawatt kann die solarthermische Anlage im Sommer zusammen mit dem Biomethan-BHKW immerhin etwa zwei Drittel der Wärmeversorgung im gesamten Stadtteil abdecken. Dann muss die Erdgas-KWK-Anlage nur noch 0,4 Megawatt an Wärmeleistung bereitstellen. Das ist ein Bruchteil der gut 36 Megawatt thermische Leistung, die die Erdgasanlage hat. Diese werden dann aber im Winter gebraucht. Wie viel da die Solarthermieanlage zur Wärmeversorgung beitragen kann, wird sich noch erweisen.
Kleiner aber wichtiger Teil zum Klimaschutz
Denn Vattenfall wird genau beobachten, wie sich die Anlage im Verbund mit den beiden anderen Kraftwerke verhält. Immerhin rechnet der Versorger damit, dass durch die anteilige Sonnenwärme im Netz jedes Jahr etwa 440.000 Kilowattstunden Erdgas eingespart werden können. Dadurch verringert sich voraussichtlich der CO2-Ausstoß der Wärmeversorgung von Vattenfall in Köpenick um 63 Tonnen pro Jahr – zwar noch ein kleiner, aber immerhin ein Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemission im Wärmesektor. „Mit dem Zusammenspiel von Solarthermie und Kraft-Wärme-Kopplung beschreitet Vattenfall einen neuen Pfad auf dem Weg zur Berliner Wärmewende“, betont Guther Müller, der bei Vattenfall für die Wärmeversorgung in Berlin zuständig ist. „Bewährt sich die erneuerbare Ergänzung im täglichen Einsatz, gewinnt die Berliner Fernwärme einen weiteren wertvollen Hebel auf dem Weg zur Klimaneutralität.“
Zudem ist es erst die erste Anlage dieser Art im Bestand von Vattenfall. Wenn die Betriebserfahrungen mit dem Solarthermiesystem im Fernwärmenetz Köpenick positiv ausfallen, wovon das Unternhemen ausgeht, will das Vattenfall Wärme Berlin weitere Flächen im eigenen Besitz auf die Tauglichkeit hin prüfen, weitere Anlagen zu errichten. Denn genau die begrenzte Flächenverfügbarkeit in der Nähe der Verbraucher ist immer wieder eine der größten Hürden für die Einbindung von solarthermischen Anlagen in die Nah- und Fernwärmeversorgung. Die Einbindung in solche größeren Netze hat gegenüber der Installation auf Einfamilienhäusern den Vorteil, dass auch im Sommer, wenn die Wärme anfällt, der Erzeugung auch ein ausreichender Verbrauch gegenübersteht.
Solarthermie thermisch vom Gesamtnetz getrennt
Genau das mussten die Planer von Arcon-Sunmark beachten. Das Unternehmen hat sich auf die Planung und Installation von großen Solarthermiesystemen und deren Einbindung in die Nahwärmeversorgung spezialisiert. Immerhin hat Arcon-Sunmark aus Skørping im Norden von Jütland die bisher größte Solarthermieanlage im dänischen Silkeborg die nach eigenen Angaben bisher größte Solarthermianlage der Welt gebaut. Die Berliner Anlage speist direkt in das Fernwärmenetz ein. Damit hat sich Vattenfall den Bau eines Pufferspeichers gespart. Dabei ist sie allerdings hydraulisch vom Netz getrennt. Das heißt, sie speist zunächst in einem eigenen Kreislauf ein und erst von dort fließt die Wärme über einen Wärmetauscher ins Gesamtnetz. Das liegt daran, dass die in Berlin verwendeten Flachkollektoren in der Regel ein Gemisch aus Wasser und Frostschutzmittel durchfließt, das natürlich nicht in den Gesamtwärmekreislauf gelangen darf. Zum anderen werden so die Kollektoren vor Ablagerungen geschützt, die durch Zusätze im Umlaufwasser des Versorgungsnetzes entstehen und in den Kollektoren Schäden anrichten können. Die Wärme des Umlaufwassers im Netz wird wiederum in der Regel ebenfalls über einen Wärmetauscher in die Wohngebäude eingespeist und dort an das Trinkwasser übergeben. (Sven Ullrich)