Die Gestehungskosten für Solarstrom sind in den vergangenen Jahren drastisch gesunken und werden auch in den kommenden Jahren weiter sinken. Doch Projektieren und Investoren sollte klar sein, dass die Kostensenkungen nicht alles sind. Auf die Preise für den Solarstrom haben sie nur teilweise Einfluss. Denn letztlich werden die Kosten für den Strom aus Photovoltaikanlagen auf die gesamte Lebenszeit des Generators berechnet und sind damit auch abhängig von der Qualität der Komponenten und der Installation. „Die Aufmerksamkeit sollte in zwei Richtungen gelenkt werden, wenn es um die Stromgestehungskosten geht“, schreibt Ioannis Thomas Theologitis in der Zusammenfassung seiner neuen Studie zum Einfluss der Qualität und Lebensdauer von Solaranlagen auf den Stromgestehungspreis. In dieser Studie untersucht er die Auswirkungen der einzelnen Preise, aber auch der Qualität der Komponenten und der Installation auf die Stromgestehungskosten über die gesamte Lebenszeit der Anlage – die sogenannten Levelized Costs of Energy (LCOE).
Systemkosten sinken um 30 Prozent
Auf der einen Seite sollten die Branche die Kostensenkung für die einzelnen Komponenten weiter forcieren. Das kann auf verschiedene Weise geschehen. Zentral werden aber die Verbesserungen bei den Solarmodulen und deren Komponenten sein. Denn immerhin schlagen in Europa die Module mit einem Anteil von 42,7 Prozent beim Preis für eine Solaranlage zu Buche. Die Kosten für die Wechselrichter liegen hingegen bei einem Anteil von 14,9 Prozent. Die restlichen elektrischen Bauteile wie Kabel, Generatoranschlusskästen oder Transformatoren haben einen Anteil von 10,9 Prozent an den Gesamtkosten einer Solaranlage. Mit einem vergleichsweise geringen Anteil von 8,98 Prozent tragen die Kosten für das Gestellsystem und die anderen nichtelektrischen Bauteile einer Solaranlage zu den Kosten für das gesamte System bei. Die Installationskosten hingegen liegen bei einem Anteil von 22,5 Prozent.
Insgesamt rechnet der Autor der Studie mit einer Senkung für die Gestehungskosten für den Strom aus größeren Solarparks in Europa von derzeit 5,3 bis 13,4 auf 3,7 bis 10,4 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2030 in Abhängigkeit vom Standort der Anlage. Wobei hier auch die Entwicklung der Kapitalkosten einen großen Einfluss auf die jeweiligen Stromgestehungskosten einer Solaranlage hat.
Auch Qualitätskomponenten können Fehler verursachen
Auf der anderen Seite ist aber auch die Qualität der einzelnen Komponenten entscheidend für die Stromgestehungskosten und damit für die Wettbewerbsfähigkeit der Photovoltaik gegenüber anderen Technologien. Denn am Ende zählt der Ertrag. Dieser kann aber nur erreicht werden, wenn die Komponenten auch das leisten, was vom Hersteller oder vom Planer versprochen wurde. Die Fehlerquellen sind umfangreich und können sowohl bei den Komponenten selbst auftreten als auch auf Installationsmängel oder Transportschäden zurückgeführt werden. „Technologischen Fortschritte spielen hier nicht die Hauptrolle, da viele Fehler auch von qualitativ hochwertigen Komponenten ausgehen können, wenn sie nachlässig transportiert, installiert oder gewartet werden“, betont Theologitis.
Qualität verursacht Kosten
Damit ist hier vor allem die Qualität der Entwicklung entscheidend. Das gilt für den gesamten Wertschöpfungsprozess, von der Herstellung bis hin zur Installation und letztlich auch der Betriebsführung des gesamten Solarparks. Dies wiederum kann einen negativen Effekt auf den Systempreis haben, da sie Qualitätskontrollen und die dafür notwendigen Arbeitskräfte Geld kosten, wodurch die Preisvorteile aufgrund von Skaleneffekten oder technologischen Entwicklungen wieder aufgefressen werden. Auf der anderen Seite besteht das Risiko, dass der Ertragsausfall bis zu 100 Prozent beträgt, wenn etwa Module gestohlen werden, falsch angeschlossen sind oder einen Transportschaden erlitten haben, Wechselrichter oder Transformatorstationen ausfallen, weil sie fehlerhaft installiert wurden oder andere Transport- und Installationsfehler auftreten. (Sven Ullrich)