Die Analysten von IHS Markit prognostizieren für das kommende Jahr einen weltweiten Photovoltaikzubau in einer Größenordnung von 108 Gigawatt. Im Vergleich zu diesem Jahr wäre das ein Wachstum um mehr als zehn Prozent. Die Marktforscher begründen ihre positive Prognose mit der erwarteten Steigerung des Zubaus in China. Dieser wiederum basiere auf einer Rückkehr der Regierung in Peking zu einer kräftigen Unterstützung der Solarenergie im eigenen Land. Dazu kommt noch die wachsende Vielfalt auf dem chinesischen Energiemarkt und die steigende Zahl von dezentralen kleinen Photovoltaikanlagen. Insgesamt wird damit China .
USA in Warteposition
Im Gegensatz zum Zuwachs in China erwarten die Analysten ein langsameres Marktwachstum in den USA und in Indien. Das liegt vor allem an den Strafzöllen, die in beiden Ländern diskutiert werden. In den USA ist die Untersuchung schon so weit gediehen, dass die Entscheidung schon auf dem Tisch des Präsidenten liegt. Sollte sich Donald Trump für Strafzölle entscheiden, wird das Auswirkung auf die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen haben. Zudem könnten geplante Änderungen in der Steuergesetzgebung die Nachfrage nach Solaranlagen schwächen, da dann die Steuererleichterungen für die Investoren wegfallen würden. Dennoch wird der Markt in den Vereinigten Staaten auch im kommenden Jahr der Zweitgrößte der Welt bleiben.
Indien plant Strafzölle
Auch in Indien sind Strafzölle gegen chinesische Module in der Diskussion. Diese könnten in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres in Kraft treten. Außerdem fordert die Regierung in Neu-Delhi in den Ausschreibungen einen hohen Anteil von Komponenten aus heimischer Fertigung. „Solche Maßnahmen könnten die Menge an Modulen begrenzen, die vorhanden sind, um die Nachfrage in Indien innerhalb der kommenden fünf Jahre zu befriedigen“, warnen die Analysten von IHS Markit. „Es sei denn, die einheimischen Hersteller erhöhen schnell ihre Produktionskapazitäten.“ Die Analysten gehen davon aus, dass Indien der drittgrößte Einzelmarkt im kommenden Jahr ist. Insgesamt werden die drei größten Märkte China, USA und Indien für zwei Drittel des gesamten Zubaus verantwortlich sein. Das letzte Drittel ist über die Welt verteilt.
Die steigende Nachfrage, vor allem in China, wird sich auf die Modulpreise und auf das Modulangebot auswirken. „Dieser gewaltige Zubau von 108 Gigawatt bewegt sich am oberen Ende der Skala, was überhaupt installiert werden kann, zumindest mit Blick auf die weltweite Produktionskapazität für Polysilizium“, warnt Edurne Zoco, Chefanalystin von IHS Markit. „Das Angebot wird deshalb zumindest während der ersten Hälfte des kommenden Jahres knapp, was wiederum zu stabilen oder sogar höheren Preisen entlang der gesamten Wertschöpfungskette führt.“
China wird zum Heimatmarkt
Zu den fehlenden Produktionskapazitäten kommt noch, dass die Modulhersteller in China vor allem den einheimischen Markt bedienen werden, der für sie immer attraktiver wird. „Einerseits ist China der Markt mit den niedrigsten Preisen. Aber nachdem die Preise im Jahr 2017 gestiegen sind, wird China attraktiver für lokale Hersteller“, erklären die Analysten von IHS Markit. „Ein Ergebnis dieser Entwicklung könnte die Verknappung des Modulangebots in andere Regionen der Welt sein.“
Projekte stehen auf der Kippe
Der wachsende Markt in China hat neben der Verknappung des Angebots an Modulen aus China noch weitere Auswirkungen auf den Photovoltaikweltmarkt. Denn die stabilen oder eventuell sogar höheren Modulpreise wirken sich direkt auf die Wirtschaftlichkeit vor allem von größeren Projekten aus. „Einige dieser Projekte in einigen Regionen der Welt könnten deshalb entweder verschoben oder komplett gestrichen werden, weil die Marktpreise höher sind als während der Planungsphase erwartet“, erklärt Edurne Zoco. (Sven Ullrich)