Die Schweiz hat mit dem heutigen Stand der Solartechnik das Potenzial zur Produktion von etwa 50 Terawattstunden Solarstrom pro Jahr. Voraussetzung dafür ist, dass alle dafür tatsächlich wirtschaftlich nutzbaren Dachflächen der Gebäude in der Schweiz mit Photovoltaikanlagen belegt werden. Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie über das Potenzial der Photovoltaik und Solarthermie in der Eidgenossenschaft, die Meteotest im Auftrag des Branchenverbandes Swissolar erstellt hat.
Das technische Potenzial ist etwa doppelt so hoch. Über 100 Terawattstunden sind aber nur theoretisch möglich. Zwar greifen die Experten von Meteotest dazu auf die gleiche Datengrundlage zurück – das Solardachkataster. Doch ist bei der Berechnung des technischen Potenzials nicht berücksichtigt, dass manche Flachen gar nicht mit Modulen belegt werden können. Das sind unter anderem Schornsteine, Gauben und ähnliche Aufbauten, die auf Dächern nicht für die Photovoltaik genutzt werden können und zudem für Verschattung sorgen.
25 Terawattstunden von den Dächern möglich
Diese nicht nutzbaren Flächen sind in der Berechnung des wirtschaftlichen Potenzials schon abgezogen. Doch ist es unrealistisch, dass selbst dieses Potenzial vollkommen ausgeschöpft wird. Schließlich sind einige Gebäude für die Photovoltaik tabu, weil sie unter Denkmalschutz stehen oder aus anderen Gründen nicht bebaut werden können. Die Analysten von Meteotest nennen dies das ökologisch/kulturhistorische und das gesellschaftliche Potenzial. Daraus ergibt sich eine Schnittmenge der Flächen, die realistisch für die Photovoltaik in Frage kommen. Werden diese Gebäudeflächen alle mit Solarmodulen belegt, könnten die Anlagen nach dem heutigen Stand der Technik fast 25 Terawattstunden Strom produzieren.
Fassaden kommen dazu
Dazu kommen noch die Fassaden der Gebäude. Wenn alle realistisch nutzbaren Flächen als Solarfassaden genutzt werden, kommen noch einmal 5,6 Terawattstunden pro Jahr dazu. Hier sind die Fenster, Türen, Balkone sowie diejenigen Fassaden, die aus Gründen des Denkmalschutzes nicht als Solarfassaden genutzt werden, schon abgezogen. Damit steigt das realistische Potenzial – die Autoren der Studie nennen dies das nachhaltige Potenzial – auf über 30 Terawattstunden jährlich. Dies ist der doppelte Wert, der bisher angenommen wurde. Damit könnte immerhin die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs der Eidgenossen mit Photovoltaik bereitgestellt werden. Zusammen mit der schon existierenden Wasserkraft wäre so eine vollständige Versorgung der Schweiz mit erneuerbaren Energien ohne Weiteres möglich.
Bern strebt nur ein Drittel ist an
Mit der Energiestrategie soll bis 2035 mit 11,4 Terawattstunden jährlicher Produktion aus erneuerbaren Energien noch nicht einmal die Hälfte diese Potenzials gehoben werden. Denn in diesen Zahlen ist die Produktion von Strom aus Windkraft- und Bioenergieanlagen mit eingerechnet. Trotz dieser geringen Zielsetzung wirbt die Branche für ein Ja bei der Volksabstimmung zum ersten Paket dieser Energiestrategie. Denn nur dadurch wird die Förderung der Anlagen weiter fortgeschrieben. Andernfalls wäre ein drastischer Rückgang der Ausbauzahlen zu befürchten. (Sven Ullrich)