Das Solarkraftwerk Montecristi im Nordwesten der Dominikanischen Republik wird, wenn es einmal fertig ist, das größte der Karibik sein. Zumindest ist bisher kein größeres geplant. Satte 116 Megawatt wird es leisten und soll bis zum Sommer des kommenden Jahres fertig sein. Verantwortlich für den Bau der riesigen Anlage ist F amp;S Solar im rheinischen Euskirchen.
Das Unternehmen wird die Anlage auch mit einem Anteil von 35 Prozent finanzieren. Den Rest des Geldes steuert die Hamburger Blue Elephant Energy beisteuern. Das Fremdkapital wird dabei von verschiedenen europäischen Entwicklungsbanken zur Verfügung gestellt. So wird auch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) aus Köln einen Großteil der Finanzmittel bereitstellen. Sie wird auch während des Projektverlaufs laufend die Einhaltung von internationalen ökologischen und sozialen Standards überprüfen. Beteiligt sind außerdem die niederländische FMO und die belgische BIO.
Komponenten kommen aus Europa
Die Vermarktung des Stroms wird der staatliche Energieversorger Corporación Dominicana de Empresas Eléctricas Estatales (CDEEE) übernehmen. Dazu wurde mit F amp;S Solar ein über 20 Jahre laufender Stromliefervertrag (Power Purchase Agreement – PPA) abgeschlossen.
Der erste Bauabschnitt ist bereits in vollem Gange. Die etwa 215.000 Solarmodule von Astronergy werden in Frankfurt/Oder hergestellt und in die Karibik geliefert. Sie werden insgesamt 58 Megawatt leisten und ihren Strom über Wechselrichter von SMA ins Netz einspeisen. Auch die Unterkonstruktion und die Verkabelung kommt aus Deutschland. So bleibt in der Dominikanischen Republik kaum etwas an Wertschöpfung übrig. Allein die Installation wird von Arbeitskräften vor Ort durchgeführt. Als Grund für die Konzentration auf deutsche Partner nennt Georg Schmiedel, Geschäftsführer von F amp;S Solar die langjährige Zusammenarbeit mit diesen Partnern. Immerhin: Die Umspannstation, die den Solarstrom auf Hochspannungsebene hebt, kommt aus der Schweiz, von ABB. Der Solarpark wird jetzt nach und nach in Blöcken von 2,5 Megawatt Leistung aufgebaut.
Ölimporte verringern
Die Anlage ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, die Energieversorgung des karibischen Inselstaates bis 2035 vorrangig auf erneuerbare Energien umzustellen. Immerhin einen Anteil von 85 Prozent sollen bis zu diesem Zeitpunkt erreicht werden. Damit will sich das Land unabhängiger von teuren Ölimporten machen, die jedes Jahr etwa vier Milliarden Dollar verschlingen. Im Gegensatz dazu, so hat es das Worldwatch Institute ausgerechnet, kostet der Umstieg auf Erneuerbare das Land 47 Milliarden Dollar an einmaligen Investitionsmitteln. Zudem besteht dadurch die Möglichkeit, den mit 27 Dollarcent relativ hohen Strompreis für die Verbraucher zu senken.
Viel Sonne, viel Platz
Schließlich ist die Solarenergie inzwischen eine der preiswertesten Stromerzeugungstechnologien. Doch auch die natürlichen Bedingungen verlangen förmlich nach der Nutzung der Sonnenenergie. „Es gibt dort aber nicht nur eine konstant hohe Solarstrahlung, sondern auch riesige Areale, die bisher praktisch nicht genutzt wurden, auch nicht durch die Landwirtschaft“, betont Georg Schmiedel von F amp;S Solar. „In der einzigen schwierigen Phase, der herbstlichen Hurrikansaison, kommt dem Projekt seine geografische Lage im Nordwesten des Landes zugute”, ergänzt Uwe Czypiorski, Technikchef von F amp;S Solar. „Der Bereich, in dem wir bauen, ist durch nahe gelegene Gebirgszüge gut vor den Auswirkungen von Hurrikans geschützt.“
Zugleich seien die beteiligten Institutionen auf das Thema Erneuerbare sehr gut vorbereitet und präferierten Solarenergie beim Um- und Ausbau des Energieversorgungssystems: „Versorger und Netzbetreiber erkennen die großen Vorteile der dezentral im Land verteilten Solarparks für die Versorgungssicherheit und die Stabilität des Netzes“, sagt Schmiedel: „Da ist die Sicht auf Solarstrom eine deutlich andere als in Mitteleuropa.“ Denn dort muss sie sich im Netz gegen die billigen Kohlekraftwerke durchsetzen. (Sven Ullrich)