Auf dem diesjährigen Frühjahrskogress der österreichischen Solarbranche konnte der Verbrand PV Austria gleich mehrere Rekorde verkünden. Nicht nur, dass erstmals mehr als 600 Teilnehmer nach Wien gekommen waren, um sich über die neusten Entwicklungen der Rahmenbedingungen und der Technologie für den Ausbau der Photovoltaik zu informieren.
Datenerhebung unzuverlässig
Auch in Sachen Ausbau gibt es einen neuen Rekord zu vermelden. Denn die Handwerker in der Alpenrepublik haben im vergangenen Jahr zwischen zwei und drei Gigawatt Solarstromleistung neu aufgebaut. „Das zeigt, dass niemand in Österreich einen konkreten Überblick über den tatsächlichen Ausbau hat“, kritisiert Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria, die unzuverlässige Datenerhebung der Netzbetreiber.
Auf dem richtigen Ausbaukurs
Denn die Meldungen gehen weit auseinander. Doch Vera Immitzer geht eher von drei als von zwei Gigawatt Zubau in 2023 aus. Damit hätte sich der Markt im Vergleich zu 2022 sogar fast verdreifacht. Denn damals hatten die österreichischen Solarteure erstmals mehr als ein Gigawatt neu errichtet. „Damit sind wir auf dem Kurs zu elf Terawattstunden Solarstrom bis zum Jahr 2030“, sagt Klimaschutz- und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne). Diese sind mindestens notwendig, um die Stromversorgung in der Alpenrepublik bis dahin komplett auf erneuerbare Energien umzustellen.
Stetiger fördern
Leonore Gewessler verweist darauf, dass über 160.000 Förderanträge bewilligt wurden. Trotz eines drastisch erhöhten Fördervolumens war dieses komplett ausgeschöpft. „Das Fördervolumen ist aber an seine Grenzen gestoßen“, erklärt sie. Deshalb hat das Klimaschutzministerium zusammen mit dem Finanzministerium die Solaranlagen mit einer Leistung von bis zu 35 Kilowatt von der Umsatzsteuer befreit. Zudem wurden die Förderbedingungen vereinfacht. So wird es in Zukunft auch möglich sein, mit dem Bau der Anlage zu beginnen und den Förderantrag erst danach einzureichen. Der Hauseigentümer muss nur vor Inbetriebnahme der Anlage gestellt werden.
Diese Regelung hat das Potenzial, den Ausbau in Österreich etwas zu verstetigen. Denn dieser war bisher immer von den einzelnen Terminen für die Einreichung der Förderanträge abhängig, was zu einem Auf und Ab bei den Handwerksbetrieben führte.
135 Millionen Euro für Investitionszuschüsse
Zudem wird es auch in diesem Jahr wieder eine umfangreiche Förderung von Photovoltaikanlagen geben. Neben der Umsatzsteuerbefreiung, die auf zwei Jahre befristet ist und am 31. Dezember 2025 ausläuft, gibt es auch wieder den Investitionszuschuss. Diesen gibt es aber nur dann, wenn die Umsatzsteuerbefreiung nicht genutzt wird. „Das Budget für diese Förderung liegt in diesem Jahr bei 135 Millionen Euro und damit weit über den Mindestvorgaben im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz – EAG“, erklärt Milica Vujačič vom Bundesklimaschutzministerium. „Auch bei der Förderung durch Marktprämie liegen wir mit 1.150 Megawatt weit über diesen Vorgaben des EAG.“
Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender von PV Austria, stellt aber schon in Frage, ob die Ausschreibungen für die Projektierer und Investoren sehr interessant werden. Denn der Höchstwert der Ausschreibung wurde auf 8,98 Cent pro Kilowattstunde gesenkt. Da herkömmliche Solarparks ohne zusätzliche landwirtschaftliche Nutzung der Fläche mit einem Abzug von 25 Prozent zurechtkommen müssen, sinkt der Höchstbetrag realistisch auf 6,73 Cent pro Kilowattstunde.
Fördermittel für Speicher beschlossen
Der nächste Termin für die Antragstellung ist für den 15. April 2024 geplant. „Außerdem steht in diesem Jahr für die Marktprämie ein Rekordvolumen von einem Gigawatt zur Verfügung“, betont Leonore Gewessler. Sie verweist auf die zusätzliche Förderung für Speicher durch den Klima- und Energiefonds (KLIEN).
So steht für die Unterstützung von Heim- und Gewerbespeicher bis 50 Megawattstunden Kapazität in diesem Jahr 50 Millionen Euro zur Verfügung. Die Förderung beginnt am 10. April 2024. Ab diesem Zeitpunkt können Förderanträge auf der Webseite des KLIEN gestellt werden, bis das Budget ausgeschöpft ist. Zusätzlich werde es ein Fördervolumen von 35 Millionen Euro für Speicher mit mehr als 50 Megawattstunden Kapazität und Wärmespeicher geben.
ElWG noch vor der Wahl beschließen
Die Inbetriebnahme der Solaranlage ist jedoch in Österreich immer noch das Nadelöhr für den weiteren Ausbau. Denn die Flexibilisierung des Netzanschlusses und die Transparenz freier Netzkapazitäten ist immer noch nicht gegeben. Dies wäre ein Teil des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ElWG), das gerade in der Überarbeitung ist.
Die Verbändekonsultation des Gesetzes ist gerade beendet und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat in Aussicht gestellt, dass alle geplanten Gesetze – also auch das ElWG – noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden. „Wir haben während der Konsultation mehr als 350 Stellungnahmen erhalten. Diese arbeiten wird gerade ein“, erklärt Lukas Hammer, energiepolitischer Sprecher der Grünen in Nationalrat. „Der größte Teil davon sind technische Fragen, die wir schnell verhandeln können. Wir schaffen das noch bis Juli dieses Jahres“, stellt er in Aussicht.
Mit dem Nachbarn Strom handeln
Dann könnte sich auch der Netzausbau und die Digitalisierung der Netze beschleunigen. Dadurch können mehr Solaranlagen angeschlossen werden, was das Potenzial hat, den Ausbau zu beschleunigen. Außerdem werden dann die Regelungen für den Stromhandel zwischen Nachbarn und die Gründung von Erneuerbare-Energiegemeinschaften vereinfacht. Dies kann die dringend notwendige solare Energiewende in den Städten beschleunigen. (su)