Der Patagonia Nationalpark erstreckt sich auf einem Gebiet von 260.000 Hektar im Süden Chiles. Gegründet von Douglas und Kristine Tompkins, die mit der Outdoormodemarke North Face erfolgreich waren, dient er der Renaturierung und Erhaltung der wilden Landschaft zwischen dem südlichen Pazifik, den hohen Bergen der Anden und der Magellanstraße.
Inselnetz aufgebaut
Der Nationalpark liegt weit ab vom Stromnetz des südamerikanischen Landes. Hier werden die Parkeinrichtungen autark versorgt. Dazu gehören nicht nur die Unterkünfte für die Angestellten, die sich um die Erhaltung kümmern. Auch Campingplätze und Gebäude für Besucher brauchen Strom. Der kam bisher aus einem schmutzigen Dieselgenerator. Dass das nicht zum Ziel des Umweltschutzes passt, dem sich der Park widmet, war den Betreibern klar. Deshalb haben sie auf Ökostrom umgestellt.
Wasser und Sonne liefern den Strom
Inzwischen liefert ein Flusswasserkraftwerk und eine Photovoltaikanlage den Strom für die Infrastruktur des Parks. Die zwei hydraulischen Turbinen des Wasserkraftwerks und die daneben installierten Solarmodule erreichen zusammen eine Leistung von 115 Kilowatt. „Flusswasserkraft und Photovoltaik zu kombinieren, ist aber technisch sehr anspruchsvoll”, weiß Gonzalo Rodriguez. Er ist Ingenieur bei der patagonischen Installationsfirma SyR Energía, die das Projekt geplant und umgesetzt hat.
Keine kontinuierliche Erzeugung
Denn im Winter und im Frühling schwellen die Flüsse in Patagonien durch starke Regenfälle und die Schneeschmelze in den Anden an. Die Fluten treiben die beiden kleinen Turbinen auf Höchtsleistung. Gleichzeitig liefert aber die Solaranlage volatil Strom, der mit der Laufleistung der Wasserkraftturbinen abgeglichen werden muss. Im Sommer hingegen nimmt die Kraft der Flüsse ab, so dass die Wasserkraft nicht mehr ausreichend Strom liefern kann. Dann übernimmt die Photovoltaik und nutzt die üppige Sonne, die hier in den Sommermonaten scheint.
Speichersystem lagert Überschüsse zwischen
Die Anlage liefert mehr Strom als direkt verbraucht wird. Zudem muss auch die Energieversorgung in der Nacht gesichert werden. Deshalb wurde das gesamte System um einen Stromspeicher ergänzt. Das Lithium-Ionen-System des Wittenberger Herstellers Tesvolt kann immerhin 144 Kilowattstunden Strom zwischenlagern und ihn mit genügend Leistung ins Inselnetz des Nationalparks einspeisen, so dass er die gesamte Infrastruktur betreiben kann.
Wartungskosten senken
Wichtig war den Planern dabei der Einsatz von Komponenten, die mit wenig Wartung auskommen. Denn der Park ist weit abgelegen und jeder Wartungseinsatz extrem teuer. „Die Anlage läuft nun seit genau einem Jahr völlig problemlos”, sagt Rodriguez. Die etwas höheren Investitionskosten für die höherwertigen Komponenten werden so über die Laufzeit hinweg durch geringere Wartungskosten wieder eingespielt.