Die Befürchtungen waren groß, dass durch die immensen Zölle, die der US-amerikanische Präsident Donald Trump auch auf chinesische Solarkomponenten erhebt, der europäische Markt mit Ware aus Fernost überschwemmt. Dies würde heftig auf die Preise für die Module in Europa drücken. Doch bisher sind die Auswirkungen des Handelskriegs der USA gegen den Rest der Welt ausgeblieben.
Kaum Bewegung bei den Preisen
Denn an den Großhandelsmärkten sind die Preise für Standardmodule weiterhin stabil. Sie haben sich im Vergleich zum Vormonat nicht verändert. Diese Module werden weiterhin im Schnitt für 11,5 Cent pro Watt Leistung gehandelt. Die Preise für hocheffiziente Module mit einem Wirkungsgrad von mehr als 22,5 Prozent haben sogar um 0,5 Cent pro Watt zugelegt. Diese gehen derzeit für 13,5 Cent pro Watt über den Großhandelsladentisch. Um den gleichen Wert sind auch Preise für komplett schwarze Module gestiegen. Diese kosten derzeit im Schnitt 14,5 Cent pro Watt.
Nur noch wenige Standardmodule am Markt
Die stabilen Preise für die Standardmodule sind vor allem der Tatsache geschuldet, dass es hier kaum noch Angebote am Markt gibt, weiß Martin Schachinger, Geschäftsführer des Onlinehändlers für Solarkomponenten PV Xchange. „Gerade bei den Großhändlern sind diese Produkte durch die Abverkäufe der vergangenen Monate weitestgehend aus den Lagern verschwunden“, sagt er. „Module für große Dachanlagen oder Freiflächenprojekte, welche ebenfalls noch in diese Technologieklasse fallen, sind schon seit Längerem nur auf Bestellung verfügbar.“
Europäische Produzenten auch betroffen
Doch der Zollkrieg des Donald Trump hat nicht nur Auswirkungen auf Paneele aus Fernost. Hier sind vor allem Produkte aus China, aber inzwischen auch aus Südostasien betroffen. „Doch auch für die wenigen verbliebenen europäischen Hersteller, für welche die USA bisher noch ein wichtiger Absatzmarkt waren und die noch keine Überseeproduktion eröffnet haben, wird es zunehmend brenzlig“, weiß Martin Schachinger.
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Auch für Hersteller in Amerika wird es eng
Doch selbst Produzenten, die in den USA ihre Module herstellen, haben es schwerer. Denn dank der Handelspolitik des Oval-Office steigen auch die Kosten für Vorprodukte. Schließlich kommen diese in der Regel aus China und anderen asiatischen Ländern. „So ist zu erwarten, dass die ohnehin schon teurere Solartechnik in den USA nochmals einen gewaltigen Preisanstieg erfährt – sehr bedauerlich für den weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien in Nordamerika“, betont der PV-Xchange-Chef. Entsprechend fällt Trumps Zollpolitik auf die eigene Bevölkerung zurück.
Preiskampf ruiniert die Industrie
Das Problem für Europa: Die Gefahr einer Schwemme asiatischer Produkte auf dem europäischen Solarmarkt ist noch nicht gebannt. Wenn diese tatsächlich eintritt, würde dies mit Sicherheit zu einem solchen Preiskampf führen, dass dies das endgültige Aus für die ohnehin leidgeprüfte heimische Solarindustrie bedeuten würde, vermutet Schachinger. Es sei denn, die Europäische Union steuere mit eigenen protektionistischen Maßnahmen dagegen.
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Überproduktion vermeiden
Doch selbst für die chinesischen Hersteller wäre der Preiskampf ruinös. Denn auch die Industrie in Fernost leidet jetzt schon unter den niedrigen Verkaufspreisen in Europa. „Die Preise für die in den USA sehr viel teurer verkauften Solarprodukte müssten für den europäischen Markt beinahe halbiert werden“, erklärt Martin Schachinger. „Da dürfte dann ein Herunterfahren der Produktion wirtschaftlicher sein, als die Überproduktion unter dem tatsächlichen Gestehungspreis in der EU abzusetzen. Dementsprechend erwarte ich keine deutliche Erhöhung des Importvolumens, auch wenn die EU-Kommission auf neue Maßnahmen zum Schutz der europäischen Wirtschaft verzichten sollte, zumindest nicht im Photovoltaiksektor.“
Katerstimmung im Segment der Kleinanlagen
Damit wäre aber auch eine bisher befürchtete Verknappung des Angebots mit damit verbundenen Preissteigerungen im Photovoltaikgroßhandel aber auch dahin. Für Projektierer und Installateure ist dies natürlich eine gute Nachricht. Denn preiswerte Komponenten könnten den Markt ankurbeln. „Aus dem Installationshandwerk vernimmt man indes unterschiedliche Signale“, sagt Martin Schachinger. „In Betrieben, die sich in der Vergangenheit ausschließlich auf Kleinanlagen und Heimspeicher konzentriert haben, herrscht Katerstimmung. Auch größere Montagefirmen, die bisher das Segment der rein netzgekoppelten mittleren bis großen Photovoltaikanlagen bedient haben, können ihre Aufträge für die kommenden Monate an einer Hand abzählen. Allein die Solarfirmen, die sich schon frühzeitig mit Gewerbespeichern auseinandergesetzt haben und umfassende Energiekonzepte für Industrie und mittelständisches Gewerbe entwickeln und umsetzen können, sind einigermaßen ausgelastet.“
Auch komplizierte Projekte wagen
Doch gerade solche komplexeren Projekte haben lange Planungs- und Vorbereitungsphasen. Deren Projektierer können von den jetzigen Preissignalen nicht profitieren, sondern müssen darauf bauen, dass die Kosten nicht wieder steigen. „In jedem Falle lohnt es sich aber, die Möglichkeiten, die einem das sogenannte Solarspitzengesetz, also die Novelle des deutschen EEG, in Zukunft bieten, voll auszunutzen und sich auch an kompliziertere Projekte heranzuwagen, wenn man seinem Unternehmen ein dauerhaftes Bestehen sichern möchte“, warnt Martin Schachinger. „Wer also über den Tellerrand hinaus blickt und sich auf neue Geschäftsbereiche einlässt, der dürfte auch in Zukunft keinen Mangel an Arbeit zu beklagen haben“, betont er.