Am Ende wird doch noch alles gut. So sieht es zumindest beim Blick auf die aktuelle Entwicklung der Preise von Solarmodulen aus. Denn diese sind im Dezember 2022 wieder drastisch gefallen. So werden die Standardmodule inzwischen für drei Cent pro Watt weniger gehandelt als noch im November. Um zwei Cent pro Watt ist der Preis für Module mit modernen Technologien und einer Effizienz von mehr als 21 Prozent gesunken. Insgesamt verringert sich der Preisanstieg über das gesamte Jahr hinweg gesehen auf 6,9 Prozent bei Standardmodulen und auf 2,5 Prozent bei der Premiumware. „Die Modulpreise sind zumindest bei der Neu- beziehungsweise A-Ware beinahe auf das Niveau gesunken, auf dem wir von zwölf Monaten in das Jahr 2022 gestartet sind“, weiß Martin Schachinger, Geschäftsführer des Onlinemarktplatzes für Solarkomponenten PV Xchange.
Zwei Gründe für den Rückgang
Er führt den drastischen Rückgang der Modulpreise auf zwei Faktoren zurück. Einer davon sind die politischen Unsicherheiten, wie Schachinger mit Blick auf die beschlossene Abschöpfung der Erlöse von Betreibern von Solarkraftwerken sagt. Deshalb sind viele Projektierer jetzt vorsichtig mit Bestellungen.
Ein zweiter Grund sind die anhaltenden Lieferschwierigkeiten bei den anderen Komponenten. Hier ist vor allem die Leistungselektronik entscheidend. Denn hier werden sich zwar auch in den kommenden Monaten die Lieferketten wieder stabilisieren. Doch das dauert noch. Durch die immer noch verzögerte Auslieferung können die Kunden der Modullieferanten sowieso keine Projekte umsetzen und viele von ihnen haben diese ins kommende Jahr verschoben. Kaum einer von ihnen möchte in der kalten Jahreszeit, wo Installationen nur noch unter erschwerten Bedingungen ausgeführt werden können, den Ballast von allzu großen Lagerbeständen ins neue Jahr mitnehmen“, sagt Schachinger. „So drohen viele Hersteller auf ihren Modulen sitzen zu bleiben und unterbieten sich gerade bei Sonderpreisen.“
Lager der Hersteller sind voll
Die beiden Gründe sorgen dafür, dass die Lager in den Überseehäfen, vor allem in Rotterdam, gut gefüllt sind und die Preise sinken. Doch ob das so bleibt, oder ob weitere Preissenkungen sogar ein längerfristiger Trend sind, ist noch nicht so sicher. Denn die Modulhersteller in China verschiffen derzeit weniger Ware, weil sie offensichtlich einen Nachfragerückgang in Europa befürchten, wie Martin Schachinger von Jan Brunner, Vertriebsleiter des Großhändlers Krannich Solar erfahren hat.
Dieser Rückgang der Nachfrage liegt aber nicht an vermindertem Interesse der Endkunden. Der Photovoltaikboom werde auch 2023 anhalten. Die Unabhängigkeit von immer teurer werdenden Energielieferungen durch die Versorger lassen die Nachfrage genauso weiter ansteigen wie die vergleichsweise hohen Renditen, die mit der Photovoltaik erreicht werden, wenn das richtige Geschäftsmodell gewählt wird.
Fachkräftemangel bleibt ein Nadelöhr
Das Problem sind immer noch die fehlenden Fachkräfte an allen Stellen der Lieferkette. Das fange schon bei den fehlenden Mitarbeitern bei den Großhändlern im Innendienst und in den Lagern an. Dies führt dazu, dass die Bestellungen durch die Projektierer und Installateure nicht in der notwendigen Geschwindigkeit abgearbeitet werden können. Aber auch der Mangel an Arbeitskräften bei den Installationsbetrieben wird die Branche auch im nächsten Jahr weiter beschäftigen.
Angebotsseite wird sich entspannen
Die Preise werden aber auch auf Seiten der Modulhersteller sinken. Denn einerseits gehen die Kosten für die Rohmaterialien zurück. Auch die Kosten für den Schiffstransport aus Übersee seien wieder fast auf das Vor-Corona-Niveau gesunken, wie Martin Schachinger von Frank Niedorf, Europachef von Jinko Solar erfahren hat. Auch das Wechselkursverhältnis zum US-Dollar hat sich wieder zugunsten des Euro verschoben. „Einige Materialien sind zwar nach wie vor knapp. Außerdem wirken sich einige dieser Faktoren erst einmal nur auf den Produktionspreis aus. Bis die Preiserleichterung beim Endkunden ankommt, dauert es oft noch Monate. Dennoch deutet alles darauf hin, dass die Solarmodulpreise im neuen Jahr nicht mehr steigen werden, sondern spätestens ab dem 2. Quartal eher kontinuierlich fallen. Wie genau die Preispolitik der dominierenden asiatischen Produzenten aussehen wird, dass erfahren wir spätestens Ende Januar nach Chinese New Year“, sagt Martin Schachinger.
Er rät den Projektierern und Installateuren in dieser Situation, gut zu planen. „Um im neuen Jahr nicht wieder die gleichen Versorgungsprobleme wie im Jahr 2022 zu bekommen, empfiehlt sich eine frühzeitige Materialplanung. Rechtzeitig einen belastbaren Forecast bei seinen Lieferanten einzureichen, wird allen Akteuren dringend angeraten“, betont Schachinger. (su)