Auf den ersten Blick ist an der Biogasanlage im bayerischen Hallerndorf nichts Besonderes zu erkennen. Zwei Fermenter mit rostbrauner Plane und angeschlossenem Blockheizkraftwerk. Doch die Biogasanlage ist besser in den landwirtschaftlichen Betrieb integriert als viele vergleichbare Systeme. Vier zertifizierte Biolandwirte betreiben die Anlage – mit den Stoffen die bei ihren ökologisch geführten Betrieben so anfallen. Mais gehört nicht dazu.
Die Anlage wird mit Mist, Gülle und bis zu 65 Prozent Kleegras und anderen Gräsern gefüttert. Der Betrieb lief in den letzten zwei Jahren sogar wirtschaftlicher als ursprünglich prognostiziert. Das Blockheizkraftwerk mit seinen 250 Kilowatt elektrischer Leistung und 269 Kilowatt thermischer, sollte pro Jahr 1,9 Gigawattstunden Strom erzeugen. Tatsächlich waren es im Schnitt 2,1 Gigawattstunden jährlich. Hinzu kommen 2,3 Gigawattstunden an Heizenergie. Damit kommt die Anlage auf 8.400 Volllaststunden im Jahr. Eine bemerkenswerte Bilanz, denn im Durchschnitt laufen Biogasanlagen in Deutschland nur 7.800 Stunden im Jahr mit voller Leistung.
Technisch unterscheidet sich die Anlage vor allem in zwei Punkten von herkömmlichen Systemen: Ihr Fermenter muss bei gleicher Leistung größer dimensioniert werden, da Kleegras geringere energetische Erträge verspricht als die gleiche Menge Mais. Außerdem kommen anstelle eines Rührwerks Pumpen zum Einsatz, um das Substrat im Fermenter in Schwung zu halten.
Biogasnutzung passt sich Landwirtschaft an
Der ökologische Vorteil der Kleegrasnutzung: Es wird nicht gezielt zur Energieerzeugung angebaut sondern dient in der biologischen Landwirtschaft der Bodenpflege. Als Zwischenfrucht macht es den Boden wieder nutzbar für beispielsweise Kartoffeln, Roggen, Gerste und Weizen. Durch die intensive Durchwurzelung des Bodens verbessert Kleegras zudem die Bodenstruktur.
Die Biogasanlage in Hallerndorf bietet den Landwirten so in erster Linie eine Möglichkeit ihr Landschaftspflegegras zweitzuverwerten. „Der Landwirtschaftsbetrieb muss sich dadurch nicht nach der Biogasanlage richten, sondern umgekehrt“, sagt Tim Loppe, Sprecher des Energieversorgers Naturstrom AG, der das Projekt mit den Biolandwirten umgesetzt hat.
Auch wirtschaftlich rechnet sich das ohne zusätzliche Fördermittel: Die Investitionskosten der Anlage lagen laut Naturstrom bei 1,6 Millionen Euro. Dank der Boni für die Nutzung von Landschaftspflegematerial, Gülle und ähnlichem, erhält die Anlage eine EEG-Vergütung von 23,5 Cent pro Kilowattstunde. Nach zwei Jahren Betrieb hat sie damit schon mehr als 950.000 Euro erwirtschaftet. (Denny Gille)
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