von Sven Ullrich
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) hat eine Broschüre über das Verhalten von Feuerwehreinsatzkräften beim Brand von Lithium-Ionen-Akkus veröffentlicht. An der Erstellung des Leitfadens waren neben den Fachleuten des BSW-Solar auch Experten von der Bergischen Universität Wuppertal, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie, vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes und dem Deutschen Feuerwehrverband. „Um immer angemessen reagieren zu können, muss man die Besonderheiten jeder Technologie ganz genau kennen“, begründet Roland Goertz, Professor für Sicherheitstechnik und abwehrenden Brandschutz an der Bergischen Universität Wuppertal, die Bedeutung des Leitfadens. „Daher haben wir haben uns umfassend mit Lithium-Solarstromspeichern auseinandergesetzt.“
Es lauern drei Gefahren
Immerhin sind die Lithium-Ionen-Akkus neben den Bleibatterien die am weitesten verbreitete Technologie zur Speicherung von Solarstrom. Vor allen in Einfamilienhäusern sind die bisher 15.000 Stromspeicher installiert. Dort stehen sie meist im Keller. Im Falle eines Hausbrandes müssen die Feuerwehrleute mit solchen Speichern auch umgehen können. „Für die Einsatzkräfte der Feuerwehren stellen neueingeführte Technologien in der Regel neue Herausforderungen dar, weil noch kein Erfahrungswissen vorliegt“, erklärt der BSW-Solar. Die Gefahren für die Feuerwehrleute resultieren vor allem durch giftige Gase, die beim Verbrennen der Lithium-Ionen-Batterie entstehen. Aber auch Chemikalien, die austreten können, wenn die Batterie durch einen Brand beschädigt werden, können für die Helfer gefährlich werden. Deshalb sollten die Einsatzkräfte entsprechende Atemschutzausrüstung tragen, die sie von der Umgebungsluft unabhängig macht.
Eine dritte Gefahr lauert in der Elektrizität. Denn viele Speicher sind so konzipiert und so installiert, dass sie sich nicht automatisch abschalten, wenn das Gebäude vom Stromnetz getrennt wird. Dieser Vorteil der Notstromversorgung kann für die Einsatzkräfte zur Gefahr werden. Deshalb müssen die löschenden Feuerwehrleute die gleichen Sicherheitsabstände wie bei der Brandbekämpfung an Photovoltaikanlagen im Niederspannungsbereich einhalten. Konkret bedeutet dies, dass die Löscharbeiten mit einem Vollstrahl aus mindestens fünf Metern Entfernung erfolgen müssen.
Ergänzende Einsatzkarte wird noch veröffentlicht
Die Experten haben sich bei der Erstellung des Leitfadens eingehend mit der aktuellen wissenschaftlichen Literatur beschäftigt und eigene Untersuchungen durchgeführt, um herauszufinden, wie sich die Lithium-Ionen-Akkus im Brandfall verhalten und wie die Feuerwehrleute bei der Brandbekämpfung vorgehen können. Außerdem wollten sie herausfinden, welche konkreten Gefahren für die Einsatzkräfte bei einem Hausbrand entstehen, wenn ein solcher Speicher im Keller angeschlossen ist.
Die Broschüre richtet sich deshalb in erster Linie an Einsatzkräfte von Feuerwehr und technischem Hilfswerk. Aber auch an die Anbieter von Stromspeichern und deren potenzielle Kunden. Für die Branche ist dieser Leitfaden ein entscheidendes Mittel, um auf die Bedenken der Kunden reagieren zu können. Dies wurde im Falle der Photovoltaikanlage einst erst zu spät erkannt, als die ersten Berichte über brennende Solaranlagen in den Medien auftauchten und die Kunden dadurch verunsicherten.
Der Leitfaden bietet einen Überblick verschiedener Batteriesysteme und informiert unter anderem über Aufbau und Funktion der Systeme, über deren Integration in das elektrische Hausnetz sowie über erforderliche Maßnahmen beim Einsatz. In den nächsten Tagen wird der BSW-Solar auch eine ergänzende Einsatzkarte veröffentlichen. Das Merkblatt ist für jeden frei verfügbar auf der Internetseite des BSW-Solar erhältlich.