Die Rahmenbedingungen in den bisherigen Musterländern Deutschland, Spanien und Tschechien haben sich drastisch verschlechtert Auch Paris denkt über die grundlegende Änderung der Solarförderung nach. Dagegen wird der Süden für viele Anleger immer interessanter. Nach ersten Schätzungen gingen in Italien allein im vierten Quartal des letzten Jahres rund 975 Megawatt Solarstromleistung ans Netz. Der hohe Zubau im vierten Quartal 2010 „wurde dadurch angetrieben, dass die Anlagenbetreiber noch schnell die staatliche Förderung nutzen wollen, bevor sie ausläuft“, sagt Henning Wicht, Seniorchef und leitender Solaranalyst bei iSuppli, einem Marktforschungsunternehmen aus den USA. Die bisherige hohe Einspeisevergütung gilt noch für alle Anlagen, die bis zum Jahreswechsel fertiggestellt wurden und bis Ende Juni ans Netz gehen.
Im Jahresverlauf wurden insgesamt rund 1,9 Gigawatt neu installiert. Damit hat sich die installierte Photovoltaikleistung innerhalb eines Jahres von 1,1 auf drei Gigawatt fast verdreifacht.
Für 2011 rechnet iSuppli nach Umfragen in der Branche nochmals mit einer Verdopplung der Zubaurate auf 3,9 Gigawatt.
Hohe Rendite trotz sinkender Förderung
Ab Juli 2011 senkt Rom zwar per Ministerialdekret vom August 2010 (Conto Energia III) die Einspeisevergütung alle vier Monate drastisch ab – je nach Leistung und Größe der Anlagen insgesamt zwischen 9,3 und 27,5 Prozent. Doch bleibt „die Rendite für Solarinvestitionen immer noch höher als anderswo. Daher wird der Zubau 2011 auf etwa ein Gigawatt pro Quartal steigen“, ergänzt Wicht. Trotz einiger möglicher Risiken und Schwierigkeiten wird sich Italien bis 2014 für die Investoren lohnen. Zwar sinkt die Einspeisevergütung weiterhin. Doch fällt die Reduktion mit sechs Prozent jährlich sehr moderat aus. Erst danach bleibt es dem Ministerrat vorbehalten, die Förderrichtlinien neu festzulegen. Dazu kommt, dass die Bedingungen, zu denen die jeweiligen Anlagen in Betrieb genommen wurden, für 20 Jahre gelten.
Türken locken mit höheren Tarifen
Auch die Türkei will mit der jetzt verabschiedeten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes Solarstrominvestoren ins Land locken. Mit dieser Gesetzesänderung erhöht Ankara die Vergütung für Solarstrom von sechs auf knapp zehn Cent und verlängert die Förderung von sieben auf zehn Jahre. Zusätzlich gibt es eine Förderung für den Einsatz von in der Türkei hergestellten Bauteilen. Die neuen Einspeisetarife gelten ab sofort.
Allerdings hat Ankara einige bürokratische Hürden in das Gesetz eingebaut. Jeder Anlagenbetreiber muss sich eine Lizenz als Stromproduzent verschaffen, bevor er Strom in das Netz einspeisen darf. Auch ist die maximale Leistung eines Kraftwerkes auf 600 Megawatt beschränkt. Trotz dieser Einschränkungen betont Ihlas Fua Hizmetleri, Organisator der vierten internationalen Solarmesse Solarex in Istanbul, die Türkei sei nicht nur wegen der hohen Sonneneinstrahlung ein attraktives Land, sondern auch wegen ihrer politischen Stabilität und Wirtschaftskraft. Auch Taner Yildiz, türkischer Minister für Energie und Rohstoffe kommentiert: „Das türkische Klima und die politische Stabilität sind für Investitionen in erneuerbare Energien geeignet.” (Sven Ullrich)