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Frankreich

Hollande setzt auf die Erneuerbaren

François Hollande, seit Sonntag der neue Präsident Frankreichs, hatte vor der Wahl in einem TV-Duell mit seinem Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy sein Vorhaben wiederholt, den Anteil des Atomstroms am Energiemix bis 2025 von derzeit 75 auf 50 Prozent zurückzufahren. Dafür will er zunächst das Atomkraftwerk (AKW) in Fessenheim an der französisch-deutschen Grenze stilllegen. "Voraussichtlich 2017 wird das Atomkraftwerk abgestellt werden, wenn es seine 40-jährige Betriebsdauer erreicht haben wird", zitierte das norwegische Branchenportal „Montel/powernews.org“ Hollandes Energieberater François Brottes am Montag. Hollande betonte während seines Fernsehauftritts, alle Arbeitsplätze in Fessenheim retten zu wollen. Ob er damit die nicht unproblematischen Rückbauarbeiten des AKWs meint, die über einen langen Zeitraum Arbeit schaffen könnten, sagte er dabei nicht.

Frankreichs atomarer Exportschlager

Mit insgesamt 58 Reaktoren und einer Energiekapazität von 63 Gigawatt (GW) gehört das Land zu den größten Stromexporteuren der Welt. Gleichzeitig gehört Frankreich in technischer Hinsicht zu den global führenden Ländern beim Reaktorbau oder dem Recycling von radioaktiv verseuchten Reststoffen. Hollande kündigte an, zwar die laufenden Atomreaktorbauten zu Ende zu führen, jedoch keine neuen zu genehmigen. Damit ist der Kraftwerksbau in Flamanville vermutlich das letzte AKW, das in Frankreich gebaut wird. Die Anlage soll sechs Milliarden Euro kosten, 2,7 Milliarden Euro mehr als budgetiert, und ist bereits vier Jahre im Verzug. Während des TV-Duells erwähnte Hollande Deutschland als Vorbild im Bereich der erneuerbaren Energien: „Deutschland hat hier eine knappe Viertel Million Arbeitsplätze, Frankreich 50.000“, sagte Hollande im französischen Fernsehen.

Das Atomstromland Frankreich wird nach dem Willen seines neuen Präsidenten zunehmend auf erneuerbare Energien setzen. Doch die Frage bleibt, welche davon für die Grande Nation Frankreich am Besten geeignet ist, um die Atomenergie zu ersetzen. Beispiel Windkraft: Am Atlantik sind bis 2020 insgesamt 1200 Offshore-Windkraftanlagen geplant. Laut der European Wind Energy Association (EWEA) sind die Investitionen im gesamten Windenergiebereich (Onshore und Offshore) in Frankreich im letzten Jahr (830 Megawatt) im Vergleich zum Jahr 2010 (1,4 GW) merklich zurück gegangen. Laut EWEA beträgt die installierte Kapazität insgesamt 6,8 GW. Damit trägt die Windenergie 2,8 Prozent zur insgesamt von den Franzosen konsumierten Energie bei. Die mehr als 3.000 Kilometer lange, windreiche Atlantikküste des Landes bietet sich wie in wenig anderen Ländern für die Nutzung der Windenergie an. Hier steckt also viel Potenzial, das bis dato nicht abgerufen worden ist.

Erneuerbare – nur welche?

Beispiel Solarenergie: Frankreich hat 2011 zur Elite derjenigen Staaten aufgeschlossen, die das Geschehen auf dem globalen Solarmarkt bestimmen. Mit 1,5 GW neu installierter Solaranlagen allein im vergangenen Jahr erweiterte das Land seine Gesamtkapazität auf 2,5 GW. Laut der European Photovoltaic Industry Association krankt Frankreichs Solarenergie jedoch immer noch an den langen Anschlusszeiten der Anlagen an das nationale Stromnetz. Dieser Prozess kann bis zu 18 Monaten dauern. Auch hier sind weitere Anstrengungen vonnöten, damit das solare Zeitalter auch in Frankreich seine volle Wirkung entfalten kann.

Sind Hollandes Worte also nicht mehr als nur reine Wahlkampfversprechen? In Frankreich lässt sich eine Energiewende ungleich schwieriger verwirklichen als in Deutschland, warnt BUND-Geschäftsführer Axel Mayer. Dies liege hauptsächlich an der ungebrochenen Macht des französischen Weltmarktführers AREVA im Bereich Nukleartechnik und von Électricité de France (EDF), dem zweitgrößten Stromerzeuger weltweit und gleichzeitigem Betreiber aller Kernkraftwerke des Landes. Eine Energiewende ohne die Beteiligung der beiden Unternehmen scheint undenkbar und birgt gleichzeitig die Gefahr, dass diese den Prozess blockieren könnten. (Daniel Seemann)