Der Energiedienstleister Einhundert Energie hat zusammen mit der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 Solaranlagen auf den Dächern einer denkmalgeschützten Wohnanlage im Berliner Stadtteil Tempelhof errichtet. Liefern mit einer Leistung von zusammen 300 Kilowatt jedes Jahr etwa 270 Megawattstunden Sonnenstrom. Diesen können die Mieter in den 200 Wohneinheiten der Wohnanlage direkt vor Ort verbrauchen.
Denkmalschutzauflagen erfüllt
Das Projekt in Tempelhof ist eines der wenigen Mieterstromprojekte in Berlin auf denkmalgeschützten Gebäuden. Bei der Umsetzung mussten die Planer die Auflagen der Unteren Denkmalschutzbehörde einhalten, die das Projekt daraufhin genehmigt hat. So dürfen die Module beispielsweise in öffentlichen Bereichen nicht sichtbar sein. Auch die Kabelführung durfte nicht auf der Fassade verlaufen. „Das Projekt ist ein bedeutender Schritt für die Dekarbonisierung im Gebäudebestand und zeigt, dass Denkmalschutz und moderne Technologie Hand in Hand gehen können“, betont Dirk Lönnecker, Vorstand der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892.
Gründach sorgt für mehr Ertrag
Zusätzlich dazu stehen die Anlagen auf einem Gründach. Auch dies war eine Herausforderung bei der Planung. Schließlich war eine speziell dafür geeignete Unterkonstruktion notwendig, die die Nachrüstung des Gründaches mit der Solaranlagen zugelassen hat. Der Vorteil: Das Gründach dient nicht nur als Wasser- und CO2-Speicher, sondern kühlt auch die Module, die dadurch mehr Ertrag liefern.
Virtuellen Summenzähler eingesetzt
Eine weitere Besonderheit des Projekts ist die Verwendung eines virtuellen Summenzählermodells. Dies erübrigte den Einbau von vielen einzelnen physischen Stromzähler, was dank der konstruktiven Mitarbeit von Stromnetz Berlin als Netzbetreiber möglich wurde. Damit nutzt Einhundert Energie eine Möglichkeit, die seit dem Inkrafttreten des Solarpakets rechtlich auch möglich ist.
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Strommengen exakt erfassen und abrechnen
Dank intelligenter Messsysteme können die auf der einen Seite die Stromerzeugung der Photovoltaikanlagen auf den Dächern und auf der anderen Seite der Stromverbrauch der versorgten Stromzähler digital erfasst werden. Dies macht die Umsetzung der Projekte wesentlich effizienter sowie kostengünstiger. Das Modell ermöglicht zudem eine präzise, viertelstundengenaue Abrechnung für die Bewohner, die sich am Mieterstrommodell beteiligen.
40 Prozent Beteiligung
Um herauszufinden, ob das Mieterstromprojekt wirtschaftlich sein kann – schließlich müssen ausreichend Mieter den Solarstrom vom Dach nutzen wollen – hat die Wohnungsbaugenossenschaft im Vorfeld regelmäßig Befragungen bei ihren Bewohnern durchgeführt. Das Ergebnis: Bereits zum Start des Projekts haben sich 40 Prozent der Mieter entschieden, sich am Mieterstrommodell zu beteiligen. Dieser Wert kann sich sehen lassen.
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Günstiger Strompreis steht im Vordergrund
Die Projektpartner führen diese hohe Akzeptanz auf die Einbindung der Mitglieder der Wohnungsbaugenossenschaft, auf den attraktiven Strompreis sowie auf eine transparente Kommunikation zurück. Schließlich wurden die Mieter in einer ganzen Reihe von Veranstaltungen über das Mieterstromprojekt detailliert informiert. „Die Möglichkeit, unseren Bewohnerinnen und Bewohnern nun lokal erzeugten und günstigen Solarstrom vom eigenen Dach bieten zu können, hat im Sinne des Mitgliederwohls für uns als Genossenschaft natürlich oberste Priorität“, erklärt Dirk Lönnecker.
Contracting-Modell angewendet
Die Wohnungsbaugenossenschaft greift bei der Umsetzung der Mieterstromprojekte auf ein Contracting-Modell von Einhundert Energie zurück. Das bedeutet, dass der Kölner Dienstleister die Dächer pachtet und die Anlagen finanziert und errichtet. Danach übernimmt Einhundert Energie auch den Betrieb der Anlage sowie die Abrechnung des Solarstroms vom Dach und die Reststromlieferung aus dem Netz. Auch alle energiewirtschaftlichen Prozesse deckt Einhundert Energie ab. Dazu gehört unter anderem der Messstellenbetrieb.
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Weitere Projekte in Planung
Das Wohnungsunternehmen wiederum hat keinen Aufwand und auch keine finanziellen Belastungen. Im Gegenteil: Es stellt die Dächer zur Verfügung und generiert so Pachteinnahmen. Zudem kann die Wohnungsbaugenossenschaft auf diese Weise den Wert ihrer Immobilien weiter steigern. Die 1892 will deshalb künftig überall dort Photovoltaikanlagen errichten, wo die baulichen Möglichkeiten gegeben sind. Weitere Projekte sind schon in Planung. (su)