Der Projektierer Baywa r.e. will mehr über die Auswirkungen von solaren Überdachungen von Obst- und Beerenfeldern unter verschiedenen Bedingungen an unterschiedlichen Standorten herausfinden. Gleichzeitig will das Unternehmen die Technologie der sogenannten Fruitvoltaicsysteme voranbringen. Diese ersetzen die bisherigen Foliendächer, mit denen Landwirte empfindliche Pflanzen und Früchte wie Beeren und Obst von heftigen Witterungseinflüssen geschützt haben. Der Ersatz der Folien durch Solarmodule zielt auch darauf ab, die Qualität von Obst durch die Erforschung von Pflanzengesundheit, Wachstum und Produktion zu verbessern. Gleichzeitig sollen sie den Abfall durch Plastikfolie reduzieren.
Zwei Anlagen in Holland gebaut
Deshalb hat das Unternehmen vier seiner Fruitvoltaicanlagen in den Niederlanden, in Österreich und in Deutschland errichtet. In den Niederlanden hat Baywa r.e. zwei Agri-PV-Forschungsanlagen zusammen mit der Tochtergesellschaft Groenleven gebaut. Sie stehen in den Dörfern Enspijk und Randwijk im Zentrum des Landes und überdachen eine Kirschen- und eine Birnenpflanzung. Die Anlagen haben eine Leistung von 105 und 125 Kilowatt. Um die Auswirkungen der Systeme auf die landwirtschaftlichen Erträge zu beurteilen, werden sie vom Fruit Tech Campus und der Wageningen University & Research (WUR) wissenschaftlich begleitet. Beide Projekte bieten den Forschungsinstituten die Möglichkeit, eine Vielzahl von Anwendungen und deren Auswirkungen auf die Früchte zu testen.
Obstbäume und Himbeersträucher solar überdacht
Eine weitere Anlage hat BayWa r.e. in Österreich zusammen mit der dortigen Tochtergesellschaft Eco Wind gebaut. Dieser Generator hat eine Spitzenleistung von 340 Kilowatt und überdacht Stein- und Kernobstbäume. Das Projekt wurde gemeinsam mit der Versuchsstation Obst- und Weinbau Haidegg in Graz realisiert. Zusammen mit MKG Göbel hat Baywa r.e. eine regensichere Konstruktion über einer Himbeerplantage in Oedheim in Süddeutschland gebaut. Diese Solaranlagen leistet 115 Kilowatt. Mit einer Lichtdurchlässigkeit von etwa 70 Prozent ist sichergestellt, dass genügend Sonnenenergie für die Pflanzen übrig bleibt. Die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) wird die Qualität der Früchte unter den Solarmodulen überwachen.
Technische Anpassung notwendig
Mit diesen Pilotanlagen will Baywa r.e. die Obstbauforschung in Kombination mit Photovoltaik voranbringen und aktiv Entscheidungen in Wirtschaft und Politik auf Basis konkreter Erkenntnisse unterstützen. „Unsere Agri-PV-Projekte können eine bedeutende Antwort auf die Krisen sein, mit denen wir gerade konfrontiert werden“, erklärt Stephan Schindele, Leiter des Produktmanagements Agri-PV bei Baywa r.e. „In Zeiten von Klimawandel, Wasserknappheit und Energiekrise sollten wir nach multifunktionalen Ansätzen suchen, die unsere nachhaltige Entwicklung in der EU und weltweit unterstützen. Es gibt eine große Nachfrage nach unseren Agri-PV-Lösungen, weil sie den Photovoltaikausbau mit der Landwirtschaft und dem Naturschutz in Einklang bringen. Damit diese Synergien zwischen den Sektoren genutzt werden können, ist eine technische Anpassung der Photovoltaikanlage erforderlich, was zu höheren Kosten führt. Leider sind in vielen Märkten die politischen Weichen noch nicht gestellt, um dieses Potenzial und die Nachfrage zu bedienen. Gemeinsam mit der Wissenschaftsgemeinde werden wir zeigen, dass es sich sozial, ökologisch und ökonomisch lohnt, Agri-PV zu fördern“, betont Schindele.
Mehr Projekte schaffen
Schon bisher habe Baywa r.e. mit den umgesetzten Agri-PV-Projekten großen Einfluss auf die Entwicklung der Verbindung von Klimaschutz und Landwirtschaft genommen, ergänzt Benedikt Ortmann, Leiter von Solar Projects bei Baywa r.e. Immerhin hat das Unternehmen allein im vergangenen Jahr 15 Agriphotovoltaikprojekte in der EU realisiert. Dabei handelte es sich vor allem um Fruitvoltaicanlagen. In diesem Jahr will das Unternehmen noch eine neue Technologie ins Portfolio aufnehmen, bei der die Haltung von Kühen und Schafen mit der Photovoltaik verbunden werden. „Mit unseren zukünftigen Projekten können wir noch mehr erreichen. Die optimale Kombination von Nahrungsmittelproduktion und Solarenergie bringt soziale, ökologische und wirtschaftliche Vorteile mit sich. Die Frage ist nun: Was sollte getan werden, um mehr Projekte dieser Art zu schaffen?“, sagt Ortmann. (su)
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