Wien Energie betreibt sein 2021 im 22. Gemeindebezirk am Stadtrand eine Agriphotovoltaikanlage. Um weiterhin die landwirtschaftliche Nutzung der Fläche zu ermöglichen, wurden die Module vertikal aufgeständert. Die einzelnen Modulreihen stehen etwa zehn Meter auseinander, so dass der Landwirt mit seinen üblichen Maschinen die Fläche weiter bearbeiten kann.
Zweite Ernte steht an
Inzwischen steht die zweite reguläre Ernte an. Denn im ersten Jahr nach Inbetriebnahme der Anlage wurden zur Bodenverbesserung noch vorrangig Luzerne angebaut. Im vergangenen Jahr hat der Landwirt verschiedene Getreidesorten wie Winterweizen, Winterdinkel und Wintergerste sowie Sojabohnen angebaut. Diese haben im ersten Erntejahr bereits gute Erträge geliefert. In diesem Jahr wird der Versuch gemäß dem Prinzip der Fruchtfolge fortgesetzt.
Strom vor Ort nutzen
Ende 2023 sollen die endgültigen Ergebnisse vorliegen, wie die Erträge jeweils ausgefallen sind. Doch jetzt steht schon fest, dass diese Ergebnisse gut ausfallen werden und für Landwirte von Vorteil sind. „Die Agrarphotovoltaik in Kombination mit der digitalisierten Landwirtschaft bietet den Landwirten bei deren Bewirtschaftung neue Möglichkeiten mit einem zusätzlichen Erwerbseinkommen und einem großen technologischen Fortschritt. So kann zum Beispiel die grüne Energie direkt für die Lebensmittelproduktion genutzt werden, dies bedeutet eine zusätzliche CO2-Reduktion. Aufgrund der besonderen Anlageform der Agrarphotovoltaik wird in näherer Zukunft auch eine Automatisierung möglich sein“, ist sich Helmut Wagentristl, und Direktor der Versuchswirtschaft Groß-Enzersdorf, sicher.
Effizienz der Landnutzung steigt
Helmut Wagentristl ist außerdem Professor an der Universität für Bodenkultur (Boku), die das Projekt wissenschaftlich begleitet und untersucht, wie sich die Erträge im Vergleich zur herkömmlichen Landwirtschaftsnutzung ohne Photovoltaik entwickeln. Doch einige Erkenntnisse liegen schon vor. So wird durch die Kombination der Solarstromerzeugung und der Lebensmittelproduktion auf einer Fläche, diese wirtschaftlich ertragreicher. Zwar kann der Landwirt nur noch etwa 85 Prozent der Fläche weiterhin landwirtschaftlich nutzen. Etwa 14 Prozent werden für sogenannte Blühstreifen verwendet. Ein Prozent der Fläche nimmt die Photovoltaikanlage ein.
Zusätzliche Einkommensquelle für den Landwirt
Doch durch den hohen Stromertrag hat der Landwirt eine zusätzliche Einkommensquelle, die den Verlust der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche wett macht. Zudem haben die Versuche in Wien gezeigt, dass die Agrarbewirtschaftung weiterhin problemlos funktioniert und der normalen Landwirtschaft ähnelt.
Blühstreifen erhöht Biodiversität
Die Blühstreifen, die links und rechts neben den Modulreichen entstanden, nehmen zwar Platz weg. Doch schützen sie einerseits die Solaranlage vor eventuellen Beschädigungen durch die landwirtschaftliche Bearbeitung der Fläche. Andererseits erhöhen sie die Biodiversität In der Anlage in Wien wurden drei verschiedene Methoden getestet, um diesen Streifen frei von Unkraut zu halten. Dabei haben sich die Ansaat einer speziellen Blühmischung und die mechanische Pflege der Wiesensaat bewährt. (su)