Tilman Weber
Im flachen windhöffigen Bremer Umland – und zwar an sechs verschiedenen Standorten in den Landkreisen Oldenburg, Nienburg, Verden und Diepholz – sollen die Windparks mit zusammen 222,6 Megawatt (MW) Erzeugungskapazität in den Jahren 2021 bis 2023 ans Netz gehen. Dies berichtete Anlagenhersteller Enercon am Donnerstag. Investoren sind die Projektierungsgesellschaften Schierloh Engineering GmbH und die mit der lokalen Volksbank verbundene VR Energieprojekte Wildeshauser Geest. Sie wollen alle sechs Vorhaben als Bürgerenergieprojekte ausführen und finanzieren. Der nun am Enercon-Firmenstandort Aurich unterzeichnete Rahmenvertrag sieht im Detail Installationen vor von 28 Anlagen des künftig größten Enercon-Typs E-160 EP5 E2 mit 160 Meter Rotordurchmesser und 5,5 MW, 10 Anlagen des Typs E-147 EP5 E2 aus derselben Anlagenplattform mit 147 Meter Rotordurchmesser und 5,0 MW sowie 3 Anlagen der Drei-MW-Klasse E-138 EP3 E2 mit 138 Meter Rotordurchmesser und 4,2 MW.
Zwei Jahre lang verhandelt
Dem jetzigen Turbinenproduktionsauftrag seien zwei Jahre Verhandlungszeit vorausgegangen, sagte Enercon-Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig. Die Signalwirkung einer solchen Vereinbarung in einer Phase der deutschlandweiten anhaltenden Blockade neuer Windparkprojekte durch die Politik sowie zunehmend mit Regeln überfrachtete und daher aufwändige und lange Genehmigungsverfahren, so deutete Kettwig an, sei nicht zu unterschätzen: „Dass wir auch unter den erschwerten Rahmenbedingungen in Deutschland die Energiewende mit neuen Onshore-Projekten in der Region gemeinsam weiter voranbringen werden, freut uns ganz besonders.“
Die sechs nicht zusammenhängenden Windparkflächen seien überwiegend Areale, für die die zuständigen Gemeinden bereits die Projekte fördernde Flächennutzungs- und Bebauungsplanaufstellungen vorbereiteten, erklärte Enercon in einer Mitteilung. Die „Grundvoraussetzung für eine Genehmigung und realistische Umsetzung der Projekte“ sei damit „gesichert“.
Starkes Leistungsplus für neueste Anlagentypen
Auf Anfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN teilte Enercon-Sprecher Felix Rehwald zudem mit, dass den geplanten Anlagenneuerrichtungen teilweise ein Abbau kleinerer Altturbinen im Rahmen einer Repowering genannten Windparkmodernisierung vorausgehe. Die Nabenhöhe betrage bei den Anlagen je nach Umgebungsbedingungen des einzelnen Standorts 155 bis 166 Meter. Bei den Turbinen handelt es sich bereits um jeweils erste Fortentwicklungen der neuesten Anlagentypen Enercons, für die bisher nur die ersten Pionierprojekte oder gar nur Prototypen errichtet sind und im Falle der E-160 ein Prototyp erst noch entsteht. Dabei steigert Enercon die Nennleistung dieser Anlagen nun jeweils deutlich: Die für die geplanten neuen niedersächsischen Windparks vorgesehenen E2-Varianten übertreffen die Nennleistung der Prototypen bereits deutlich. So wird E-138 EP3 E2 wie schon angekündigt bei Volllast 0,7 MW mehr leisten als die erste Variante mit 3,5 MW. E-147 EP5 bekommt als E2 ebenfalls 0,7 MW mehr Kraft als der in Finnland errichtete Prototyp mit noch 4,3 MW. Und die geplante E-160 EP5 E2 soll nun 0,9 MW mehr leisten können als die zuerst vorgestellte Anlage mit 4,6 MW.
Die im Rahmenvertrag bestellten drei EP3-Anlagen werden wie alle Anlagen der Drei-MW-Plattform mit traditionellen elektrisch erregten Generatoren ausgestattet sein. Die Anlagen mit der Plattformbezeichnung EP5 hingegen bekommen seit einer technologischen Reform bei Enercon eine Ausstattung gemäß der sogenannten Lagerwey-Antriesbstechnologie. Enercon hatte nach dem Kauf des niederländischen Entwicklungsunternehmens getriebeloser Direktantriebsturbinen, Lagerwey, 2019 mit der Umstellung der Direktantriebstechnologie begonnen. Die Permanentmagnet-Ausstattung der Generatoren entspricht der international üblichen industriellen Fertigung von Turbinengeneratoren. Anders als die elektrisch erregten Enercon-Generatoren lassen sich diese Generatoren oder zumindest ihre Bauteile daher von Zulieferern überall auf der Welt unaufwendig und kostengünstig produzieren.
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