Nach einer mehrmonatigen Test- und Einstellphase wird diese Höhenanlage voraussichtlich drei Gigawattstunden pro Jahr produzieren, was dem Verbrauch von 800 Haushalten entspricht. Entwickler dieses Projekts ist die Swisswinds Development aus Grimisuat im Wallis. Swisswinds hatte sich mit den Energieversorgern EnAlpin und Services Industriels de Genève zur GriesWind AG zusammengeschlossen, um das Projekt im Oberwallis zu entwickeln und zu finanzieren. Die Gemeinde Obergoms, auf deren Gebiet sich die Anlage befindet, ist ebenfalls am Projekt beteiligt und wird von den wirtschaftlichen Gewinnen profitieren.
Die Windverhältnisse liegen bei 5,5 bis sechs Metern pro Sekunde, erklärt Marco Kreuzer von Swisswinds: „Allerdings haben wir aufgrund der relativ niedrigen Luftdichte rund 25 Prozent Ertragsverluste. Diese werden jedoch durch die hohe Einspeisevergütung in der Schweiz, die bei 20 Rappen, also rund 15 Cent pro Kilowattstunde liegt, wettgemacht.“ Die Gesamtkosten der höchstgelegenen Windenergieanlage Europas am Nufenenpass, der den Kanton Wallis mit dem Kanton Tessin verbindet, belaufen sich auf rund 4,5 Millionen Euro und liegen damit auf dem recht hohen Schweizer Preisniveau. „Die Anlage wird ein bis zwei Jahre Probe laufen. Erfüllt sie unsere Erwartungen, so werden ab 2013 vier bis fünf weitere Turbinen am Pass installiert“, berichtet Pressesprecherin Isabelle Dupont-Zamperini.
Die Errichtung der Anlage gestaltete sich als aufwendig und schwierig. So ließ Swisswinds-Chef Martin Senn ein Spezialgefährt, einen gegliederten Tieflader, entwickeln. Dieser „Tausendfüßler“ war nötig, um die 35 Meter langen Rotorblätter auf den kurvigen Bergstraßen zwischen Airolo im Tessin und dem Nufenenpass im Wallis zu transportieren. Ohne dieses Gefährt hätte die Windenergieanlage nicht an ihrem Standort errichtet werden können. Dieser wurde gewählt, um die Windturbine mit den bereits dort vorhandenen elektrischen Leitungen des Grieser Stausees verbinden zu können.
Die Windenergieanlage ist wegen der bisweilen extremen Wetterverhältnisse, die im Winter auf dieser Höhe vorherrschen, eigens mit einem Heizsystem ausgestattet worden, das die Rotorblätter schnee- und eisfrei hält und vor Ausfall und Stillstand schützen soll.
Bislang hielten drei Windturbinen auf dem Gütsch bei Andermatt, ebenfalls in der Schweiz, den europäischen Höhenrekord mit 2332 Metern. Bei ihnen handelt es sich ebenfalls um Enercon-Turbinen, die 2002 bzw. 2004 vom Elektrizitätswerk Ursern aufgestellt wurden.
(Regine Krüger)