Traditionell vertrauen die Franzosen auf ihre vielen Atomkraftwerke. Aber langsam kommt auch dem gallischen Hahn die Erkenntnis, dass es eines Tages vorbei sein könnte mit dem Uran. Und so verwundert es nicht, dass die Windenergie in den Fokus der Franzosen rückt - schließlich hat kein Land soviel Küste wie unser Nachbar im Südwesten. Die FAZ berichtet heute, dass ab Anfang September die französische Regierung ein eigenes Programm zum Bau von mindestens 600 Windrädern offshore ausschreiben wird. Der Plan ist, dass sie in einigen Jahren 3000 Megawatt Strom produzieren sollen, was ungefähr der Kapazität von zwei modernen Kernkraftwerken entspricht. In Paris hofft man auf Investitionen der Energieunternehmen von 15 bis 20 Milliarden Euro.
Was die Photovoltaik angeht, gibt es weniger Positives zu berichten: Ab September soll es zwölf Prozent weniger Förderung für Solarenergie geben, wie mehrere französische Zeitungen gestern berichteten. Außerdem plant Paris, im kommenden Jahr die Förderung auf 500 Megawatt zu begrenzen. Das ist ein herber Schlag für die Branche, denn Frankreich gilt als wichtiger Markt. Schlimmer noch: Auch in anderen Ländern wie Italien und Tschechien sind Einschnitte geplant.
In einer besonders guten Position befinden sich die Österreicher. Denn mit ihren Pumpspeicherkraftwerken können sie all die überflüssige Energie an windreichen Tagen speichern und dann bei hohem Bedarf wieder deutlich teurer verkaufen an die ehemaligen Lieferanten. Diese Kraftwerke sind dabei ein optimales Mittel. Sie nehmen das Überangebot auf, in dem Wasser vom Tal in höher liegende Reservoirs gepumpt wird. Sollte ein akuter Strombedarf entstehen, so können diese Reservoirs entleert werden und Turbinen antreiben, die ihrerseits Strom produzieren. Zwar sind auch Gaskraftwerke recht flexibel, aber nicht so schnell. Denn sie benötigen zwei oder drei Stunden bis sie den Strom ans Netz abgeben können, Speicherkraftwerke brauchen nur 90 Sekunden. Geplant sind in den nächsten 10 Jahren Speicherlösungen mit einem Äquivalent von 3 - 4000 Megawatt - und das vor dem Hintergrund, dass Österreich schon jetzt 20 Prozent der flexiblen Speicherleistung in Europa zur Verfügung stellt.
Die Briten haben mit der gerade abgesetzten Regierung ein klares Bekenntnis zur Windenenergie vor allem im offshore-Bereiche gegeben. Aber auch die Atomkraft gilt nach wie vor als Energielieferant der Wahl. Was die konservativ-liberale Koalition plant, ist noch nicht ganz klar. Beobachter gehen aber weiterhin von einem klaren Bekenntnis zur Kernenergie aus. Und viele Windparks vor der Küste sind bereits über das Planungsstadium hinaus. Würden die Pläne des ehemaligen Regierungschefs Gordon Brown verwirklicht, gäbe es sicher einen enormen Schub für die Windenergiebranchen: Denn innerhalb von zehn Jahren, so versprach Brown vergangenen Herbst, sollte der Windkraftanteil auf 15 Prozent erhöht werden. Anfang des Jahres wurden die Baurechte für rund 5000 Meeresturbinen in britischen Gewässern vergeben, RWE und Eon sind mit von der Partie. (jw)
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