In Brandenburg hat die Windkraft derzeit einen schweren Stand. Bürger sammeln Unterschriften gegen den Windkraftausbau, sie wollen den Abstand zur Wohnbebauung in eine extreme Ferne von zehn Mal der Anlagengröße bringen. Auch Windkraft im Wald findet viele Gegner. Gleichzeitig sorgen verzögerte Regionalpläne für Knappheit. Dabei heißt das Regierungsziel 10,5 Gigawatt Windleistung bis 2030. Entsprechende Untersuchungen haben gezeigt: Dafür reichen zwei Prozent der Landesfläche aus.
2015 wurden in Brandenburg 148 Anlagen mit knapp 400 Megawatt aufgestellt, das ist knapp ein Viertel weniger als 2014. Für 2016 wird noch einmal ein Rückgang erwartet. Insgesamt sind jetzt 5.850 Megawatt in Brandenburg installiert. "Wir setzen auf einen planbaren und kontinuierlichen Ausbau", sagt Jan Hinrich Glahr, Landesvorstand des BWE Berlin-Brandenburg. So sei der Umbau der Energieversorgung nachvollziehbar.
Doch es könnte anders kommen. In dem Bundesland hat sich eine Volksinitiative dafür eingesetzt, die Mindestabstände für Windenergieanlagen zur Wohnbebauung zu erhöhen. Darauf hin hat der Brandenburger Landtag kommuniziert, man werde eine Einigung ohne weitere Regelungen erzielen. Das war einigen Vertretern des Volksbegehrens offenbar nicht genug. Jetzt wird versucht, 80.000 Unterschriften bis Juni zu sammeln, um den Landtag erneut dazu zu bewegen, sich mit dem Thema Abstandsregeln zur Wohnbebauung auseinanderzusetzen.
Wo ist das Problem? "Es gibt eine grundsätzliche Unsicherheit in der brandenburgischen Bevölkerung, weil wir ein extremes Spannungsfeld zwischen der Braunkohle einerseits und den erneuerbaren Energien andererseits haben", sagt Glahr. Damit hingen Transformationsprozesse zusammen wie Netzausbau oder Ausbau der Erneuerbaren insgesamt. "Das andere ist, dass tatsächlich eine Gruppe sich gegen die Windkraft engagiert. Die hat es zunehmend geschafft, mit Unterschriftenaktionen und so weiter, den einen oder anderen unschlüssigen Bürger auf ihre Seite zu ziehen", so Glahr.
Glahr weist darauf hin, dass eine höhere Akzeptanz durch Bürgerbeteiligung erzielt werden könne. Doch Bürgerbeteiligung koste Geld, dadurch sei es schwer, bei den ab 2017 geltenden Ausschreibungen zum Zuge zu kommen. Glahr schätzt, dass große Versorger zu den Gewinnern von Ausschreibungen gehören werden. Diese könnten Verluste durch knapp kalkulierte Preise über den Strompreis vom Verbraucher wieder reinholen.
Andreas Ehrenhofter, Geschäftsführer Teut Windprojekte GmbH , ergänzt, die 10-H-Forderung bedeute rund zwei Kilometer Abstand. "Dazu muss ich als Planer sagen: Es gibt ausgearbeitete System, die Schall und Schattenwurf berechnen. Demnach ist bei 700 Meter die Grenze der Beeinträchtigung. Entsprechend gibt es bereits eine Abstandsempfehlung von 1.000 Metern."
Bezüglich Wind im Wald berichtet er, es gäbe inzwischen 200 Windräder im Wald in Brandenburg. "Wald ist immer am weitesten von Siedlungen entfernt." Das sei ein Vorteil. Zudem handele es sich um reinen Nutzwald. (Nicole Weinhold)