Katharina Wolf
Windenergie an Land könnte im Jahr 2030 bis zu 500 Terawattstunden (ThW) Strom erzeugen - so viel wie derzeit in Deutschland im Jahr verbraucht wird. Dies ist ein Ergebnis einer Studie, die die Deutsche Windguard jetzt vorgelegt hat.
Die Autoren des Papiers „Volllaststunden von Windenergieanlagen an Land – Entwicklung, Einflüsse, Auswirkungen“ gehen davon aus, dass die fortschreitenden technologische Entwicklungen einerseits Windenergieanlagen leistungsstärker machen und zudem immer mehr Volllaststunden ermöglichen. So habe sich die durchschnittliche Leistung einer neu installierten Windturbine von rund 1,2 MW im Jahr 2000 auf deutlich über 3 MW im Jahr 2017 gesteigert. 2030 könne von einer durchschnittlichen Anlagengröße von 6,2 MW ausgegangen werden. Ebenso verhalte sich die Entwicklung von Anlagenhöhe und Rotorblätter, heißt es in der Studie.
Zahl der Volllststunden könnte auf bis 3.500 steigen
Künftig sei wegen der technologischen Verbesserungen mit deutlich mehr Volllaststunden pro Windenergieanlage zu rechnen. „Während im Jahr 2000 die Zahl der jährlichen Vollstunden bei 1.200 bis 1.800 lag, liegt sie derzeit bei 2.000 bis 2.500. Für das Jahr 2030 gehen wir von bis zu 3.500 Vollaststunden an Standorten in Schleswig-Holstein aus“, sagte Studienautor Dennis Kruse. An Standorten im Süden Deutschlands werde sie allerdings mit 2.100 bis 2.700 deutlich niedriger liegen.
Damit steigt die Stromproduktion deutlich. So könnte allein auf den bisher ausgewiesenen Flächen, die 0,9 Prozent der Fläche Deutschlands ausmachen, die Windstromerzeugung auf mehr 200 TWh bis 2030 verdoppelt werden. Gleichzeitig könnte die Anlagenzahl auf 18.000 bis 21.000 und damit um ein gutes Drittel gegenüber heute reduziert werden. Würden zusätzliche Flächen ausgewiesen und das von Branchenverbänden geforderte 2-Prozent-Ziel umgesetzt, könnte die Stromproduktion sogar auf 500 TWh pro Jahr steigen. BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm forderte daher ein „kluge Flächenbereitstellung in allen Bundesländern“.
„Das Potenzial von Onshore-Windnergie wird unterschätzt“
„Es zeigt sich, dass das Potenzial der Onshore-Windenergie in Deutschland noch deutlich unterschätzt wird“, betonte Studienautor Dennis Kruse. „Moderne Windenergieanlagen erreichen eine deutlich höhere Volllaststundenzahl als bisher angenommen. Das heißt: Der Wind kann immer effizienter genutzt werden und mehr Erträge liefern.“
Nach Berechnungen des LEE NRW, der die Studie gemeinsam mit dem BEE in Auftrag gegeben hat, könnten 2040 sogar mit der gleichen Anzahl Windkraftanlagen wie heute über 700 TWh Strom im Binnenland produziert werden. Der zukünftig durch Elektromobilität, Wärmepumpen und die Produktion von grünem Wasserstoff steigende Strombedarf könne so in der Kombination von Onshore Wind, Offshore Wind, Solarstrom, Bioenergie, Wasserkraft und Geothermie komplett gedeckt werden. „Es gibt keine Ökostromlücke“, sagte Christian Mildenberger, Geschäftsführer im LEE NRW. „Es gibt heute nur eine Genehmigungslücke, die schnell überwunden werden muss, damit wir die Klima- und Energieziele erreichen.“ Stromimporte, die in der Diskussion immer wieder ins Gespräch gebracht würden um beispielsweise Wasserstoff zu produzieren, seien nicht nötig.
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