Dass es bei dem globalen Gipfel der internationalen Umweltpolitiker in Südafrika zu einer verbindlichen Regelung über die Eindämmung des Treibhauseffektes über das Jahr 2012 hinaus kommt, die auch notorische Umweltsünder wie China und die USA anerkennen, wird von den meisten Experten allerdings bezweifelt. Dennoch, die Weltklimakonferenz, schon die 17. seit dem Umweltgipfel 1992 in Rio, hat ihren eigenen Rahmen. Wer hindurch gelassen werden will, muss sich nicht einfach dafür nur anmelden, sondern auch nachweisen, dass ihn der Klimaschutz aus beruflichen Gründen tatsächlich etwas angeht. Das gilt für Delegierte wie Journalisten gleichermaßen. Immerhin sind das hier 20.000 Menschen aus 195 Staaten.
Denn mit dem Eingreifen der Umweltminister tritt der UN-Klimagipfel nun in seine heiße Phase. Ob Norbert Röttgen und seine Kollegen den eher zähen Verhandlungsmarathon in einen Sprint verwandeln können, bleibt abzuwarten. Zumal selbst seine Chefin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, zuletzt nicht mehr damit gerechnet hat, dass es in Südafrika doch noch zu einem Durchbruch kommt und eine Nachfolge-Lösung für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll verabschiedet wird.
„Wir wissen, dass die Schwellenländer zurzeit nicht bereit sind, bindende Reduktionsverpflichtungen im Bereich der CO2-Emission einzugehen“, sagte Merkel zuletzt in ihrer wöchentlichen Videobotschaft im Internet. Umweltverbände kritisierten die Kanzlerin prompt dafür, sich hinter anderen zu verstecken und selbst keine Vorreiter-Rolle übernehmen zu wollen. Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Nichtregierungsorganisation Germanwatch, merkte dazu gestern in Durban lakonisch an: „Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“
Bis zum Eintreffen der Verhandlungschefs hatten sich die Unterhändler aus 195 Nationen der Erde in Woche eins des Klimagipfels bereits an zwei Themenkomplexen abgearbeitet: Am Modell eines Klimafonds, aus dem die ärmeren Länder Mittel für ihre Klimaschutzprojekte abfragen können, und am Schutz des weltweiten Waldbestands. Die Details eines solchen Abkommens, das bei der Vorgängerkonferenz in Mexiko beschlossen wurde, werden derzeit in Durban besprochen. Doch warnen Greenpeace und Care, „dass die Verhandlungen zum Waldschutz in die falschen Richtungen laufen“ - weil kein zeitlich bindendes Maß zu erkennen ist. „Als wenn eine Schulklasse zur Hausarbeit gebeten wird und die Schüler nun vorschlagen, an einem unbestimmten Tag in der Zukunft darüber abzustimmen, ob sie die Hausaufgaben überhaupt erledigen wollen“, bezeichnet Beobachter Rajy Jarrah (Care) das Verhalten der Staatsgesandten.
So dürfte es darauf ankommen, ob Norbert Röttgen und seine Amtskollegen am Nikolaustag die Ruten auspacken und ihren Verhandlungs-Sherpas Beine machen.
(aus Durban Oliver Berger)