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Ukraine

Windenergie am Sywaschsee und Atomstrom aus alten Ruinen

Katharina Garus

Widersprüchlicher könnte die Energiepolitik eines Landes kaum sein, als sie es aktuell in der Ukraine ist. Auf der einen Seite fiel jüngst die Entscheidung für die Endausbaustufe des Windparks Syvash, der in der Region Kherson an der Nordküste des Sywaschsees entstehen soll. Mit eine Kapazität von fast 250 Megawatt und bestückt mit Anlagen aus dem Hause Nordex wird er der bis dato größte Windpark des Landes sein. Auf der anderen Seite will die ukrainische Regierung in Chmelnizkyj die Rohbauten zweier Reaktoren aus den Achtzigerjahren vollenden und in Betrieb nehmen. Das geht unter anderem aus Unterlagen hervor, die die Ukraine der Republik Österreich gemäß des UN/ECE Übereinkommens über die Umweltverträglichkeitsprüfung im grenzüberschreitenden Rahmen (Espoo Konvention) im Frühjahr 2019 übermittelt hat.

Zwischen Atomkraft und Windenergie

In Chmelnizkyj, rund 600 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt gelegen, produzieren bereits zwei Atomreaktoren Strom. Über die beiden Meiler drei und vier war 1990 ein Baustopp verhängt worden. Nun sollen die Reaktorblöcke fertig gebaut werden, wofür laut Greenpeace Energy auch eine finanzielle Beteiligung der Europäischen Union im Gespräch sei. „Es wäre eine energiepolitischer Skandal, wenn die EU eine Lebensverlängerung für die Atomkraft ausgerechnet im Tschernobyl-Land Ukraine unterstützen will“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy. „Die EU sollte stattdessen alles tun, um mit dem neuen ukrainischen Präsidenten Wege für eine moderne Energiepartnerschaft zu ebnen, die auf die Fertigstellung alter Sowjet-Reaktoren verzichtet“, so Tangermann weiter.

Die könnte zum Beispiel so aussehen wie an der Nordküste des Sywaschsees. Dort errichtet Powerchina Ltd. im Auftrag der lokalen Projektgesellschaft SyvashEnergoProm insgesamt 63 Windenergieanlage der Nordex-Baureihe N131/3900. SyvashEnergoProm ist ein Gemeinschaftsunternehmen des norwegischen Projektentwicklers NBT AS und des unabhängigen französischen Stromerzeugers Total Eren. Der im Windpark Syvash erzeugte Strom wird an das staatliche Unternehmen Energorynok, den ukrainischen Stromgroßhandelsbetreiber, verkauft. Die Fertigstellung des Windparks ist bis 2020 geplant.