Mit einem Spitzen-Wachstumswert von 41 Prozent hat Nordex die Umsätze des Berichtszeitraums der ersten neun Monate im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr gesteigert. Den Erlösen von Januar bis September 2014 von 1,267 Milliarden Euro lies Nordex nun bis September Einnahmen von fast 1,8 Milliarden Euro folgen. Das dritte Quartal mit 685 Millionen Euro Umsatz bescherte Nordex sogar über 50 Prozent mehr Einnahmen als das Vergleichsquartal vom Herbst 2014. Und auch die aus dem Werk rollenden bestellten Turbinenmengen schwollen im Vergleich der ersten neun Monate gemessen in Erzeugungskapazität um 43 Prozent auf einen Wert von 1,5 Gigawatt (GW) an. Im Vorjahr produzierte Nordex von Januar bis September noch gut ein GW.
Und offenbar hält die gute Windturbinen-Konjunktur für Nordex weiter an: Der Auftragseingang erhöhte sich im Berichtszeitraum des Dreivierteljahres um sogar 57 Prozent auf 1,964 Milliarden Euro.
Doch Nordex steht keineswegs alleine da, sondern führt nach relativen Zahlen nur einen Trend bei den führenden Windturbinenherstellern an: Dank eines wieder gewaltig explodierenden Windmarktes in China, dank eines wieder einmal stark im Aufschwung befindlichen US-Marktes, dank eines ebenfalls guten und auf wahrscheinlich leicht erhöhtem Niveau stabilisierten europäischen Marktes und dank solide zunehmenden Installationen in Südamerika und Indien sowie auch noch Südafrika sind die Zahlen bei den Wettbewerbern in der Tendenz dieselben.
Zwar lassen sich die Geschäftsberichte aufgrund der sehr unterschiedlichen Größenordnung der Windturbinenbauer Nordex, Gamesa und Vestas nicht eins zu eins vergleichen. So nehmen die drei Player jeweils traditionell Plätze ganz hinten, knapp im ersten Drittel sowie ganz an der Spitze der Top 15 unter den globalen Windturbinenbauern ein. Die Umsätze von Nordex am einen und Vestas am anderen Ende unterscheiden sich um den Faktor drei bis vier.
Umsatz- und Kapazitätszuwächse im zweistelligen Prozentbereich
Doch der Trend ist derselbe: Auch Gamesa freut sich über Umsatzzuwächse im zweistelligen Prozentbereich von immerhin 30 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Die Verkäufe der Anlagenkapazitäten nahmen in diesen drei Quartalen des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 25,6 Prozent auf 2,3 GW zu. Und nach Auftragseingängen von 2,8 GW bis Ende September 2015 stehen in der Bestellungsbüchern nun schon drei GW zu liefernder Windleistung, 42 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Schon Ende letzter Woche hatte Weltmarktführer Vestas bekannt gegeben, den Umsatz im Vergleich der Neun-Monats-Zeiträume um knapp 23 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro emporgetrieben zu haben. Wie bei Nordex nahmen die Auftragseingänge um 57 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro zu.
Doch der Boom ist nicht nur von guter weltweiter Nachfrage getrieben, sondern ganz offenbar auch von gesundeten Unternehmens- und Kostenstrukturen unterfüttert. So haben alle drei Windturbinenhersteller ihre Gewinne deutlich erhöht: Nordex erzielte einen um 62 Prozent auf 45,4 Millionen Euro erhöhten Konzernüberschuss. Gamesa wie Vestas verdoppelten den Netto-Profit sogar von 64 auf 126 sowie von 102 auf 206 Millionen Euro. Darüber hinaus reduzierte der verschuldete spanische Turbinenbauer seine Verbindlichkeiten weiter auf 70 Millionen Euro – von 238 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Alle drei Turbinenbauer erhöhten in einem ähnlichen Gleichklang ihre Erwartungen: Nordex beispielsweise korrigierte die Prognose bereits zum wiederholten Male nach oben und will nun bis Ende 2015 einen Umsatz von bis zu 2,4 Milliarden Euro erreichen. Anfang des Jahres hatte Nordex noch rund zwei Milliarden Euro als Ziel ausgegeben. Vestas erhöhte die Umsatzerwartung von 7,5 auf acht 8,0 Milliarden Euro.
Sehr unterschiedliche Fokusmärkte
Spannend ist die unterschiedliche regionale Konzentration der Anlagenhersteller, die sich den Markt offenbar so aufteilen können, dass sie sich nicht gegenseitig das Wasser abgraben: So hat Vestas seine Umsätze fast zur Hälfte in den USA gemacht, während Nordex anhaltend inzwischen fast 90 Prozent in Europa inklusive des Nordex-Fokus-Marktes Südafrika erzielt. Aus dem US-Geschäft hat sich Nordex zwar nicht zurückgezogen, allerdings die Fertigung in den Vereinigten Staaten vor zwei Jahren aufgegeben. Diese muss der deutsche Turbinenbauer nun nicht mehr mit Großprojekt-Aufträgen bedienen, worin die Anlagenpreise für Nordex als vergleichsweise kleinerer Hersteller nicht rentabel wären.
Gamesa hingegen verteilte seine Installationen und Auslieferungen fast gleichmäßig auf den Spezialmarkt der Spanier, Indien, auf Lateinamerika und Europa zu je 28, 25 und 21 Prozent. Aber auch in den beiden größten Windenergienationen China und USA erzielten die Iberer noch 15 und 11 Prozent ihrer Verkäufe. Zum Vergleich: Nordex hat allein in Europa plus Südafrika ungefähr so viel zum Windkraftausbau beigetragen, wie Gamesa in Europa, Lateinamerika und China zusammen. Dafür, so geht es aus den Vergleichswerten grob hervor, hat Gamesa alleine dank seines Spezialmarktes Indien sowie des weiterhin behaupteten deutlichen Anteils in den USA ein dennoch um fast 40 Prozent größeres Geschäftsvolumen.
(Tilman Weber)