Erneuerbare Energien und vor allem die Windenergie werden in Diskussionen gern als „teuer“ oder „hochsubventioniert“ geschmäht. Doch was ist dran an dem Vorwurf, die Erneuerbaren trieben den Strompreis in die Höhe?
Nichts, wie eine aktuelle Kurzanalyse des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) belegt. Der durchschnittliche Börsenstrompreis hätte im Jahr 2024 ohne Stromerzeugung durch Windkraftanlagen an Land um etwa 50 Prozent höher gelegen. Statt 7,9 Cent hätte die Kilowattstunde rund 11,8 Cent gekostet.
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Welchen Einfluss hat Windstrom auf die Preisbildung an der Strombörse?
Für ihre Berechnungen nahmen die Wissenschaftler des FÖS das Merit-Order-Prinzip, nach dem am Strommarkt die Preisbildung erfolgt, und die Auswirkungen des Preises für Windstrom unter die Lupe. Die Merit-Order beschreibt die Reihenfolge, in der Kraftwerke zur Stromerzeugung eingesetzt werden: Zunächst werden die Anlagen mit den günstigsten Kosten genutzt, dann folgen nach und nach die teureren, abhängig von der Nachfrage. Da Wind- und Solarstrom keine Brennstoffkosten haben, gehören sie zu den kostengünstigsten Energiequellen im Stromsystem, schreiben die Autoren der Kurzstudie. Würden also Windenergieanlagen vom Netz genommen, müssten teurere Kraftwerke verstärkt einspringen, wodurch der Strompreis insgesamt steigt. Diese Preisbildung betrifft nicht nur den Börsenstrompreis, sondern auch direkt zwischen Produzenten und Abnehmern geschlossene Lieferverträge, da sich deren Niveau in der Regel an den Preisen der Strombörse orientiert.
Um den Effekt abzuschätzen, den eine Abschaltung aller Windkraftanlagen an Land hätte, führte das FÖS eine Analyse mit Daten aus dem vergangenen Jahr durch, um den Effekt der Windenergie abzuschätzen. Allerdings: Die Studie berücksichtigt kein detailliertes Strommarktmodell, sondern eine statistische Abschätzung durchschnittlicher Preiseffekte. Danach lag die Differenz zwischen den tatsächlichen Preisen und denen der Analyse ohne Windstrom um 3,9 Cent pro Kilowattstunde gestiegen.
Und es würde noch teurer, alle Windenergieanlagen abzureißen
Anlass für die Kurzstudie war die Forderung von AFD-Politikerin Alice Weidel, alle Windenergieanlagen abzubauen.
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Deshalb ermittelte das FÖS auch noch weitere Kosten:
- Entschädigungszahlungen an die Anlagenbetreiber: 64 Milliarden Euro,
- anteilige staatliche Übernahme von Rückbaukosten: rund 5,5 Milliarden Euro und
- Klimafolgekosten durch die Emission von zusätzlichen 107 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen, die durch Windenergie vermieden wurden: 32 Milliarden Euro jährlich.