Nachdem in diesem Jahr die Photovoltaikhersteller einen enormen Rückgang der Aufträge und Gewinne hinnehmen mussten, steht dieses Szenario den Herstellern von Maschinen und Anlagen zur Photovoltaikproduktion bevor. Das amerikanische Marktforschungsinstitut Solarbuzz erwartet für das nächste Jahr einen Umsatzeinbruch von 45 Prozent. Allein in den letzten drei Monaten dieses Jahres und im ersten Halbjahr 2012 rechnen die Analysten mit einem Umsatzrückgang pro Quartal im zweistelligen Prozentbereich. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres waren die Auftragsbücher noch üppig gefüllt. Insgesamt setzte die Branche in diesem Jahr 13,1 Milliarden US-Dollar (9,5 Milliarden Euro) um und erreichte damit einen historischen Höchststand, wie Solarbuzz im aktuellen Quartalsbericht berichtet.
Üppige Investitionen in Kapazitätserweiterungen
Als Grund für die guten Ergebnisse in den letzten Jahren nennen die Analysten, dass die Photovoltaikhersteller zwischen 2009 und 2011 viel Geld in neue Anlagen investierten, um ihre Produktionskapazitäten zu erweitern und ihre damit ihre Umsätze zu steigern. Das gilt vor allem für die kleinen und mittleren Unternehmen und auch für solche, die neu am Markt sind. Dadurch kam es nicht nur zu Überkapazitäten bei der Modulherstellung sondern auch bei den Investitionen. Denn die meisten Investitionen gingen in diesem Jahr weit über die Kapazität hinaus, die die Branche zur Deckung des kurzfristigen Bedarfs braucht. Doch genau diese Überinvestitionen sorgen jetzt dafür, dass im nächsten Jahr die Umsätze rapide zurückgehen werden. Einen kleinen Vorgeschmack bekam die Ausrüsterbranche schon in den letzten Monaten, als die Umsätze bereits im einstelligen Prozentbereich sanken. Denn da jetzt immer weniger neue Produktionskapazitäten bei der Modulherstellung aufgebaut werden, wirkt sich das allmählich auch auf die Hersteller von Maschinen und Anlagen zur Photovoltaikherstellung aus. Die Aufrüstung und das Ersetzen bestehender Anlagen reicht nicht aus, um den Umsatzrückgang aufzuhalten.
Am härtesten trifft es diejenigen Ausrüster, die Maschinen und Anlagen für die Wafer-, Zell- und Modulherstellung aus kristallinem Silizium geliefert haben, da in diesem Bereich Neuinvestitionen aufgrund der unsicheren Lage auf dem Absatzmarkt verschoben werden. Aufatmen können vor allem Equipmentlieferanten, die bisher noch Auftragsüberhänge haben. Außerdem sieht es bei Ausrüstern für die Herstellung von Modulen aus polykristallinem Silizium nicht so düster aus, vor allem wenn sie ihre Kunden im Asien-Pazifik-Raum haben. Denn hier finden immer noch Kapazitätserweiterungen statt. Für Europa und Nordamerika gehen die Marktforscher von Solarbuzz davon aus, dass viele Photovoltaikhersteller aufgeben müssen, was sich weiter auf die schwindenden Aufträge der Maschinen- und Anlagenhersteller auswirkt.
Den Endkundenmarkt im Blick behalten
Auch für die Ausrüster der Photovoltaikbranche wird der Endkundenmarkt immer wichtiger. Auf den müssen sie achten und ihre Maschinen und Anlagen auf die großen asiatischen Hersteller abstimmen. „Der gesamte heutige Markt der Photovoltaikausrüstung wird von verschiedenen Investitionsmotiven und Technologievorlieben gesteuert und nicht von der Produktionskapazität, die sich aus einer rationalen Abwägung von Angebot und Nachfrage ergibt“, sagt Finlay Colvill, Chefanalyst bei Solarbuzz. „In den nächsten Quartalen ist es für Ausrüster entscheidend, das Ausgabenverhalten im Zusammenhang mit diesen Beweggründen und Technologien entlang der Wertschöpfungskette vorherzusehen.“ (Sven Ullrich)