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Offshore-Windturbine

Nordex 2012: getriebelos auf See

Weniger Gewicht pro Megawatt, hohe Leistung, großer Rotor, kein Getriebe. Nordex reiht sich mit der Ankündigung seiner N150/6000 technisch in die Sparte einer neuen Generation von Offshore-Anlagen ein. Den Prototypen der Turbine will das Unternehmen 2012 installieren, sowohl an Land als auch auf See, wobei Nordex derzeit noch keine genauen Standorte nennt. Nach erfolgreichen Tests im Jahr 2013 will das Unternehmen ein Jahr später mit der Serienproduktion beginnen, um voraussichtlich 2015 den ersten Offshore-Windpark auszustatten: Arcadis Ost wird nahe Rügen in der Ostsee entstehen und soll aus bis zu 70 Turbinen des neuen Anlagentyps bestehen.

Große Leistung braucht große Rotoren

Mit einem Rotordurchmesser von 150 Metern habe Nordex sein Optimum zwischen Generatorleistung und Blattlänge gefunden. Verglichen mit der Onshore-Anlage N100 mit 100 Meter Rotordurchmesser bieten die Blätter der Offshore-Turbine mit gut 18.000 Quadratmeter eine mehr als doppelt so große überstrichene Fläche für die Windernte. Ein wichtiges Kriterium für Anlagen auf See, meint Thomas Karst, CEO der Offshore-Sparte bei Nordex. Er zählt die Anlagen, die erst 2009 im Testfeld Alpha Ventus errichtet wurden, zur Vorgängergeneration der neuen Turbinen: "Bei den Maschinen im Testfeld Alpha Ventus ist die überstrichene Rotorfläche im Verhältnis zur Anlagenleistung noch sehr gering." Die neue Generation hingegen hätte generell längere Rotorblätter und würde außerdem im Verhältnis zur Leistung leichter ausfallen. Um das Gewicht der Rotorblätter der neuen Anlage zu reduzieren, setzt Nordex auf eine Blatt mit zwei Schichten. Dabei wird die innere Struktur aus Carbon bestehen, das leichter ist als Glasfaser und eine höhere Steifigkeit bietet. Die Außenhaut des Blattes bildet eine Schicht aus Glasfaser.

Energieverluste reduziert

Das Gesamtgewicht der Anlage pro Megawatt will Nordex mit seiner Neuentwicklung um 30 Prozent verglichen mit derzeit installierten Turbinen verringern. Das Unternehmen folgt analog zu Siemens, GE und Alstom der Idee getriebelos in See zu stechen. Die Vorteile dieser Entscheidung liegen für den Vorstandsvorsitzenden Thomas Richterich auf der Hand: "Über die Wärmeentwicklung im Getriebe gehen drei bis vier Prozent der produzierten Energie verloren." Um diese Prozentpunkte soll sich die Effizienz einer getriebelosen Anlage erhöhen. Auch die Kosten für Wartung und Betriebsführung sollen so sinken, denn in einer getriebelosen Turbine befinden sich wegen fehlender Übersetzungsstufen weniger bewegliche Teile – und schnell rotierende Komponenten fallen weg. So will Nordex die Anlagenzuverlässigkeit und damit die Kostenbilanz der Turbinen verbessern.

Den Generator der neuen N150/6000 platziert das Unternehmen nicht wie bei bisherigen getriebelosen Anlagen direkt hinter dem Rotor, sondern setzt ihn hinter den Turm der Windturbine. "Wir haben uns für diese Konstruktion entschieden, weil wir die Anlagen so leichter warten können. Viele Arbeiten vor Ort lassen sich dadurch besser durchführen ", sagt thomas Richterich.

So wird auch Nordex den Weg auf See nach vielen Jahren Entwicklung wagen. Noch sieht der Vorstandsvorsitzende Thomas Richterich einige Projekt-Hürden, wie Probleme bei der Windpark-Finanzierung, dem Mangel an Spezialschiffen und dem Ausbau der Stromnetze. Aber er ist zuversichtlich, dass diese sich "innerhalb der nächsten fünf Jahre langsam auflösen werden."

Denny Gille