Australiens Premierminister Malcolm Turnbull ist erst seit September im Amt. Nun macht er ein Versprechen wahr, mit dem er seinen Umweltminister Greg Hunt schon im November hatte vorpreschen lassen. Dieser hatte in der ersten Novemberwoche auf einer Fachtagung in Shanghai erklärt, die Regierung werde versuchen Offshore-Windkraft um den Kontinent herum zu ermöglichen. „So lange es verlässliche Elektrizität erzeugt, die der Regulierer als von hoher Qualität einstuft, ist das das einzige was uns interessiert.“
Dass das Bekenntnis Hunts zur Meereswindkraft zunächst so verklausuliert ausfallen musste, hat mit einem jähen Meinungsumschwung in der regierenden Liberalen Partei des Premierministers zu tun. 2013 war diese mit Malcolm Turnbulls Vorgänger als Parteivorsitzender und Premierminister, Tony Abbott, an die Regierungsmacht gekommen. Abbott hatte danach mit einem erzkonservativen Regierungsstil und einem strikten Anti-Windkraftkurs auf sich aufmerksam gemacht. Seine Regierung hatte im Juli sogar jede weitere Investition in Windkraft durch den staatlichen Fonds zur Förderung „sauberer“ Energieerzeugung CEFC verboten. Ohnehin hatte Abbott in seiner Amtszeit sogar die Klimaziele des Landes deutlich nach unten korrigiert. Doch nach einem innerparteilichen Putsch gegen Abbott war dieser im September nicht nur als Parteiführer sondern auch als Premier zurückgetreten. Anfang Dezember unterzeichnete Turnbulls Administration nun die Anweisung, dass CEFC künftig als Förderungsschwerpunkt die Offshore-Windkraft unterstützen soll.
Der Zehn-Milliarden-Dollar-Fonds erhält von 2013 bis 2017 jährlich je zwei Milliarden australische Dollar Zuwendung aus der Staatskasse. Allerdings hatte der Fonds bisher schon von seinen bereits in Investitionen gegebenen ersten 1,4 Milliarden Dollar rund 250 Millionen Dollar in Windenergieprojekte an Land gepumpt. Kurz vor der Zusage des Kurswechsels durch die neue Regierung von Anfang Dezember hatte CEFC zudem die Unterstützung von Australiens drittgrößtem Windparkprojekt mit 67 Millionen australischen Dollar angekündigt.
Offshore-Windprojekte sind in dem Land bisher nicht bekannt. Vor Australiens Südküste vor allem und rings um den Inselstaat Tasmanien, so hieß es in früheren Branchenanalysen, sei die Meereswindkraft womöglich interessant.
(Tilman Weber)