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Offshore Deutschland

Kosten senken nach Plan

Nein, überrascht sei er vom Ergebnis der Studie nicht, sagt Andreas Wagner. Lehrreich sei aber vor allem die Erkenntnis über die relevanten Felder der künftigen Kostensenkungen, erklärt der Geschäftsführer der staatlich-unternehmerischen Einrichtung, die das Verständnis für die Windkraft auf dem Meer sowie die Orientierung der Branche fördern soll. „Wir sehen, wie aus einer Lernkurve der Offshore-Windindustrie das Vertrauen der Geldgeber in die Branche entsteht“, betont Wagner. Er verweist somit auf die laut Prognose besonders rasch absinkenden Kosten bei Finanzierung und Risikoabsicherungen.

Im Auftrag der Stiftung Offshore Windenergie haben die deutschen Prognosedienstleister Fichtner und Prognos im vergangenen halben Jahr zwei Kostensenkungsszenarien entwickelt. Das eine geht von einem Zubau der Meereswindparks in Nord- und Ostsee nach bisherigem Tempo aus. Dieses entspricht im Übrigenden Erwartungen vieler Branchenexperten. Es sieht bis Ende 2020 eine installierte Leistung von sechs Gigawatt (GW) voraus. Das andere, optimistische Szenario geht von einem Ausbau von zehn GW aus und entspricht so den Annahmen aus dem Energiekonzept der Bundesregierung .

Stromerzeugung nur langsam billiger

Die Stiftungsstudie geht nun davon aus, dass die Stromgestehungskosten speziell in der deutschen Nordsee um bestenfalls 39 Prozent sinken, den heutigen Ausbauerwartungen gemäß aber nur um 32 Prozent. Und zwar bis 2023. Dass somit noch einmal ein ganzes Jahrzehnt vergehen müsste, bis der im Vergleich zu Windstrom von Land heute doppelt so teuer erzeugte Offshore-Strom nicht einmal um vier Zehntel billiger hergestellt werden kann, darf als eine pessimistische Wende gewertet werden. Denn bisher hatten Branchenvertreter mit Verweis auch auf die Entwicklung der Vergütung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Senkungen um bis zu 40 Prozent mal bis 2020 oder auch mal „binnen der nächsten zehn Jahre“ vorausgesehen. Das EEG beinhaltet eine Vergütungsdegression von jährlich sieben Prozent ab 2018. Mit dem Jahresende von 2023 würde die Vergütung um 40 Prozent gesunken sein, zum Jahreswechsel Ende 2020 allerdings erst um 25 Prozent. 30 Prozent hat derweil auch die britische Regierung als Kostensenkungsziel für den Ausbau vor den Landesküsten bis 2020 vorgegeben, 40 Prozent wiederum die niederländische Regierung.

Selbst das optimistische Ausbauszenario sieht bis 2020 nur eine Kostendegression von 28 Prozent vor. Dabei soll der hier erwartete höhere und verlässlichere Ausbau won Windparks im Meer die technologische und Effizienz-Lernkurve der Branche beschleunigen. Dem derzeitigen Ausbau-Tempo entsprechend würden die Kosten bis Ende 2020 hingegen nur um 23 Prozent gefallen sein. Damit würden sich die Kosten sogar langsamer als die Vergütung reduzieren.

Zwei verpasste Jahre

Doch Stiftungs-Geschäftsführer Andreas Wagner erklärt die verzögerte Kostendegression mit dem derzeit verschleppten Ausbau. Aufgrund der Verzögerungen beim Netzausbau und aufgrund fehlender politischer Bestätigung über den Fortbestand der EEG-Förderung sind seit zwei Jahren keine weiteren Windparkplanungen mehr neu in Angriff genommen worden. Diese Verzögerung verschiebe entsprechend die Kostenlernkurve, sagt Andreas Wagner.

Tatsächlich aber entsprechen die Erwartungen der Studie auch denjenigen Kostenanalysen, die in den vergangenen zwei Jahren von unabhängigen Analysten selbst auf den Markt gebracht worden sind. So taxierte die Unternehmensberatung Roland Berger noch zu Jahresanfang die Erzeugungskosten bei derzeit 13 Cent pro Kilowattstunde und erwartete bis 2020 einen Rückgang auf rund 9,0 Cent. Die Analysten des dänischen Unternehmens fanden kaum ein anderes Ergebnis. Beide gehen somit von einem Rückgang der Kosten schon bis Ende 2020 um 31 Prozent aus. Die Stiftung Offshore Wind will diesen Wert erst ein bis zwei Jahre später erreicht sehen.

Im Detail sehen die Autoren Kostensenkungen vor allem bei den Finanzierungskosten, bei Betrieb und Wartung der Anlagen, bei Sicherheitsreserven – aber auch bei den Fundamenten und den Installationen der Anlagen vor. Bei den Turbinen sollen die Herstellungs- und Entwicklungskosten hingegen nur im optimistischen Szenario sinken, und zwar in Höhe von 2,4 Prozent der Gesamtkosten des Windparks.

Klare Aussicht mit verbesserter Technik

Für Frank Peter, er ist einer der Studienautoren, ist das kein Wunder: Je schneller der Ausbau sich entwickle und je größer die Installationsmengen jährlich ausfallen, desto größere Windturbinen werde die Industrie herstellen. Diese erforderten besser ausgesteifte Rotorblätter, besseres Material bei dennoch verminderter Wartungsanfälligkeit. Diese zusätzliche Entwicklung bei Technologien und Qualität werde nicht billiger verkauft werden können, sagt Peters. Doch senkten die neuen Turbinen mit bis zu acht MW Leistung auch die Fundamentkosten pro installierte Leistung. Denn die Stahlunterkonstruktionen werden bei etwas kräftigerer Auslegung für die höhere Last der größeren Turbine kaum teurer, die Wartungseinsätze pro Turbine erhöhen sich zudem mit mehr Leistung eines Windrads nicht – auch hier sinken die Kosten pro MW. „Man wird in die verbesserte Technologie einer Turbine viel investieren, aber so erst das Sparpotenzial anderer Bereichen heben können“, sagt Peter.

(Tilman Weber)