Zahlreiche Gäste, darunter über 650 Vertreter des Solarhandwerks, kamen am gestrigen 24. April nach Dresden, um sich über die Neuausrichtung der Solarwatt GmbH zu informieren. "Wir hatten ein schwarzes Jahr 2012", sagte CEO Detlef Neuhaus während der vorangegangenen Pressekonferenz. Das Unternehmen haben nun erkannt, dass es ganzheitlich an das Thema herangehen müsse.
Eigenverbrauch und E-Mobilität
Mit dem neuen Systemportfolio setzt Solarwatt auf dezentrale Eigenversorgung und bedient damit den Wunsch vieler Kunden nach Unabhängigkeit und kalkulierbaren Kosten bei der Stromversorgung. Entsprechend stellte Neuhaus neue Produkte zur Selbstversorgung vor. Dazu gehören auch Strommanager und Batteriesystem. Er wolle aber auch nicht gegen sondern gemeinsam mit den Netzbetreibern arbeiten. "Netzanbieter können mit dem System kommunizieren. Wir haben keine PV-Inseln geschaffen, sondern bieten offene Schnittstellen an."
Eine weitere Neuerung: Die Solarwatt GmbH und die E-Mobilitätssparte von BMW arbeiten künftig zusammen. Zu dem Deal gehört, dass BMW seinen E-Mobilitätskunden nun die Photovoltaik-Komplettlösungen für Dachanlagen und Carports von Solarwatt empfiehlt. Das Carport System lädt mit Glas-Glas-Modulen die Batterie der Fahrzeuge auf, übernimmt aber auch zum Teil die Eigenversorgung des Haushaltes mit Sonnenstrom. Der Ertrag eines Stellplatzdachs mit 16 Modulen liegt bei 2000 Kilowattstunden. Das reicht für 15.000 Kilometer oder rund 22 Prozent der Stromversorgung eines Vier-Personen-Haushalts. Der Kunde kann direkt beim Kauf seines Fahrzeugs oder über das Internet die Solarwatt-Produkte beziehen. Bereits im März gab Solarwatt bekannt, mit einer neuen Generation von extrem langlebigen und leichten Glas-Glas-Modulen durchstarten zu wollen.
Totgesagte leben länger
Bei einer Podiumsrunde diskutierte Bundesumweltminister Peter Altmaier mit Hans-Peter Villis, ehemaliger CEO des Energieversorgers EnBW, Heinz-Werner Binzel, Geschäftsführender Gesellschafter Densys GmbH und CEO Detlef Neuhaus, über die Zukunft und den Beitrag von Solarunternehmen zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland. Altmaier versprach der Branche, die Solarvergütung nicht weiter abzusenken, sollte er nach den Bundestagswahlen in seinem Amt bleiben. Das Publikum reagierte mit verhaltenem Applaus. Der Hauptgesellschafter von Solarwatt, Stefan Quandt, Milliarden-Erbe und BMW-Großaktionär, sagte bei der Veranstaltung: "Wahrscheinlich hat von uns vor einem Jahr niemand auf ein solches Event zu hoffen gewagt. Aber totgesagte leben länger." Es greife zu kurz, der Politik allein den Schwarzen Peter für die Solarkrise zuzuschieben. Das Modell der Vergangenheit, so viele Megawatt wie möglich zu verkaufen, funktioniere nicht mehr. Darunter seien viele schlechte Produkte gewesen. Qualität und vernetztes Denken seien die Chancen für die Zukunft der Solarbranche und für die Gestaltung der Energiewende.
Nachdem die Umstrukturierung im Frühjahr 2013 erfolgreich abgeschlossen werden konnte, erwartet die Solarwatt GmbH im nächsten Jahr wieder schwarze Zahlen. Die Mitarbeiterzahl liege jetzt bei 333, so CEO Neuhaus. Das Unternehmen hatte im Rahmen der Neustrukturierung Kurzarbeit eingeführt, die noch bis September fortgesetzt werden könnte. (Nicole Weinhold)