Tilman Weber
Mehrere Kunden aus dem windreichen ostasiatischen Land haben bei dem Auricher Windenergieunternehmen nun sechs Windparks mit zusammen 350 Megawatt (MW) Nennleistung bestellt. Wie Enercon am Freitag mitteilte, sollen die Windparks alle noch bis im Herbst 2021 ans Netz gehen. Enercon wird dafür dort 74 Turbinen vom 4,2 Megawatt leistenden Anlagentyp E-138 EP3 E2, mit 138 Meter Rotordurchmesser errichten.
Schon einige Wochen zuvor hatte Enercon neue Aufträge zum Bau zweier Windparks in Vietnam mit einer Leistung von zusammen 90 Megawatt (MW) fixiert. Die Bauarbeiten hierzu sind beim ersten Windpark bereits abgeschlossen und sollen beim zweiten Windpark im Sommer enden. Dazu gehörten im einen Fall zehn und im anderen Fall zwölf Anlagen der neuen Drei-MW-Anlagengeneration EP3 mit jeweils 126 Meter Rotordurchmesser. Bei diesen ab 2020 einspeisenden Turbinen handelt es sich durchweg um die 4,2 MW starken Anlagentypen E-126 EP3. Nach einer Ende 2019 in Vietnam installierten Enercon-Leistung von 100 MW wird das Auricher Unternehmen damit in dem Land bis im Herbst 2021 weitere 400 MW hinzugebaut haben – und die Einspeiseleistung vietnamesischer Enercon-Windparks auf 500 MW erhöhen.
Vietnam sei das erste Land Asiens, in dem ein Windpark der neuen EP3-Turbinenplattform entstanden sei, teilte das Unternehmen mit: Diese Anlagen haben ein klassisches rechteckiges und raumsparendes Maschinenhaus, einen kragenförmig überstehenden großen Ringgenerator und davor montiert eine unverkleidete Nabe, die die Rotorblätter trägt. Mit der EP3-Plattform und der größeren neuen EP5-Plattform für noch leistungsstärkere Windturbinen löst Enercon die bisherigen eigenen Anlagendesigns eines ins Maschinenhaus integrierten Ringgenerators ab. Vor allem aber hat Enercon die vorherigen eigenen Spezialanfertigungsdesigns von Rotorblättern, Generatoren oder Umrichtern durch neue Komponentendesigns ersetzt. Die neuen Rotorblätter, Generatoren oder Umrichter lassen sich aus auf dem Weltmarkt verfügbaren Industriebauteilen modular zusammensetzen – oder durch von Enercon beauftragte Drittfirmen auch in ausländischen Märkten herstellen. Dies soll die Herstellungskosten deutlich senken – und dank höherer lokaler Fertigungsanteile die Chancen in ausländischen Märkten erhöhen.
Das ostasiatische Land hatte noch im Dezember 2018 die erhöhte Einspeisevergütung für Windparks an Land von 7,8 auf 8,5 US-Cent pro Kilowattstunde (kWh) erhöht. Dieser Vergütungssatz gilt noch für Projekte, die bis 31. Oktober 2021 ans Netz gehen. Spätestens dann sollten daher die jetzt bestellten neuen vietnamesischen Enerconprojekte einspeisen, um noch die hohen Vergütungen zu erhalten. Weil Vietnam allerdings unter einer Unterversorgung beim Strom leidet, derzeit erst über wenige Hundert MW Windkraft verfügt und bis 2030 die nationalen Windparkkapazitäten auf 6.000 MW ausbauen will, erwartet Enercon ein weiterhin attraktives Umfeld für künftige Aufträge aus dem Land. „Ein Ende der zuträglichen politischen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien und Windenergieprojekte im Speziellen ist auch nach dem Auslaufen der Förderung von Windenergie 2021 nicht zu erwarten“, sagte der Regionalleiter für die Großregion Asia Pacific im internationalen Verkauf bei Enercon, Steffen Brauns. Enercon sei daher „bereits in positiven Gesprächen mit Kunden über eine Zusammenarbeit bei Projekten über 2021 hinaus.“ Seitens der vietnamesischen Regierung ist derweil ein Vorschlag zur Verlängerung der Einspeisevergütung bis ins Jahr 2022 im Gespräch.
Nun will Enercon seine Landesniederlassung in Ho-Chi-Minh-City erweitern und ein landesweites Netzwerk für den Windpark-Instandhaltungsservice aufbauen.
Der langjährige Marktführer des deutschen Windparkausbaus hatte 2018 und 2019 nach einem dramatischen Einbruch des deutschen Windmarktes binnen beider Jahre um jeweils mehr als die Hälfte so große Einbußen im Installationsgeschäft verzeichnet wie kaum ein anderes Unternehmen. Dabei hatten die Ostfriesen sogar ihre Marktführerschaft erstmals an Wettbewerber Vestas verloren. Schon Ende 2019 hatte Enercon angekündigt, deutschlandweit Arbeitsplätze abzubauen und sowohl den Verkauf als auch die Fertigung verstärkt auf ausländische Märkte zu konzentrieren. Zu diesem Zeitpunkt war absehbar, dass die deutsche Bundesregierung entgegen im September gegebenen Versprechen die für den Markteinbruch verantwortliche unklare Gesetzeslage und Regelungssituation nicht in absehbarer Zeit bereinigt.
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