Eineinhalb Monate nach der Parlamentswahl im Saarland ist die neu aufgelegte Koalition aus CDU und SPD offenbar doch übereingekommen, dass der Windenergie im Land „ein kleiner Riegel vorgeschoben werden“ soll, wie es der Saarländische Rundfunk (SR) am Samstag meldete. „Wir wollen auf Flächen des Staatswaldes die besondere Schutzwürdigkeit historisch alter Waldstandorte mit den Zielen der Energiewende in einen Ausgleich bringen“, zitiert der SR aus dem neuen Koalitionsvertrag. In jahrhundertealten Wäldern, so deutet es die Sendeanstalt, dürfe daher nur noch dann Windenergienutzung noch Einzug halten, wenn es sich um besonders windhöffige Standorte handele, die zudem noch bereits gut erschlossen oder vorbelastet seien: also möglicherweise durch Erkrankungen des Waldes oder andere Windparks geprägt.
Die neue Energieministerin Anke Rehlinger, die noch im März die SPD-Spitzenkandidatin zur Saarland-Wahl war und eine erneute Koalition mit der CDU unbedingt verhindern wollte, schlägt nun einen Ausweg zum Erreichen der Landes-Energiewende vor: Mehr Energieeffizienz sollte das Land dazu bringen, bis 2020 deutlich weniger Strom zu benötigen und mit einem vielleicht etwas langsameren Ausbau der Erneuerbaren und insbesondere der Windenergie dennoch die geplante Energiewende zu erreichen. Die Koalition will nämlich weiterhin am bisherigen Landesziel festhalten, 2020 sollten Erneuerbare-Energien-Anlagen Strom für rund 20 Prozent des saarländischen Verbrauchs beisteuern. Das 20-Prozent-Ziel stammt noch aus dem Jahr 2010, als in Saarbrücken die erste sogenannte Jamaika-Koalition einer deutschen Landesregierung ihre Klimapolitik festgezurrt hatte. Das regierende Bündnis aus CDU, FDP und Grünen hatte damals das Ziel etabliert. Die 2012 folgende große Koalition hatte sich erneut zu ihm bekannt. Kurz vor dem Urnengang im März hatte allerdings die CDU speziell die Windenergie noch einmal zum umstrittenen Wahlkampfthema gemacht: Die alte und jetzt wieder neue Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer von den Christdemokraten hatte zwar erklärt, ihre Partei stehe zum bisherigen Energiewendeziel. „Aber ich sage auch: Wir kommen in eine Situation, bei der man sehr genau abwägen muss, ob jedes Prozent, um das es jetzt noch geht, rechtfertigt, was an Wald, was an Natur zerstört wird, um dieses Ziel zu erreichen."
Im Detail forderte die Ministerpräsidentin damals: Nach der Landtagswahl müssten die Koalitionspartner daher nochmals prüfen, inwiefern Aufwand und Ertrag noch ein vernünftiges Verhältnis hätten. Falls nicht, müssten CDU und SPD auch notfalls Ausbauziele korrigieren – und darüber in den Koalitionsverhandlungen reden. Der damalige sozialdemokratische Umweltminister Reinhold Jost, hatte allerdings in dieser Wahlkampfphase noch Paroli geboten: Die SPD halte an den Energiewendezielen des Landes fest. Und die seien nur mit viel Windkraft – auch im Wald – zu erreichen.
Nun scheint sich indes die CDU durchgesetzt zu haben. Allerdings ist die jetzt vom SR veröffentlichte Koalitionsformulierung so vage, dass sich ihre Bedeutung erst noch im weiteren Ringen der Koalitionäre um ihren Kurs im politischen Alltag herauskristallisieren dürfte. Fest steht aber, dass die Windenergie wohl ausschlaggebend dafür sein wird, ob sich das 2020-Ziel erreichen lässt. Der Energiebeirat des Landes rechnet, dass in den nächsten drei Jahren die Erzeugungskapazität der Windparks von 300 auf 500 Megawatt steigen wird. Das entspricht einer Steigerung von 70 Prozent.
(Tilman Weber)