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Forscher-Konsortium mit Fraunhofer ISE

Europäische Riesensolarfabrik als Waffe gegen China

Die Technologieentwicklung in der Photovoltaik sei inzwischen weiter fortgeschritten. Die neue PERC-Zelle erziele beispielsweise bessere Wirkungsgrade von 20 bis 26 Prozent, sagt Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer ISE. "Die neuen Technologien eröffnen neue Möglichkeiten für den europäischen Anlagenbau, eine weltweit technologisch führende Produktion aufzubauen", so der Institutsleiter. "Diese PV-Produktion 2.0 muss neueeste Technologien und hohe Automatisierung im kostengüpnstigen Gigawatt-Maßstab kombinieren." So beschreibt Weber für ERNEUERBARE ENERGIEN die Kernidee hinter der X-Gigawatt-Fabrik.

Durch den Aufbau einer Gigawatt-skaligen Fabrik von Module mit innovativer Technologie soll der mittel- und langfristig weiter stark wachsende Markt aus kosteneffizienter europäischer Produktion bedient werden. Die Forscher wollen damit erreichen, dass die Photovoltaik und die damit verbundenen Arbeitsplätze in Europa gehalten werden. Gerade hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt eine Untersuchung veröffentlicht, nach der allein 2013 fast die Hälfte aller Arbeitsplätze in der Solarbranche verloren ging. Von 100.000 Jobs blieben nur 56.000 übrig. Sowohl Vergütungskürzungen als auch die Konkurrenz aus China sind der Grund dafür. Die europäische Solarindustrie muss billiger werden, um eine Überlebenschance zu haben.

Kostendruck und Arbeitslosigkeit

BSW-Demo in Berlin | Sie fürchten um ihre Jobs: Mitarbeiter von Berliner Solarunternehmen bei der Protestaktion vor dem Bundeswirtschaftsministerium. Die große Sonnenblocker-Tube mit dem Konterfei Röslers soll den Wirtschaftsminister an seine unmittelbare Verantwortung für die 100.000 Arbeitsplätze in der deutschen Solarbranche erinnern. - © Foto: Hönke/BSW-Solar
BSW-Demo in Berlin | Sie fürchten um ihre Jobs: Mitarbeiter von Berliner Solarunternehmen bei der Protestaktion vor dem Bundeswirtschaftsministerium. Die große Sonnenblocker-Tube mit dem Konterfei Röslers soll den Wirtschaftsminister an seine unmittelbare Verantwortung für die 100.000 Arbeitsplätze in der deutschen Solarbranche erinnern.

Im Zeitraum von Anfang 2008 bis Ende 2012 konnten die Kosten für die Herstellung von PV-Modulen um bis zu 70 Prozent reduziert werden. Gleichzeitig sind die durchschnittlichen Preise solcher Module aber um über 80 Prozent gefallen.

Nach wie vor sind europäische Forschungsinstitute, Maschinenhersteller und Materiallieferanten für die Solarindustrie technologisch führend. "Ohne enge Zusammenarbeit mit starken Kunden in Europa sind ihre Unabhängigkeit und ihre europäischen Standorte jedoch gefährdet. Durch die stark gesunkenen PV-Stromgestehungskosten entstehen jetzt und in den nächsten drei Jahren neue, große und zunehmend nicht subventionierte Märkte in und außerhalb Europas", heißt es in einer ISE-Studie zur Gigawatt-Fabrik.

Die Wissenschaftler sehen als Rezept gegen den Niedergang den Aufbau einer Gigawatt-Fertigung mit substanzieller technologischer Innovation vor. 2017 soll demnach eine hochintegrierte europäische PV-Fabrik der zweiten Generation für die Massenfertigung im Gigawatt-Maßstab den Weltmarkt beliefern.

Die wichtigsten Elemente des Konzepts aus der Studie:

1. Starke weitere Kostenreduktion durch die Nutzung von Zell-Technologie der nächsten Generation und flexible, hochautomatisierte Verbund-Produktion im Gigawatt-Maßstab mit reduzierten Personalkosten, höchster Produktionsqualität, bedeutenden Energie-und Materialeinsparungen gerade auch in der Produktionsinfrastruktur.

2. Der Südwesten Deutschlands bietet sich aufgrund der weltweit herausragenden Dichte an technologiegebenden Industrieunternehmen und Forschungsinstitutionen als ideales Zentrum für eine solche Pilotproduktion an. Zunächst soll im Rahmen einer multinationalen Initiative eine Pilotlinie an einem zentral gelegenen Produktionsstandort aufgebaut werden, die dann schnell und effizient auf Gigawatt-Größe erweitert werden soll.

3.Der Zugang zu einer im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähigen Finanzierung sichert die ökonomische Rentabilität.

Die Forscher sehen für ihren Plan "exzellente Erfolgsaussichten". Sie erwarten eine Investition in Höhe von einer Milliarde Euro. Damit wollen sie Herstellungskosten von unter 40 Eurocent für das Watt erreichen. Das wäre 20 Prozent unter dem aktuellen Niveau. Voraussetzung sei eine substanzielle nationale und europäische Unterstützung auf höchster politischer Ebene. (Nicole Weinhold)