Das Photovoltaik-Institut Berlin (PI-Berlin) hat ein neues Verfahren entwickelt, mit dem Solarmodule ohne Demontage automatisiert und schnell untersucht werden können. Nach Angaben des PI-Berlin können mit dem neuen Verfahren bis zu 1.000 Module pro Nacht mittels Elektrolumineszenzmessung geprüft werden. Eine eigens entwickelte Software analysiert die Testbilder und gibt Aufschluss darüber, welche Maßnahmen zur Fehlerbehebung ergriffen oder welche Module ausgetauscht werden sollten. „Wenn ein Photovoltaikkraftwerk weniger Ertrag liefert als geplant, beginnt die Fehlersuche“, erklärt Juliane Berghold, Leiterin des Bereichs Modultechnologie und Forschung am PI-Berlin. „Je schneller der Fehler gefunden wird, desto mehr Gewinn können Investoren und Betreiber mit der Anlage erzielen. Durch einen besonderen Messaufbau können wir hochaufgelöste Elektrolumineszenzbilder mehrerer Module gleichzeitig aufnehmen, das spart Zeit.“
Betreiber kann seine Ansprüche besser durchsetzen
Die aufgenommenen Bilder werden im Anschluss mit der Software analysiert und automatisch ausgewertet. „In der Software steckt unsere langjährige Erfahrung mit der Fehleranalyse von Photovoltaikmodulen in Kraftwerken“, sagt Berghold. „Diese Expertise hilft uns auch, die Ergebnisse der softwaregestützten Auswertung sehr schnell zu bewerten und konkrete Handlungsempfehlungen zu geben, wie das Problem in der Anlage behoben werden kann.“ Am Ende steht ein Prüfbericht, in dem jedes untersuchte Modul klassifiziert wird. So können im Schadensfall die fehlerhaften Module lokalisiert und ausgetauscht werden. „Der Prüfbericht hilft Investoren und Betreibern, ihre Ansprüche an EPC, Modulhersteller oder Versicherer durchzusetzen“, erklärt Juliane Berghold.
80 Prozent der Module fehlerhaft
Die Experten des PI-Berlin haben das Verfahren bereits in der Praxis angewendet. So haben sie ein Kraftwerk in Italien untersucht, das bereits nach der Inbetriebnahme deutlich weniger Ertrag lieferte als geplant. Dabei haben die Ingenieure des PI-Berlin über 12.000 polykristalline Module innerhalb von knapp drei Wochen überprüft. Über 80 Prozent der installierten Module erwiesen sich als fehlerhaft. „Viele zeigten im Zentrum starke Zellbrüche, die den Ertrag deutlich minderten“, berichten die Berliner Experten. „Der Investor veranlasste auf Basis unseres Gutachtens schließlich den Austausch von mehreren Tausend Solarmodulen.“
Grundlage für die Finanzierung
Die Untersuchung dient aber nicht nur der Fehlersuche, sondern auch als Grundlage für die Bewertung von Solaranlagen, die Banken immer öfter einfordern, wenn sie solche Anlagen finanzieren. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass Photovoltaikmodule häufig bereits beim Transport beschädigt werden“, weiß Juliane Berghold. „Ein Hinweis darauf kann beispielsweise ausgeprägter Zellbruch in der Mitte der Module sein, wenn er bei einem Großteil der Module eines Kraftwerkes relativ einheitlich auftritt. Hier kann ein Zusammenspiel von Transportart und relativ bruchempfindlichen Modulen die Ursache für den beobachteten Schaden im Kraftwerk sein.“ (Sven Ullrich)