Auf der IAA in Frankfurt hatte die ‚Initiative Erdgasmobilität’ ihre Absichtserklärung präsentiert. Zur Entwicklung von Erdgas und Biomethan als Kraftstoff biete das Papier nur Unzureichendes, sagt der Fachverband. Die Kritik entzündet sich insbesondere an zwei Punkten des Papiers: Es gibt das Ziel aus, den aktuellen Stand von derzeit rund 900 Erdgastankstellen auf 1.300 zu steigern – bleibt dabei aber zeitlich unbestimmt. Laut Fachverband könnte das auch bedeuten, die gegenwärtige Ausbaurate von zehn neuen Anlagen deutschlandweit binnen neun Monaten im Jahr 2011 fortgesetzt – dass das Dena-Ziel im Jahr 2051 erreicht würde. Das Papier sieht außerdem eine Steigerung des Biomethananteils an den Erdgastankstellen bis zum Jahr 2015 auf 20 Prozent vor. Der Fachverband rechnet vor, dass das einem Volumen von rund 300 Millionen Normkubikmetern Biomethan entspreche und damit nur der Einspeisemenge, die alle Biomethananlagen Deutschlands bereits Ende 2011 liefern.
Schon heute würden große Konzerne wie Telekom mit ihren Flotten von der Erdgasnutzung teilweise wieder abspringen, weil das Tanknetz nicht dicht genug sei, berichtet der Fachverband. Der Fachverband berichtet auch, dass 174 von den 897 Erdgastankstellen in Deutschland Erdgas mit Biomethananteilen zwischen 5 und 50 Prozent anbieten würden und dass 20 Tankstellen bereits ausschließlich Biomethan anbieten.
Dena moderiert die Initiative
Die Dena moderiert seit vergangenem Jahr die ‚Initiative Erdgasmobilität’, eine Plattform, auf der sich eine Vielzahl von Unternehmen aus den unterschiedlichsten Feldern von Mobilität zusammenfanden sowie Verbände. Von Seite der Fahrzeughersteller sind vertreten: Daimler, Iveco Magirus, Opel, Volkswagen und der VDIK – Verband der internationalen Kraftfahrzeughersteller. Die Mineralölwirtschaft mit BP/Aral, Shell und dem Verband UNITI – Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen. Aus der Gaswirtschaft erdgas mobil und Wingas. Platzhalter für die Biogaswirtschaft ist Verbio. Außerdem gibt es Vertreter der Gastechnik, die figawa – Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach und auch involviert der ADAC.
Über das jetzt vom Bündnis vorgestellte Papier zum Ausbau von Biomethan im Kraftstoffbereich zieht der Fachverband ein abschätziges Resümee: „In dem Roadmap-Prozess hat sich gezeigt, dass einige Akteure am Tisch kein gesteigertes Interesse an einem echten Durchbruch von Erdgas/Biomethan im Verkehrsbereich hätten. Das Resultat ist daher eine große Enttäuschung.“
Stadtwerke und Unternehmen praktizieren derweil ihre eigene Geschichte
Allerdings könnte die Realität schon bald längst eine andere Geschichte schreiben. Denn es ist zu beobachten, dass vermehrt insbesondere Stadtwerke als Treiber Biomethan als Kraftstoff an den Erdgastankstellen voranbringen. So hat Verbio jüngst bekannt gegeben, dass die Stadtwerke München (SWM) ihre Erdgastankstellen nun zu 100 Prozent mit Biomethan von Verbio speisen lassen. Ende Dezember vergangenen Jahres waren die SWM das erste Stadtwerk, das vom Biomethanproduzenten aus Leipzig Gas bezog. Seinerzeit waren 50 Prozent als Beimischung vereinbart. Nun haben die SWM komplett auf Biomethan umgestellt. Damit ist München die erste Großstadt Deutschlands, die ein reines Biomethanprodukt an seinen Erdgastankstellen dem Kunden anbietet. Der Preis ändert sich dadurch übrigens nicht. 100-Prozent-Biomethan wurde in München das als M-Ökogas bezeichnete Produkt Stand Ende August zum Preis von 1,139 Euro das Kilogramm angeboten. Umgerechnet auf den Liter Benzin ein Spritpreis von 76 Cent. Laut Verbio beziehen auch die Stadtwerke Dessau, Schwedt und Lutherstadt Wittenberg ab sofort 100 Prozent Biomethan.
Das deckt sich mit der Feststellung des Fachverbands zur Entwicklung des Biomethananteils an deutschen Erdgastankstellen. Es kann somit zwar festgehalten werden, dass sich der Anteil von Biomethan an deutschen Erdgastankstellen erhöht. Doch zum weiteren Ausbau muss auch absolut das Netz dichter werden, soll die Erdgasmobilität und damit auch Biomethan in Deutschland tatsächlich eine größere Rolle spielen als bisher. Hier setzt die Kritik des Fachverbands wohl zurecht an. (Dittmar Koop)