Der Prototyp der neuen Offshorewindenergieanlage mit 4,1 MW Leistung und einem 113 Meter großen Rotor wird in der zweiten Hälfte dieses Jahres im Hafen von Göteborg installiert. Dies kündigte die Windenergiesparte des Unternehmens auf der Europäischen Windenergiekonferenz EWEA in Brüssel an. „Wahrscheinlich im Herbst“ werde das mit dem schwedischen Versorger Göteborg Energi unterzeichnete Pilotprojekt aufgebaut, sagte Stephan Ritter, General Manager Europa für erneuerbare Energien.
Die 2009 vom schwedisch-norwegischen Anlagenentwickler Scanwind übernommene Turbine wurde von GE mit neuesten Errungenschaften der bisher als Standardmaschine vertriebenen 2,5-MW-Onshoreanlage fortentwickelt. Dazu gehört vor allem eine Steuerung der Anlage mit individueller Einzelblattverstellung. GE´s Seeversion kann so gesichert bis in 30 Meter Wassertiefe auf einfachen Monopiles aufgestellt werden. Dies werde vor allem damit erreicht, dass der Rotor der 4.1-113 sich mit dem individuellen Pitchen optimal den Winden anpassen kann, teilte GE mit. Dies reduziere die Schwingungen des Turmes beträchtlich - und damit auch die Lasten für das Fundament.
„Wir glauben auch in tiefere Wasser mit Monopilegründungen gehen zu können. Berechnungen hierzu stehen aber noch aus“, sagte Vincent Schellings, Offshore-Produktmanager bei GE. Die Säulenfundamente sind laut den Marktregeln verglichen mit mehrbeinigen Unterwasserfundamenten um bis zu 30 Prozent kostengünstiger.
Neuer Blatttyp noch nicht eingesetzt
Allerdings musste GE auf den Einsatz einer grundsätzlich neuen Flügelkonstruktion entgegen früheren Plänen verzichten. Dieser Blatttyp soll sich bei zu starken Winden so in sich verdrehen, dass er die Lasten auf den Flügel automatisch reduziert. Knapp zwei Jahre lang wurde er im Testfeld des niederländischen Forschungsinstituts ECN vermessen. „Wir könnten ihn nun auch in Betrieb nehmen. Allerdings ist es vom Kosten-Nutzen-Verhältnis für Meereswindanlagen doch nicht sinnvoll“, sagte Schellings. Offshoreanlagen müssten sich angesichts stabiler Winde lieber auf deren Einfangen konzentrieren, als auf das Ausweichen vor Böen. Daher seien die Mehrkosten aus der Blattinnovation anders als bei künftigen Anlagen an Land hier nicht gerechtfertigt. GE muss mit der Komponente nun auf eine nachfolgende Anlagenentwicklung warten.
Dafür wird der neue Flügel für die Offshoreanlage erstmals mit einer kohlefaserverstärkten Innenstruktur ausgeliefert. Sie komme auch in den außerhalb Europas neu eingeführten 1,6-MW-Anlagen mit 100 Meter-Rotor zum Einsatz.
GE hatte die getriebelose Technologie erst 2009 übernommen. Der Konzern hatte damals das Unternehmen Scanwind gekauft, das seit 2003 ein gutes Dutzend Testanlagen mit drei bis vier MW Leistung an der norwegischen Küste betreibt.
Binnenlandanlage erzeugt neun Prozent mehr
Die Onshoreanlage 2,75-103 soll derweil ab Sommer frei käuflich sein. Für sie hat GE das Blatt des bisherigen 100-Meter-Rotors reformiert. Eine sägezahnartige Blatthinterkante im Bereich der Blattspitze soll Geräusche des Rotors dämmen, laut Produktmanager Schellings „um zwei bis drei Dezibel". Allerdings wird das Windrad dann doch nicht leiser als bei der Vorgängeranlage 2.5-100: GE lässt den drei Meter größeren Rotor schneller rotieren, um auf mehr Energieausbeute zu kommen. Insgesamt soll die als Binnenlandanlage verkaufte Turbine neun Prozent ertragreicher sein. Die Hälfte davon ist dem leistungsstärkeren Generator zu verdanken, die andere Hälfte dem verlängerten Blatt. (Tilman Weber)