Auf der EWEA-Konferenz, die vom 16. bis 19. April in Kopenhagen stattfindet, versuchen zwei Unternehmen eine Antwort auf diese Frage zu finden. Im Streitgespräch zur chinesischen Marktübernahme standen sich Adam Bruce, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit beim irischen Projektierer Mainstream Renewable und Peter Brun, Vize-Präsident der Government Relations bei Vestas, gegenüber.
Gut gerüstet für den Wettbewerb
Peter Brun repräsentierte dabei die Kaste der Anlagenhersteller und hieß die Chinesen nicht ganz frei von Kritik willkommen: „Viele westliche Hersteller begrüßen ihren Eintritt in den offenen Markt, denn mit ihm kommt mehr Transparenz in die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit asiatischer Produkte.“ Brun sieht einen Wettbewerb zwischen China und Europa, für den die westliche Industrie gut gerüstet ist. Dass sich der Westen auch auf neuen Märkten gegen die Hersteller aus Fernost durchsetzen könne, habe zuletzt Afrika gezeigt, wo zwei Drittel der Aufträge europäischen Herstellern zukam, während Asien sich mit weniger als einem Zehntel begnügen musste.
„Es gibt keinen statistischen Hinweis darauf, dass China zur Bedrohung wird: In den globalen Aufträgseingängen vom letzten Jahr gehen allein 53 Prozent auf Vestas und Gamesa zurück“, sagt Brun, dessen strenge Ost-West-Argumentation gänzlich im Gegensatz zu jüngsten Gerüchten steht, nach denen die chinesischen Hersteller Sinovel und Goldwind Interesse am Kauf von Vestas geäußert hätten. Das Berichtete die dänische Tageszeitung Jyllands-Posten. Einen Kommentar blieben die Hersteller bislang schuldig – schneller reagierte die Vestas-Aktie, die laut IWR zwischenzeitlich um 20 Prozentpunkte anstieg.
Europäisch-asiatische Partnerschaft
Anders als der dänische Hersteller plädiert die irische Mainstream Renewable Power dafür, den Markt nicht im Kampf gegen die Asiaten sondern mit ihnen zu gestalten. Andernfalls würde Asien in der Tat zur großen Bedrohung werden, lautet das Urteil von Adam Bruce, dem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens. „Die Asiaten liefern ein beachtliches Komplettpaket aus Turbinen, Finanzierung und Lieferkette“, sagt Bruce. Zudem seien die beiden Industrie-Regionen Ost und West bereits stärker miteinander verbunden, als gemeinhin kommuniziert werde - immerhin steckt in jeder asiatischen Turbine auch Equipment aus Europa.
In Sachen Netzausbau könnten die Europäer von der Erfahrung der Chinesen profitieren, glaubt Bruce. Denn dort werden schon tausende Kilometer der verlustarmen Hochspannungsgleichstromkabel installiert, um die Netzinfrastruktur dem Ausbau der Erneuerbaren anzupassen. „Wir brauchen viel Wind und viel Netz – ohne asiatische Hersteller und asiatisches Geld werden wir das nicht hinbekommen“, prognostiziert er. Allerdings macht er dabei auch ein wenig Werbung für die eigene Unternehmensstrategie, denn Mainstream Renewable hat bereits Verträge über mehr als ein Gigawatt mit den chinesischen Marktführern Sinovel und Goldwind abgeschlossen. Die Zielmärkte für die Projekte liegen in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent.
China in Kopenhagen unterrepräsentiert
Ob wachsende Konkurrenz oder nicht, auf der begleitenden Ausstellung zur EWEA-Konferenz spielen chinesische Unternehmen 2012 praktisch keine Rolle. Lediglich fünf der über 500 Aussteller kommen aus China – davon ein einziger Hersteller, der im Megawatt-Segment aktiv ist: Envision (im Bild) stellte sein Onshore-Portfolio mit 1,5 und 2,3 Megawatt Leistung vor sowie ein zweiblättriges Offshore-Turbinenkonzept mit 3,6 Megawatt Leistung. Die beiden Rotorblätter der E128-3.6MW PP 2B sollen aus je zwei Segmenten bestehen, wobei der Pitch immer nur ein Segment pro Blatt in oder aus dem Wind dreht.
(Denny Gille)