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Energiewende durch Bürgerbeteiligung

Solarpunkte. Eine grüne Idee für Unternehmen und Verbraucher

Tobias Höfle und Dennis Brünig sind Stadtkinder und Querdenker. Die Hannoveraner wollten die Energiewende zu den Menschen bringen, die weder ein eigenes Grundstück, noch ein eigenes Dach haben. Jetzt haben Sie mit ihrer Solarpunkte GmbH ein Projekt an den Start gebracht, das Bürgern und Unternehmen genau das ermöglicht. Erreichen wollen sie dies über ein sogenanntes CSR-Projekt (Corporate Social Responsibility), bei dem Unternehmen ökologische und soziale Projekte finanziell unterstützen. Das Prinzip ähnelt dem eines großen Bierbrauers, der über den Verkauf seiner Getränke den Regenwald zu schützen versucht. Nur geht es statt um Wald nun um Solaranlagen.

Seit dem 22. Mai 2014 ist die erste Photovoltaikanlage eingeweiht. Auf dem Dach des Winnicott-Instituts für Kinder- und Jugendpsychologie in Hannover steht jetzt eine 11,9-Kilowatt-Solaranlage mit 46 Modulen und einer jährlichen Leistung von 10.800 Kilowattstunden. Der erzeugte Strom kommt der Einrichtung selbst zugute. Ebenso, was an Überschuss ins Netz eingespeist wird. Künftig werden so jährlich bis zu 5.900 Kilogramm CO2 vermieden.

Bei der Finanzierung gab es Unterstützung

Finanziert wurde die Anlage zunächst von dem Verein Grünstrom, der auch den Kontakt zu dem Institut hergestellt hat. Jetzt müssen die Solarpunkte, die für die Anlage ausgegeben werden – bei einem Punkt pro Quadratzentimeter kommen bei dem Winnicott-Institut 750.000 Solarpunkte zusammen – nur noch von Partnerunternehmen eingekauft werden. Das sind vor allem Unternehmen, die zeigen wollen, dass die sich für die Umwelt einsetzen. Bisher zählen dazu Möbel Staude, Easydisplay und Perbaccowein. Durch ihren Einsatz sind bereits mehr als 3000 Solarpunkte eingekauft.

Bei Kosten im einstelligen Cent-Bereich für einen Solarpunkt ist das nicht teuer. Die Ausgaben sollen von den Partnerunternehmen dennoch nicht auf die Produkte umgelegt werden – auch wenn dies schwer zu kontrollieren ist. Die Unternehmen sollen die Beteiligung vielmehr als Marketingmaßnahme verstehen und sie auch aus dem dafür vorgesehenen Budget finanzieren.

Die Solarpunkte sollen auf die Produkte

Die selbstgewählte Menge an Solarpunkten, die die Unternehmen einkaufen, wird über ihre Produkte verteilt. Wie genau die Punkte verteilt werden, ist aber noch nicht abschließend geregelt. Die Jungunternehmer sehen da aber viele Möglichkeiten. So können sie sich unter anderem ein Solarpunkte-Logo vorstellen, das genau angibt, wie viele Punkte mit dem jeweiligen Produkt erworben werden.

Jetzt kommt der Verbraucher ins Spiel. Er kauft die Produkte der Partnerunternehmen und erhält dafür Solarpunkte gutgeschrieben. Diese kann er unter Solarpunkte.de eingeben und sieht sofort, welche Photovoltaikanlage damit rückwirkend finanziert wird. Auf der Internetpräsenz der Solarpunkte GmbH kann der Verbraucher zudem nachvollziehen, welche Unternehmen sich wie stark engagieren. Die erreichten CO2-Einsparungen werden angezeigt, genauso wie viel Strom bereits aus den Photovoltaikanlagen erzeugt wurde. Darüber hinaus kann der Kunde seine Solarpunkte sammeln und sehen, wie viel CO2 er selbst einspart.

Solarpunkte.Tobias Höfle | „Wir arbeiten auf keinen Fall mit schmutzigen Unternehmen zusammen. Es wird Mindestanforderungen geben, die die Unternehmen erfüllen müssen“, so Tobias Höfle. - © Foto: Denny Gille
Solarpunkte.Tobias Höfle | „Wir arbeiten auf keinen Fall mit schmutzigen Unternehmen zusammen. Es wird Mindestanforderungen geben, die die Unternehmen erfüllen müssen“, so Tobias Höfle.

Ein heißer Sommertag gab den Ausschlag

Die Idee kam den Jungunternehmern bei einem Spaziergang an einem sonnigen Tag in Hannover. „Wir haben über die Energiewende diskutiert und wie cool es doch wäre, sich zu engagieren. Die zentrale Frage war: Was kann ich überhaupt tun? Gerade als Stadtbewohner ohne eigene Dachfläche?“, erklärt Tobias Höfle.

So entstand der Gedanke, gemeinnützige Einrichtungen mit Photovoltaikanlagen auszustatten und dafür Unternehmen zu gewinnen, die diese finanzieren. Am Anfang war es aber schwer, Partner zu finden. Die meisten Unternehmen wollten ein Referenzobjekt sehen. Und das, obwohl die Jungunternehmer bereits 2011 für ihre Idee einen Preis beim Gründungsideenwettbewerb Startup-Impuls gewonnen haben. Erst über die Unterstützung des bekannten Vereins Grünstrom, konnte das Vertrauen der Partner gewonnen werden.

Wer kann mitmachen?

Willkommene Partner sind vor allem gemeinnützige Einrichtungen, die einen hohen Stromverbrauch haben, so dass der erzeugte Strom direkt genutzt wird. Bei dem Winnicott-Institut werden mehr als 80 Prozent des erzeugten Stroms selbst verbraucht.

Für die Anlage auf dem Winnicott-Institut haben die Jungunternehmer mit der AS Solar GmbH zusammengearbeitet. Die verbauten Module stammen von dem norwegischen Unternehmen REC. Ebenso achten sie darauf, dass die Partnerunternehmen bestimmte Kriterien erfüllen.

„Wir arbeiten auf keinen Fall mit schmutzigen Unternehmen zusammen. Es wird Mindestanforderungen geben, die die Unternehmen erfüllen müssen“, so Tobias Höfle.

Gespräche über weitere Dachflächen für Solaranlagen werden derzeit mit dem Hannover Zoo und der Medizinischen Hochschule Hannover geführt. Auch große Unternehmen stehen bereits mit der Solarpunkte GmbH in Verhandlung. Das Interesse, etwas für die Umwelt zu tun und dies auch zu zeigen, ist also vorhanden und das Projekt damit auf einem guten Weg.

(Andreas Fründt)