Butter ist out, Margarine erst Recht. Das grüne Gold aber ist in jeder Küche. Olivenöl ist gesund – und das hat insbesondere zu gesunden Verhältnissen unter Olivenölproduzenten geführt. Mehr als 2 Millionen Tonnen werden jährlich in Europa hergestellt. Das Verfahren der Ölgewinnung besteht aus mehreren Stufen: Die Früchte werden entblättert, gewaschen und gemahlen. Anschließend wird die wässrig-ölige Masse in einer Zentrifuge in eine wässrige und eine ölige Phase getrennt. Die wässrige ist Abfall – und für Pflanzen und Tiere giftig, denn sie besitzt zum Beispiel eine hohe Konzentration an Phenolen. Die festen Olivenreststoffe aus der Ölmühle bestehen zum Großteil aus Proteinen. Aber auch sie enthalten Phenole. Die Ölproduzenten haben also ein handfestes Entsorgungsproblem.
Die Phenole für die Kosmetikindustrie
Das Fraunhofer Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) gemeinsam mit Partnern jetzt ein Konzept, wie sich die Olivenölabfälle nutzen lassen. Das Projekt wird von der EU gefördert. Im ersten Schritt sollen die Phenole aus der Masse extrahiert werden. Sie könnten von der Kosmetik- oder Lebensmittelindustrie genutzt werden – als Antioxidantien. Diese Stoffe werden im Pflanzenreich erzeugt und von den Pflanzen genutzt, um sich gegen Umwelteinflüsse zu wappnen. Was den Pflanzen nutzt, dient auch dem Menschen. Zwei der bekanntesten Antioxidantien sind Vitamin C und Vitamin E. Antioxidantien gelten in der Gesundheitsbewegung als Waffen gegen Alterung des menschlichen Körpers, zum Beispiel des Organs Haut. Sie werden von der Kosmetikindustrie seit Jahren in Cremes, Tuben und Tiegeln verarbeitet. Vitamin C und Vitamin E gibt es in jedem Supermarkt als Nahrungsergänzungsmittel zu kaufen.
Mehr Biogas als aus Mais
Die von den Phenolen befreite Restbiomasse soll dann vergoren werden. Aus beiden Fraktionen, also der flüssigen wie der festen, lässt sich Biogas gewinnen. Aus den festen Abfällen konnten innerhalb von 20 bis 30 Tagen bis zu 720 Liter Biogas pro Kilogramm organischer Trockensubstanz gebildet werden. Aus den flüssigen Abfällen gewannen die Forscher innerhalb von 10 Tagen 680 bis 980 Liter Biogas. Die Unterschiede erklären sich mit unterschiedlichen Zusammensetzungen des Materials. Zum Vergleich: Maissilage liefert im Schnitt 680 Liter Biogas pro Kilogramm organischer Trockensubstanz. Als organische Trockensubstanz (oTS) werden die wasserfreien Anteile eines organischen Stoffes bezeichnet. Außerdem sind in der oTS die Mineralstoffe entfernt.
Oliven können das Saarland ersetzen
Jetzt wollen die Wissenschaftler untersuchen, wie sie die Biogasausbeute erhöhen können in kontinuierlich betriebenen Vergärungsprozessen, in denen ständig Substrat zugeführt wird. Sie stellen bereits jetzt fest: Würden alle Reststoffe der Olivenölproduktion in Europa zu Biogas vergoren, dann wäre die Menge Bioenergie, die durch sie gewonnen werden könnte, etwa gleich der Menge, für die 2.800 Quadratkilometer Mais angebaut werden muss – eine Fläche, die so groß ist wie das Saarland. (Dittmar Koop)