Klar ist schon jetzt: Der VDMA möchte die seit 1989 in Husum ausgerichtete Messe nach Hamburg verlegen. In dem Nordseestädtchen findet bisher immer in geraden Jahren die „Windenergy“ statt. Nächstes Jahr läuft der Vertrag mit dem VDMA jedoch aus. In ungeraden Jahren trifft sich die Branche bereits auf der Hannover-Messe – bisher allerdings mit noch geringeren Besucher- und Ausstellerzahlen.
Schon seit geraumer Zeit schwelt der Kampf zwischen dem bisherigen Standort und der Hansestadt. Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch hatte vor kurzem verkündet, die Messe nach Hamburg holen zu wollen. Bürgermeister Olaf Scholz schien zuletzt gar keine Gelegenheit mehr auslassen zu können um zu betonen, Hamburg könne sich nach der Verlegung der Siemens-Zentrale an die Alster im September „Hauptstadt der Windenergie“ nennen. Und die VDMA-Abteilung Power Systems bestätigte kürzlich, einen Auftrag ihrer Mitglieder für eine neue Messestrategie bekommen zu haben. Die Forderung: Die Windenergy soll ab 2014 im jährlichen Wechsel zwischen Hannover und Hamburg stattfinden.
Peter Becker, Geschäftsführer der Messe Husum, nimmt die Bestrebungen des VDMA inzwischen wohl durchaus ernst. Und er zeigt sich kampfbereit: Seine Messe sei auch dank eines „erstklassigen Geschäftsumfeldes“ gut genug gerüstet, um sich auf Dauer gegen Hamburg halten zu können. „Wir nehmen die Herausforderung an, auch wenn es 2014 dann zur gleichen Zeit eine Windmesse in Husum und eine in Hamburg geben sollte“, sagt Becker. Der VDMA Power Systems habe seiner Meinung nach schon immer Hamburg als Standort im Auge gehabt und dort bereits 2002, 2004 und 2006 kleinere Windmessen durchgeführt – allerdings ohne Erfolg. Erst im Frühjahr hatte der VDMA von Messeveranstaltern aus verschiedenen Großstädten ein Konzept für eine internationale Windenergiemesse angefordert.
Logistik und Infrastruktur verbessert
Dass die Messe in Husum an den gewachsenen Bedarf angepasst werden muss, ist nicht nur für Becker klar. Im letzten Jahr wurde in Husum für 15 Millionen Euro ein neues Congress-Centrum eröffnet. Eine aktuelle Förderzusage des Landes Schleswig-Holstein ermögliche jetzt auch den Ausbau der Infrastruktur, erklärt Becker: „Wir haben eine neue Logistikhalle sowie weitere Grundstücke für die Logistik bereitgestellt, die Hallenkapazitäten erweitert und die Ausstattung in den Hallen deutlich verbessert“, sagt der Geschäftsführer. Außerdem verweist er darauf, dass der VDMA nicht für die Branche spreche: „Von rund 1000 Ausstellern im letzten Jahr gehörten 60 zum VDMA. Die anderen fühlen sich hier gut aufgehoben – darunter auch Branchenriesen wie Vestas oder Enercon, die sich deutlich für den hiesigen Standort ausgesprochen haben.“
Der Präsident des Bundesverbandes Windenergie, Hermann Albers, findet es nicht verwunderlich, dass sich mehrere nationale wie internationale Messestandorte um eine Fachmesse für die Windenergiebranche bemühen. „Aus Sicht des Bundesverbandes Windenergie ist gegenwärtig keine Entscheidung für andere als die bisher etablierten Standorte Husum und Hannover gefallen. Die Husum-Messe muss zeigen, dass sie durch organisatorisches Geschick die infrastrukturellen Schwächen des Standortes überwindet. Klar ist, dass auch in Zukunft die Leitmesse für die Windenergie in Deutschland stattfinden muss“, so der Präsident.
(Regine Krüger)